Ablauf der Entscheidungs- prozesse zur Anlage einer perkutanen ...
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hierbei von <strong>der</strong> Hypothese, dass ein strukturierter Prozess <strong>zur</strong> <strong>Entscheidungs</strong>findung sich in<br />
<strong>der</strong> Bewohnerdokumentation <strong>der</strong> Altenpflegeeinrichtungen wie<strong>der</strong> finden würde.<br />
Als wesentliches Ergebnis dieser Forschungsarbeit ist deshalb festzuhalten, dass sich lediglich<br />
in 16 <strong>der</strong> 72 analysierten Bewohnerdokumentationen Informationen finden, die Rückschlüsse<br />
auf diesen Prozess zuließen. Zweifelsohne ist bei <strong>der</strong> Interpretation dieses Ergebnisses<br />
<strong>der</strong> Tatsache Rechnung zu tragen, dass knapp dreißig Prozent <strong>der</strong> teilnehmenden<br />
Bewohner erst nach <strong>Anlage</strong> <strong>der</strong> PEG-Sonde durch die entsprechende Altenpflegeeinrichtung<br />
betreut wurden. Auch ist zu berücksichtigen, dass in einigen Fällen eine akute Erkrankung<br />
möglicherweise dazu führte, dass <strong>der</strong> <strong>Entscheidungs</strong>prozess für die <strong>Anlage</strong> <strong>der</strong> PEG-Sonde<br />
im Krankenhaus stattfand. Dennoch verbleiben etwa 20 Fälle, in denen aus ungeklärten<br />
Gründen k<strong>einer</strong>lei Informationen zum <strong>Entscheidungs</strong>prozess in <strong>der</strong> Bewohnerdokumentation<br />
verfügbar sind.<br />
Obwohl zum <strong>Entscheidungs</strong>ablauf aus diesen Gründen nur eine sehr geringe Anzahl an Bewohnerdokumentationen<br />
<strong>zur</strong> Verfügung stand, ergaben sich hieraus Hinweise auf verschiedene<br />
Aspekte des <strong>Entscheidungs</strong><strong>prozesse</strong>s.<br />
Im Rahmen eines strukturierten <strong>Entscheidungs</strong><strong>prozesse</strong>s wird unter an<strong>der</strong>em <strong>der</strong> Einsatz<br />
von Algorithmen empfohlen, die dabei helfen sollen relevante Aspekte lückenlos zu berücksichtigen.<br />
Verschiedene Beispiele solcher <strong>Entscheidungs</strong>hilfen finden sich in <strong>der</strong> Literatur<br />
(Angus & Burakoff, 2003; Löser & Müller, 1998; San<strong>der</strong>s et al., 2002). In den analysierten<br />
Bewohnerdokumentationen des vorliegenden Forschungsprojektes ist die Anwendung <strong>der</strong>artiger<br />
<strong>Entscheidungs</strong>hilfen nicht dokumentiert. In <strong>der</strong> Praxis scheinen <strong>der</strong>artige <strong>Entscheidungs</strong>hilfen<br />
also keine Anwendung zu finden. Das ist insbeson<strong>der</strong>e interessant, da während<br />
<strong>der</strong> Datenerhebung einige <strong>der</strong> Kontaktpersonen in den Altenpflegeeinrichtungen äußerten,<br />
dass sie die Entwicklung <strong>einer</strong> <strong>Entscheidungs</strong>hilfe als sehr sinnvoll empfinden würden.<br />
Auch eine umfassende Beurteilung des Ernährungszustandes und <strong>der</strong> Ernährungssituation<br />
sowie die Anwendung alternativer Maßnahmen <strong>zur</strong> Sicherung eines adäquaten Ernährungszustandes<br />
wird im Zusammenhang mit <strong>der</strong> <strong>Anlage</strong> <strong>einer</strong> PEG-Sonde gefor<strong>der</strong>t<br />
(Gemeinsamer Bundesausschuss 2005; Brüggemann et al., 2003; Volkert, 2004). In den<br />
analysierten Bewohnerdokumentationen liegen in acht Fällen Informationen zu einem Ernährungsassessment<br />
vor. In erster Linie handelte es sich hierbei jedoch um Trink- und Ernährungsprotokolle.<br />
Lediglich das Gewicht, bzw. <strong>der</strong> BMI, wurde regelmäßig erfasst. Insgesamt<br />
kann jedoch festgestellt werden, dass das gefor<strong>der</strong>te umfassende Assessment in <strong>der</strong> Praxis<br />
nicht stattfindet. Ebenso verhält es sich mit <strong>der</strong> Durchführung alternativer Maßnahmen <strong>zur</strong><br />
Verbesserung o<strong>der</strong> <strong>zur</strong> Stabilisierung <strong>der</strong> Ernährungssituation.<br />
Ein weiteres Thema, das in <strong>der</strong> Literatur im Zusammenhang mit dem <strong>Entscheidungs</strong>prozess<br />
vor <strong>der</strong> <strong>Anlage</strong> <strong>einer</strong> PEG-Sonde häufig diskutiert wird, ist die Beteiligung verschiedener<br />
Personengruppen am <strong>Entscheidungs</strong>prozess. Auf professioneller Ebene wird empfohlen,<br />
dass eine multidisziplinäre Entscheidung getroffen wird. Ebenso wird die aktive Einbeziehung<br />
verschiedener <strong>Entscheidungs</strong>träger gefor<strong>der</strong>t. Im Mittelpunkt sollten hier die Patienten<br />
und ihre Angehörigen stehen (Callahan et al., 1999; Hasan et al., 1995; Todd et al., 2005).<br />
Die Ergebnisse verschiedener Studien zum <strong>Entscheidungs</strong>prozess vor <strong>Anlage</strong> <strong>der</strong> PEG-<br />
Sonde weisen jedoch darauf hin, dass dieser For<strong>der</strong>ung in <strong>der</strong> Praxis nur bedingt nachgekommen<br />
wird. Primär werden hier die behandelnden Ärzte sowie die stellvertretenden Angehörigen<br />
als am <strong>Entscheidungs</strong>prozess beteiligte Personengruppen identifiziert (Becker &<br />
Hilbert, 2004; Callahan et al., 1999; Todd et al., 2005; Van Rosendaal et al., 1999). Diese<br />
Ergebnisse werden durch die Ergebnisse <strong>der</strong> hier beschriebenen Dokumentationsanalyse<br />
bestätigt. Auch die äußerst seltene Beteiligung <strong>der</strong> Patienten selbst, die bereits in <strong>der</strong> Studie<br />
des Bremer Gesundheitsamtes festgestellt wurde (Becker & Hilbert, 2004), lässt sich anhand<br />
<strong>der</strong> in diesem Forschungsprojekt erhobenen Daten unterstreichen. Zu berücksichtigen ist<br />
selbstverständlich, dass in beiden Studien aufgrund <strong>der</strong> Altersstruktur <strong>der</strong> Stichprobe und<br />
des Settings <strong>der</strong> Erhebung davon auszugehen war, dass in zahlreichen Fällen gesundheitliche<br />
Probleme vorlagen, die eine kognitive Einschränkung <strong>der</strong> Teilnehmer nach sich zog und<br />
so die Beteiligung am <strong>Entscheidungs</strong>prozess erschwerte. Dies bestätigt sich durch die große<br />
Zahl an Teilnehmern, die durch einen gesetzlichen Betreuer o<strong>der</strong> einen Vorsorgebevoll-<br />
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