Ablauf der Entscheidungs- prozesse zur Anlage einer perkutanen ...
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zugehen ist, die nicht den Eindruck erwecken, als hätten sich die Interviewteilnehmer für das<br />
Interview verstellt, absichtlich die Unwahrheit gesagt o<strong>der</strong> versucht ein verzerrtes positives<br />
Bild <strong>der</strong> <strong>Entscheidungs</strong><strong>prozesse</strong> zu zeichnen o<strong>der</strong> negative Aspekte aus <strong>der</strong> Schil<strong>der</strong>ung<br />
auszuschließen. Lediglich bei einigen Pflegekräften war zu spüren, dass sie fürchteten ein<br />
geäußerter Verbesserungsvorschlag könnte als Kritik an <strong>der</strong> eigenen Einrichtung ausgelegt<br />
werden und führte zu <strong>einer</strong> Betonung beson<strong>der</strong>er Qualitäten <strong>der</strong> Einrichtung.<br />
Eine Sättigung <strong>der</strong> Daten liegt dann vor, wenn keine neuen Aspekte gefunden o<strong>der</strong> vermutet<br />
werden können und bezieht sich auf die theoriebildende Funktion qualitativer Forschung. Mit<br />
vorliegen<strong>der</strong> Untersuchung wurde jedoch ein vorwiegend deskriptives Ziel verfolgt, den <strong>Entscheidungs</strong>prozess<br />
zu rekonstruieren, wie er sich in <strong>der</strong> Realität und im Alltag <strong>der</strong> Akteure<br />
zeigt. In diesem Zusammenhang zeigt sich ein Problem, das in den Äußerungen selbst liegt.<br />
Einige <strong>der</strong> Fallbeispiele liegen einige Jahre <strong>zur</strong>ück und gehören in den Erfahrungsschatz <strong>der</strong><br />
Interviewteilnehmer. Nicht immer ist bei geschil<strong>der</strong>ten Situationen die zeitliche Dimension<br />
zuordbar gewesen. Der Umgang mit <strong>einer</strong> PEG hat sich vor allem in letzter Zeit sehr im<br />
Sinne eines kritischen und bewussteren Umgangs hinsichtlich <strong>der</strong> Beachtung <strong>der</strong> Patientenautonomie<br />
o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Zusammenarbeit mit Angehörigen gewandelt. Deshalb können berichtete<br />
Beispiele nur als erlebte Realität interpretiert werden und könnte erklären, warum in vorliegen<strong>der</strong><br />
Dokumententenanalyse <strong>der</strong> Krankenhausakten die Angehörigen entgegen mancher<br />
Interviewaussagen in den Prozess immer einbezogen waren.<br />
Es ist aufgrund <strong>der</strong> Wahl <strong>der</strong> Interviewteilnehmer durchaus denkbar, dass sich weitere Aspekte<br />
und Einflussfaktoren auswirken können o<strong>der</strong> eine an<strong>der</strong>e Betonung erhalten, wenn<br />
weitere Personen befragt worden wären o<strong>der</strong> eine gezieltere Auswahl stattgefunden hätte.<br />
Auch wäre im Sinne <strong>einer</strong> theoriegeleiteten Auswahl die Perspektive <strong>der</strong> Patienten/Bewohner,<br />
<strong>der</strong> Angehörigen und Berufsbetreuer wichtig für eine Datensättigung. Dies<br />
muss Aufgabe an<strong>der</strong>er Forschungsprojekte sein.<br />
6.5 Diskussion<br />
Die Auswertung <strong>der</strong> Experteninterviews ergab, dass es nach Einschätzung <strong>der</strong> Befragten<br />
eindeutige Indikationsstellungen gibt, wie die <strong>einer</strong> ausgeprägten Dysphagie, bei denen eine<br />
frühzeitige <strong>Anlage</strong> unumstritten ist und allgemein empfohlen wird (Löser et al., 2005; Volkert<br />
et al., 2004). Problematische <strong>Entscheidungs</strong>findungen beziehen sich eher auf chronische<br />
Verläufe <strong>einer</strong> langsam fortschreitenden Ernährungssituation, einhergehend mit unklarer<br />
Inappetenz bis hin zum Ablehnen von Nahrung seitens des alten Menschen. Sie sind nicht<br />
zwingend durch die Häufigkeit des Auftretens gekennzeichnet, son<strong>der</strong>n durch ihren zeit- und<br />
raumfor<strong>der</strong>nden Charakter und ihrer Dominanz im Stationsalltag. Solche <strong>Entscheidungs</strong>situationen<br />
sind für die Altenheimsituation beson<strong>der</strong>s typisch und werden von allen Beteiligten<br />
als schwierig und belastend empfunden. In den aus <strong>der</strong> Dokumentenanalyse vorliegenden<br />
Daten (vgl. Quasdorf, Bartholomeyczik in dieser Untersuchung) kann in etwa <strong>der</strong> Hälfte<br />
<strong>der</strong> Fälle eine chronische Verschlechterung <strong>der</strong> Ernährungssituation zumindest angenommen<br />
werden. Becker und Hilbert (2004) zeigen in ihrer Untersuchung, dass in immerhin<br />
einem Drittel <strong>der</strong> Untersuchten eine drohende Unterernährung und eine Exsikkose für die<br />
PEG-<strong>Anlage</strong> verantwortlich gemacht werden konnte.<br />
Schwierigkeiten für die Pflegenden beginnen bereits zu einem Zeitpunkt, wenn von <strong>einer</strong><br />
PEG noch gar keine Rede ist und sie sich erfin<strong>der</strong>isch um ein situativ und zugleich biografisch<br />
orientiertes Angebot an regelmäßiger, ausgewogener, den Mund- und Zahnverhältnissen<br />
angepasster Nahrung bemühen müssen. In Anbetracht <strong>der</strong> Tatsache, dass die Vermeidung<br />
<strong>einer</strong> Mangelernährung zentrale Aufgabe von Pflegenden ist (Schreier,<br />
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