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Ablauf der Entscheidungs- prozesse zur Anlage einer perkutanen ...

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Eine defensive Haltung wird vor allem in palliativen Situationen eingenommen. Hier erscheint<br />

die PEG-<strong>Anlage</strong> am Ende <strong>einer</strong> langen Kette von Maßnahmen, um z. B. Fehlernährung o<strong>der</strong><br />

Mangelzustände zu kompensieren. Ihr Einsatz erfolgt zögerlich und in <strong>der</strong> Regel wohlüberlegt.<br />

Ein Arzt beschreibt seine Position folgen<strong>der</strong>maßen:<br />

„Also das unkritische Legen ist meines Erachtens viel riskanter als vielleicht mal ein, ja was heißt<br />

zu spät, ein spätes Legen“ (Niklas Seifert - Arzt).<br />

Hintergrund <strong>einer</strong> solchen zögerlichen Haltung gegenüber <strong>der</strong> <strong>Anlage</strong> <strong>einer</strong> PEG ist die Erfahrung,<br />

dass man „durch Legen <strong>einer</strong> PEG eben viele Menschen in ihrem letzten Lebensabschnitt<br />

in eine Situation hinein zwingt, die k<strong>einer</strong> wollte“ (Niklas Seifert - Arzt) Auch hier ist<br />

vorausschauendes, prophylaktisches Denken erfor<strong>der</strong>lich, führt jedoch zum umgekehrten<br />

Schluss, dem abwartenden Umgang mit <strong>einer</strong> PEG-<strong>Anlage</strong>.<br />

„solange <strong>der</strong> ausreichend schlucken kann, bei einem reinen terminalen Tumorstadium würde ich<br />

die Indikation bei <strong>einer</strong> Schluckfähigkeit, würde ich die also sehr differenziert und sehr <strong>zur</strong>ückhaltend<br />

sehen“ (Ingo Klare - Arzt)<br />

Eine Pflegende merkt an: „wann ist früh genug (..), wo ist <strong>der</strong> richtige Moment, das sagt einem<br />

k<strong>einer</strong>“ (Gudrun Kohlmann - Pflegende).<br />

„das ist eine Vermischung, das ist wirklich eine hochindividuelle Geschichte, also das wird wohl<br />

beides richtig sein, dass wir oft viel zu spät handeln, und manchmal, dass es einfach unsinnig war“<br />

(Meike Saalfeld - Pflegende)<br />

Einsatz von Instrumenten <strong>zur</strong> <strong>Entscheidungs</strong>findung<br />

Zur Ermittlung eines Handlungsbedarfs werden verschiedene Parameter erhoben, die im<br />

Vorfeld <strong>der</strong> Entscheidung unterstützend genutzt werden. Auch hier handelt es sich eher um<br />

beispielhafte, denn um eine vollständige Beschreibung möglicher Erhebungsparameter, da<br />

dieses Themengebiet in den Interviews sehr unterschiedlich stark angesprochen wurde. Die<br />

klinische Beobachtung, das Messen von Größe und Gewicht und die Dokumentation <strong>der</strong><br />

Trink- und Essmengen dienen primär <strong>der</strong> Einschätzung des Ernährungszustandes und <strong>der</strong><br />

Ermittlung <strong>einer</strong> Mangelernährung. Sie sind nur indirekt als Instrumente <strong>der</strong> <strong>Entscheidungs</strong>findung<br />

zu bewerten. Eine Patientenverfügung o<strong>der</strong> <strong>Entscheidungs</strong>hilfen hingegen sind eigens<br />

<strong>zur</strong> Erleichterung <strong>einer</strong> Entscheidung für o<strong>der</strong> gegen z. B. eine PEG ausgelegt.<br />

Klinische Beobachtung des Bewohners/Patienten<br />

Die Beobachtung ist das erste Instrument <strong>zur</strong> Erkennung von Verän<strong>der</strong>ungen. Im Alltag<br />

kommt den betreuenden Personen mit direktem Kontakt eine große Bedeutung zu (vgl. Akteure<br />

im <strong>Entscheidungs</strong>prozess). Pflegende kennen den Bewohner oft über Jahre und nennen<br />

Aspekte, die in diesem Zusammenhang beson<strong>der</strong>e Aufmerksamkeit erhalten. So müsse<br />

genau geschaut werden, welche Ursache z. B <strong>einer</strong> Gewichtsabnahme o<strong>der</strong> <strong>einer</strong> Appetitlosigkeit<br />

zugrunde lägen.<br />

„auch die Befindlichkeit, war die traurig, hatte die ein Erlebnis, wie war <strong>der</strong> Vormittag? Hatte die<br />

eine schlechte Nacht? Wie ist die in den Tag gekommen und Punkt Mahlzeiten, essen, trinken ist<br />

ganz schwierig“ (Karin Kridow - Pflegende).<br />

Dazu müsse auch <strong>der</strong> Mund- und Zahnstatus genau geprüft werden, um auszuschließen,<br />

dass Druckstellen für ein Nicht essen wollen verantwortlich gemacht werden kann. Zusätzlich<br />

müsse darauf geachtet werden, ob und inwiefern sich die Essgewohnheiten verän<strong>der</strong>t hätten<br />

(Kati Nimwegen - Pflegende, vgl. Unterstützen oraler Nahrungszufuhr).<br />

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