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Ablauf der Entscheidungs- prozesse zur Anlage einer perkutanen ...

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holen würde, dass aber nur etwa ein Drittel dieser Angehörigen <strong>der</strong> Meinung war, dass <strong>der</strong><br />

Patient diese Entscheidung gewollt hätte.<br />

Wie Pflegekräfte, Ärzte o<strong>der</strong> Beteiligte an<strong>der</strong>er Berufsgruppen Entscheidungen, die im Zusammenhang<br />

mit <strong>einer</strong> PEG-<strong>Anlage</strong> getroffen werden, beurteilen, ist anhand <strong>der</strong> <strong>zur</strong> Verfügung<br />

stehenden Literatur kaum ersichtlich.<br />

Lediglich die Studie von Brotherton et al. (2007) beschäftigt sich mit dieser Frage. Hier wurden<br />

neben Patienten und Angehörigen auch Pflegekräfte und Ernährungsberater befragt,<br />

von denen <strong>der</strong> jeweils überwiegende Teil angab mit <strong>der</strong> Entscheidung für eine PEG bei dem<br />

betreffenden Patienten zufrieden zu sein.<br />

Insgesamt liegen zu diesen Personengruppen jedoch keine aussagekräftigen Informationen<br />

vor.<br />

3.5 Relevante Einflussfaktoren für die Entscheidung<br />

In <strong>der</strong> Literatur finden sich zahlreiche Einflussfaktoren, die im <strong>Entscheidungs</strong>prozess für o<strong>der</strong><br />

gegen die <strong>Anlage</strong> <strong>einer</strong> PEG, von Bedeutung sind.<br />

Im Vor<strong>der</strong>grund <strong>der</strong> Entscheidung scheint in den meisten Fällen <strong>der</strong> Nutzen für den Patienten<br />

zu stehen. Hierbei wird ein positiver Effekt auf verschiedene Aspekte, wie beispielsweise<br />

die Lebensqualität, den Ernährungszustand, die Überlebensdauer o<strong>der</strong> auch die Vermeidung<br />

von Aspiration und damit einhergehenden Pneumonien erwartet (Callahan et al., 1999;<br />

Golan et al., 2007; Hasan et al., 1995; Ladas et al., 2002; Shega et al., 2003; Van Rosendaal<br />

et al., 1999).<br />

Neben diesen Erwartungen spielen jedoch auch an<strong>der</strong>e Faktoren eine Rolle im <strong>Entscheidungs</strong>prozess.<br />

Häufig werden von Ärzten ökonomische Gesichtspunkte genannt, die auf ihre<br />

Entscheidung für o<strong>der</strong> gegen eine PEG-<strong>Anlage</strong> einwirken. Beispielsweise wird berichtet,<br />

dass die PEG-<strong>Anlage</strong> vor dem Hintergrund <strong>einer</strong> Verlegung in ein Pflegeheim forciert wird.<br />

Dies wird unter an<strong>der</strong>em damit begründet, dass in den USA für Bewohner, die mittels <strong>einer</strong><br />

PEG-Sonde enteral ernährt werden, ein finanzieller Ausgleich an die Pflegeeinrichtungen<br />

entrichtet wird (Golan et al., 2007; Van Rosendaal et al., 1999). Ärzte gaben außerdem an,<br />

dass For<strong>der</strong>ungen durch Pflegeeinrichtungen eine PEG anzulegen ihre Entscheidung für<br />

eine PEG beeinflussen würden (Shega et al., 2003).<br />

Auch eine Erleichterung <strong>der</strong> Situation für die pflegenden Angehörigen durch das Anlegen<br />

<strong>einer</strong> PEG-Sonde wurde von Ärzten und Pflegekräften als entscheiden<strong>der</strong> Faktor genannt<br />

(Callahan et al., 1999; Todd et al., 2005). Ärzte fühlen sich darüber hinaus verpflichtet PEGs<br />

zu empfehlen, in Situationen in denen sie dieses Vorgehen als „standard of care“ empfinden<br />

o<strong>der</strong> wenn sie sich durch an<strong>der</strong>e Berufsgruppen beeinflusst fühlen (Shega et al., 2003).<br />

Ein weiterer wichtiger Aspekt für den <strong>Entscheidungs</strong>prozess im Zusammenhang mit <strong>einer</strong><br />

PEG ist <strong>der</strong> (mutmaßliche) Wille des Patienten. Problematisch ist, dass Patienten aufgrund<br />

ihrer gesundheitlichen und kognitiven Situation häufig nicht in <strong>der</strong> Lage sind, ihre Wünsche<br />

bezüglich <strong>einer</strong> enteralen Ernährung zu äußern.<br />

Cogen et al. (1992) berichten, dass annähernd 70% <strong>der</strong> von ihnen befragten Angehörigen<br />

angaben, die Entscheidung für die PEG nicht auf Grundlage von Statements und Aussagen<br />

des Patienten getroffen zu haben und Studienergebnisse von Van Rosendaal et al. (1999)<br />

zeigten, dass auch wenn eine Willensäußerung des Patienten in schriftlicher o<strong>der</strong> mündlicher<br />

Form vorlag, diese in 42% <strong>der</strong> Fälle nicht berücksichtigt wurde. Die näheren Umstände dieser<br />

Entscheidungen sind jedoch in beiden Studien nicht näher untersucht. Von den durch<br />

Shega et al. (2003) befragten Ärzten gaben 36% an, dass sie eine PEG entgegen dem zu<br />

einem früheren Zeitpunkt geäußerten Willen des Patienten anlegen würden, wenn dies <strong>der</strong><br />

Wunsch <strong>der</strong> Angehörigen sei.<br />

Problematisch scheint jedoch vor allem, dass in den meisten Fällen eine Willensäußerung<br />

des Patienten nicht <strong>zur</strong> Verfügung steht (Callahan et al., 1999; McNabney et al., 1994).<br />

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