Ablauf der Entscheidungs- prozesse zur Anlage einer perkutanen ...
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Insbeson<strong>der</strong>e für die Patientengruppe mit dementiellen Erkrankungen wird <strong>der</strong> Nutzen <strong>der</strong><br />
enteralen Ernährung durch eine Ernährungssonde heute infrage gestellt. Zahlreiche Studien<br />
wi<strong>der</strong>legen den Nutzen o<strong>der</strong> aber können einen solchen in Bezug auf Parameter wie die<br />
Überlebenszeit, den funktionalen Status, den Ernährungszustand sowie für die Vermeidung<br />
von Aspirationspneumonien und Dekubitalgeschwüren zumindest nicht nachweisen (Gillick,<br />
2000; Li, 2002; Meier et al., 2001; Murphy & Lipman, 2003). Inwieweit eine Verbesserung <strong>der</strong><br />
Lebensqualität und des Wohlbefindens durch die Ernährung mit <strong>einer</strong> PEG-Sonde bei Menschen<br />
im fortgeschrittenen Lebensalter und mit psychischen o<strong>der</strong> dementiellen Erkrankungen<br />
erreicht werden kann, ist ebenso fraglich. Zwar ist aufgrund <strong>der</strong> kognitiven Situation dieser<br />
Patienten eine Beurteilung <strong>der</strong> Lebensqualität häufig nur un<strong>zur</strong>eichend möglich, jedoch<br />
betonen Kritiker <strong>der</strong> Sondenernährung, dass Daten von Patienten mit an<strong>der</strong>en terminalen<br />
Erkrankungen darauf hindeuten, dass diese in vielen Fällen kein Hunger- und Durstgefühl<br />
erfahren o<strong>der</strong> aber dieses durch minimale Zufuhr von Nahrung und Flüssigkeit gestillt werden<br />
könne (Gillick, 2000; Li, 2002).<br />
Neben dem fehlenden Nachweis eines Nutzens werden auch nachteilige Auswirkungen von<br />
enteraler Ernährung über PEG-Sonden diskutiert. In diesem Zusammenhang werden vor<br />
allem negative Auswirkungen auf psychologische und soziale Aspekte, wie die Verän<strong>der</strong>ung<br />
von Lebensgewohnheiten, von sozialen Kontakten, des Körperbilds sowie <strong>der</strong> Verlust des<br />
Genusses von Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme, hervorgehoben (Brotherton & Lyons,<br />
2006; Gillick, 2000; Liley & Manthorpe, 2003; Rickman, 1998). Des Weiteren existieren Daten,<br />
die Fixierungen bei bis zu 71% <strong>der</strong> Patienten mit dementiellen Erkrankungen und Ernährungssonden<br />
<strong>zur</strong> Vermeidung <strong>einer</strong> Dislokation <strong>der</strong> Sonde belegen (Gillick, 2000; Synofzik,<br />
2007).<br />
Auf Grundlage dieser Daten wird in <strong>der</strong> aktuellen Diskussion um den Umgang mit enteraler<br />
Ernährung durch PEG-Sonden gefor<strong>der</strong>t, dass <strong>der</strong> Entscheidung für o<strong>der</strong> gegen das Anlegen<br />
<strong>einer</strong> PEG-Sonde ein Prozess des sorgfältigen Abwägens von Nutzen und Risiken im<br />
Einzelfall vorangeht. Über den praktischen Verlauf des <strong>Entscheidungs</strong><strong>prozesse</strong>s <strong>zur</strong> Einleitung<br />
<strong>einer</strong> künstlichen enteralen Ernährungsbehandlung mithilfe <strong>einer</strong> PEG liegen bisher<br />
sowohl für den akutstationären Bereich als auch für stationäre Pflegeeinrichtungen in<br />
Deutschland kaum systematische Erkenntnisse vor. Das hier beschriebene Forschungsprojekt<br />
ist darauf ausgerichtet, diese Prozesse näher zu beleuchten.<br />
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