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Ablauf der Entscheidungs- prozesse zur Anlage einer perkutanen ...

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hen können. Sie hat mich noch nie bewusst wahrgenommen, sie lebt immer noch, ist in einem dementen<br />

Zustand, hat dann glaube ich seit drei Jahren wie<strong>der</strong> eine PEG, das ist sehr, sehr schwierig.<br />

Also hätte man mich damals gefragt wie lang lebt die noch, hätte ich gesagt, weiß ich nicht<br />

vielleicht zwei Jahre, vielleicht auch drei und jetzt schreiben wir zweitausendundacht und sie lebt<br />

immer noch in diesem völlig dementen Dämmerzustand mit tausendfünfhun<strong>der</strong>t Kalorien pro Tag,<br />

das ist sehr, sehr problematisch.“ (Niklas Seifert - Arzt)<br />

„Also ich denke, ich habe eine Patientin, die hat vor zehn Jahren, vor zehn Jahren hat die eine<br />

PEG bekommen und die liegt im Bett, total abwesend, die wird gepflegt, die wird künstlich versorgt,<br />

jetzt fängt sie an Dekubitalgeschwüre zu entwickeln aber ansonsten, sie reagiert nicht. Ich<br />

weiß nicht, ob das sinnvoll ist“ (Rainer Braun - Arzt).<br />

Situationen, wie diese werfen das Licht auf eine beson<strong>der</strong>e Problematik <strong>der</strong> einmal getroffenen<br />

Entscheidung, die niemand verifizieren mag. Die PEG ist gelegt und erfüllt die Erwartung,<br />

die Ernährungssituation zu stabilisieren. Ein Nutzen im Sinne <strong>der</strong> Lebensqualität kann<br />

nicht klar beschrieben, aber auch nicht ausgeschlossen werden. Die Pflegenden berichten<br />

von Angehörigen, die ihre Entscheidung im Nachhinein bereuen und sich fragen: „Warum<br />

haben wir dem zugestimmt? (Rudi Menrich - Pflegen<strong>der</strong>). Es scheint, als befänden sich die<br />

Handelnden in <strong>einer</strong> Patt-Situation o<strong>der</strong> einem <strong>Entscheidungs</strong>vakuum. Die Entscheidung in<br />

Frage zu stellen und sich aktiv gegen eine Ernährung bei liegen<strong>der</strong> Ernährungssonde zu<br />

entscheiden, gerät in das Grenzgebiet passiver Sterbehilfe. Eine Entscheidung, für die niemand<br />

die Verantwortung übernehmen will.<br />

„Allerdings muss ich dazu sagen, die Dame hatte ein sehr starkes Herz und aber <strong>der</strong> Lebenswille<br />

fehlte, die Dame hat dann zwar einige Zeit o<strong>der</strong> mindestens zwei Jahre dann noch mit <strong>der</strong> PEG<br />

gelebt und die Tochter war dann enttäuscht gewesen, dass die Mutter dann praktisch nicht sterben<br />

konnte und das war dann für sie sehr schlimm. Sie hat dann im nach hinein hat sie gesagt, hätte<br />

ich das nur nicht tun lassen, denn meine Mutter, ist ja kein Leben, sie, sie vegetiert nur noch dahin<br />

und das war für die Tochter sehr, sehr schwer, denn sie wollte dann, hat mit dem Arzt gesprochen,<br />

dass sie die Nahrung absetzen können, das ging ja dann nun auch nicht mehr, das war sehr<br />

schwer für die Angehörigen, dass sie diesen Schritt gemacht haben.“ (Arina Schnürer - Pflegende).<br />

„ich habe auch erlebt, weil viele Angehörige, die das später bereut haben, dass sie das zugestimmt<br />

haben, die haben das bereut, aufgrund dieses Vegetierens, die haben geweint, und die waren <strong>der</strong><br />

Meinung, dass die leiden, ihre Mutter, ihr Vater“(Mari Minowski - Pflegende).<br />

Eine Pflegende schil<strong>der</strong>t, wie aus <strong>einer</strong> PEG, die zuerst nur <strong>zur</strong> Flüssigkeitssubstitution gedacht<br />

war, fast unbemerkt zu <strong>einer</strong> Vollernährung via PEG wird und dass die Grenzen fließend<br />

sind.<br />

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„ich sag mal, wenn jemand dann nur teilweise isst o<strong>der</strong> nur teilweise trinkt, machen wir das ja auch<br />

so, dass wir teilweise was zu essen reichen und teilweise was dann über die PEG dann bestücken,<br />

dann will <strong>der</strong>, ich sag mal, dann am nächsten Tag weniger essen, dann irgendwann landet <strong>der</strong> im<br />

kompletten System <strong>der</strong> PEG-Bestückung, dann haben sie irgendwann so ein, das ist so ein schleichen<strong>der</strong><br />

Prozess, das ist echt oft so ein schleichen<strong>der</strong> Prozess, dann ist das so aus <strong>der</strong> Routine<br />

draußen, normalerweise bin ich ja verpflichtet als Pflegekraft ihm auch wenigstens täglich etwas<br />

anzubieten, bin ich verpflichtet, aber irgendwann bei solchen Besetzungen wan<strong>der</strong>t das dann irgendwo<br />

in <strong>der</strong> Versenkung“ (..) „und so kommt das dann ganz schnell zu einem ganz schleichenden<br />

Prozess, dass nur noch die Bestückung da ist, so vielleicht kriegt er dann noch einen Joghurt<br />

o<strong>der</strong> einen Wackelpudding und das war´s und wenn die dann oftmals, dann oftmals, ich weiß nicht<br />

warum und wieso, aber sie sind dann natürlich optimal in Anführungsstrichen sind sie natürlich von<br />

<strong>der</strong> Ernährung her, von <strong>der</strong> Flüssigkeitszufuhr her, aber <strong>der</strong> Abbau schreitet ja trotzdem voran, und<br />

irgendwann liegen die komischerweise alle im Bett und sind nur bedingt mehr mobilisierbar und<br />

dann entsteht, ich sag nur und dann entsteht, weil <strong>der</strong> BMI muss ja erhalten bleiben, dann entsteht<br />

hier so n riesen Trommelbauch, das Bauchfett, das das wächst, die Gliedmaßen, weil die Mobilität<br />

eben weniger ist, habe ich ganz dünne Gliedmaßen, <strong>der</strong> Muskelabbau findet statt und das erleben

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