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Ablauf der Entscheidungs- prozesse zur Anlage einer perkutanen ...

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wegen länger leben, das kann ich ihnen auch nicht sagen, aber sie sterben dann zumindest nicht<br />

daran“ (Sigrid Kreuzer - Ärztin).<br />

Wie<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e schil<strong>der</strong>n Situationen, in denen das Ernährungsdefizit gut behandelbar war,<br />

für den Patienten <strong>der</strong> Benefit im zeitlichen Verlauf fraglich bleibt, wie zwei Ärzte bemerken:<br />

„Natürlich erholt sich jemand primär wie<strong>der</strong>. Die ersten vier-sechs Wochen geht’s den Leuten dann<br />

besser, wenn die bisschen zunehmen, aber dann..... dass die dann wirklich wie<strong>der</strong> aufstehen und<br />

loslaufen o<strong>der</strong> cerebral deutlich besser werden, weil die jetzt besser ernährt sind.... das kann ich<br />

nicht so jetzt nachvollziehen“ (Sabine Murnau - Ärztin)<br />

„das ist ja manchmal paradox, die haben dann manchmal eine PEG-Sonde und werden dicker und<br />

dicker, die mästen ja auch unheimlich und sterben natürlich nicht, weil die, die, die leben, leben da<br />

vor sich hin, aber gucken nach rechts oben und wissen nicht was passiert“ (Sören Wißling - Arzt).<br />

Auch müsse man bedenken, dass eine PEG nicht so komplikationsarm sei, wie oftmals angenommen,<br />

es käme nicht selten zu Durchfällen o<strong>der</strong> Reflux von applizierter Nahrung bis hin<br />

<strong>zur</strong> Aspiration, die man ja eigentlich verhin<strong>der</strong>n wolle, das sei für die Patienten nicht immer<br />

angenehm und bedeute außerdem eine Min<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Lebensqualität (Klaus Krämer - Arzt).<br />

Pflegende berichten auch davon, dass sich die Einstichstellen entzünden o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Schlauch<br />

porös würde, so dass eine Neuanlage inklusive Krankenhausaufenthalt nötig würde (Gudrun<br />

Kohlmann - Pflegende, Ines Junkers - Pflegende). Eine an<strong>der</strong>e Pflegende berichtet davon,<br />

dass die PEG gerade für die Bewohner mit <strong>einer</strong> Demenz ein Störfaktor sein kann. Der liegende<br />

Schlauch könne einen Reflex auslösen daran zu greifen, zu fummeln o<strong>der</strong> sich diesen<br />

wie<strong>der</strong> herauszuziehen. Das birge auch Gefahren, z. B. sich zu verletzen. Beobachtet worden<br />

waren Situationen, in denen sich die Bewohner die Sondenkost samt Infusionsstän<strong>der</strong><br />

ins Bett gerissen hätten, weil sie den Gegenstand als solchen nicht erkannt hätten (Kati<br />

Nimwegen - Pflegende). Eine Pflegende schil<strong>der</strong>t, dass man bei unruhigen Menschen mitunter<br />

die Hände o<strong>der</strong> die Person fixieren müsste, damit die Sondenkost appliziert werden<br />

könne. Das sei eine deutliche Einschränkung <strong>der</strong> Lebensqualität. Der medizinische Nutzen<br />

müsse hier einwandfrei nachgewiesen werden (Jutta Vorsig - Pflegende).<br />

Aspekte <strong>der</strong> Lebensqualität<br />

Lebensqualität stellt einen bedeutenden Parameter in den <strong>Entscheidungs</strong><strong>prozesse</strong>n <strong>zur</strong> <strong>Anlage</strong><br />

<strong>einer</strong> PEG dar. Ein Arzt bezieht hier deutlich Stellung und sagt:<br />

„<strong>der</strong> einzige Nutzen, <strong>der</strong> für mich wirklich Nutzen wäre, wäre, wenn ich einem Menschen durch<br />

eine Maßnahme eine höhere Lebensqualität verschaffen würde“ (Niklas Seifert - Arzt).<br />

Ein wesentlicher Aspekt, <strong>der</strong> für die Befragten mit Lebensqualität des Patienten verbunden<br />

ist, ist die Teilhabe und <strong>der</strong> Grad <strong>der</strong> Einbezogenheit in das soziale Leben sowie die Fähigkeit<br />

aktiv am Leben teilzunehmen, über das eigene Leben verfügen und entscheiden zu können.<br />

Teilhabe kann bedeuten einfach die Umgebung wahrzunehmen.<br />

„Teilnahme, Teilnahme, so, (...) an allem, an Krach, an Leben, ob er sich aufregt o<strong>der</strong> sich nicht<br />

aufregt, also, wenn ich Regungen sehe, Emotionen sehe o<strong>der</strong> erkennen kann, auch wenn er nicht<br />

sprechen kann, Augen, ja, wie er mit den Augen spricht, wie er teilnimmt“ (Martina Reger - Pflegende).<br />

Teilhabe bedeute auch auf Gerüche zu reagieren, den Duft von Apfelkuchen zu reichen, Appetit<br />

zu verspüren, einen warmen Tee zu trinken o<strong>der</strong> gemeinsam Mahlzeiten einzunehmen.<br />

Essen bedeute genießen können und sei gleichbedeutend mit Lebensqualität (Gudrun<br />

Kohlmann - Pflegende).<br />

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