Ablauf der Entscheidungs- prozesse zur Anlage einer perkutanen ...
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Die Rolle des Patienten/Bewohners<br />
In Bezug auf die Entscheidung für o<strong>der</strong> gegen eine PEG gelten die Patienten zum einen<br />
durch ihren Gesundheitszustand als „Gegenstand“ o<strong>der</strong> Anlass <strong>der</strong> Entscheidung und zum<br />
an<strong>der</strong>en als die primären <strong>Entscheidungs</strong>träger, was bedeutet, dass <strong>der</strong> Wille o<strong>der</strong> ein Entscheid,<br />
sofern erfahrbar o<strong>der</strong> bekannt, zählt und für die Entscheidung ausschlaggebenden<br />
Charakter besitzt.<br />
„Wenn er sich äußern kann, ist es eine tragende Rolle.“ (Dieter Kronau - Pflegen<strong>der</strong>).<br />
Die <strong>Entscheidungs</strong>fähigkeit ist ein grundlegen<strong>der</strong> Parameter, <strong>der</strong> bestimmt, in welcher Form<br />
Patienten/Bewohner einen Einfluss auf die Entscheidung ausüben können. Die Rolle des<br />
Entschei<strong>der</strong>s wahrnehmen und sich aktiv an Überlegungen im <strong>Entscheidungs</strong>prozess beteiligen,<br />
setzt eine uneingeschränkte <strong>Entscheidungs</strong>fähigkeit voraus. Nach den Erfahrungen<br />
<strong>der</strong> befragten Ärzte und Ärztinnen ist dies für <strong>Entscheidungs</strong>situationen im ambulanten,<br />
häuslichen Bereich eher, bei Menschen im stationären Bereich seltener bis gar nicht <strong>der</strong> Fall.<br />
Zwei <strong>der</strong> Ärztinnen berichten von Menschen mit <strong>einer</strong> Amyotrophen Lateralsklerose (ALS),<br />
die sich aus eigenem Willen für eine PEG entschieden.<br />
„Wir hatten einmal ne ALS-Patientin, (...) die konnte das wirklich bei vollem Bewusstsein selber<br />
entscheiden, aber ist natürlich die Ausnahme. Normal können die Patienten das nicht selber“ (Sabine<br />
Murnau - Ärztin).<br />
Auch die Pflegenden schil<strong>der</strong>n vereinzelt Situationen, in denen jemand die Entscheidung für<br />
eine PEG selbst getroffen hat.<br />
„Ich hatte jetzt wie gesagt, <strong>der</strong> Bewohner hat selber die Entscheidung getroffen. Und hat vor vier<br />
Wochen eine PEG bekommen. Und ich war, als er das gesagt hat, ja ich möchte das, ich war dabei.<br />
Da war ein Betreuer anwesend und am nächsten Tag <strong>der</strong> Arzt, besser gesagt einen Tag davor<br />
war <strong>der</strong> Arzt da und ich finde das in Ordnung, dass <strong>der</strong> Patient das noch selber, Bewohner selber<br />
noch machen kann“ (Max Toschik - Pflegen<strong>der</strong>).<br />
Situationen <strong>einer</strong> aktiven Negativentscheidung wurden von den Ärzten nicht berichtet, wohl<br />
aber Situationen, in denen unklar war, ob eine <strong>Entscheidungs</strong>fähigkeit angenommen werden<br />
konnte. Ein Arzt führt dies auf beginnende dementielle Prozesse, Uneinsichtigkeit o<strong>der</strong> fehlende<br />
Reflektion <strong>der</strong> eigenen Situation seitens <strong>der</strong> Patienten <strong>zur</strong>ück.<br />
„ich esse doch genug, ich weiß nicht, was Sie wollen, Herr Doktor,“ (Bernhard Beinbühl - Arzt)<br />
Eine Pflegende berichtet von <strong>einer</strong> Bewohnerin, die zu Lebzeiten eine Patientenverfügung<br />
sowie eine Vorsorgevollmacht eingerichtet hat, mit dem Wunsch keine PEG zu bekommen.<br />
Nach zwei Jahren des Lebens und Wohnens im Heim entschied sie sich nichts mehr zu essen<br />
und zu trinken:<br />
„Ja, das hat die gesagt, sie hat gesagt, ich möchte jetzt nichts mehr essen, ich möchte jetzt nichts<br />
mehr trinken, das war´s jetzt für mich, ich möchte jetzt sterben, das hat sie jetzt gesagt“ (Verena<br />
Meißner - Pflegende).<br />
In den meisten Fällen, bei denen eine PEG diskutiert wurde, handelte es sich nach Einschätzung<br />
<strong>der</strong> Befragten um Menschen, die aufgrund ihrer Erkrankung o<strong>der</strong> ihres Alters nicht<br />
mehr selbst entscheiden können. Vorliegende Nichteinwilligungsfähigkeit zum Zeitpunkt <strong>der</strong><br />
Entscheidung erschwert den <strong>Entscheidungs</strong>prozess erheblich.<br />
Die werden ja gar nicht mehr gefragt. Lei<strong>der</strong> Gottes sind die alle dann in dem Zustand wo die selber<br />
nicht mehr entscheiden können“ (Irmgard Buschmühler - Pflegende).<br />
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