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Ablauf der Entscheidungs- prozesse zur Anlage einer perkutanen ...

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hen, vor allem in häuslichen Pflegearrangements in direktem Kontakt zu den Betroffenen.<br />

Angehörige übernehmen oft eine Vermittler- und Fürsprecherfunktion zwischen Arzt und Betroffenem,<br />

beson<strong>der</strong>s bei Hochaltrigkeit o<strong>der</strong> schwerer Krankheit, in <strong>der</strong> Regel mit, aber auch<br />

ohne gesetzlich geregeltem Betreuungsverhältnis.<br />

„Meistens sind ja unsere Bewohner nicht mehr selbst entscheidungsfähig und haben einen Betreuer<br />

und dann ist <strong>der</strong> Betreuer, sprich Tochter, Sohn o<strong>der</strong> <strong>der</strong> vom Gericht eingesetzt worden ist ,<br />

ein Betreuer da“ (Arina Schnürer - Pflegende)<br />

„und dann ist natürlich auch so die Frage, wie reagieren die Angehörigen. Gibt es, gibt es überhaupt<br />

eine Betreuung, eine offizielle auf die man, nach <strong>der</strong> man sich richten kann, o<strong>der</strong> nicht,<br />

meistens gibt es die natürlich nicht. Dann muss man die erst einrichten und wenn die eingerichtet<br />

ist, dann ist die Frage, ja wie geht man dann vernünftigerweise vor“ (Sören Wißling - Arzt).<br />

„Denn die Entscheidung trifft <strong>der</strong> Betreuer o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Patient o<strong>der</strong> wer halt da ist und es kommt nur<br />

ganz selten vor, dass jetzt praktisch notfallmäßig ohne Betreuer gehandelt werden muss“ (Niklas<br />

Seifert - Arzt).<br />

Die Arbeit mit den Familien gehört aus <strong>der</strong> Perspektive <strong>der</strong> Befragten zum Behandlungso<strong>der</strong><br />

Betreuungsalltag. Daraus erwachsen den Angehörigen Aufgaben <strong>der</strong> Überzeugungsarbeit<br />

und <strong>der</strong> Einflussnahme auf die Entscheidung sowie die Unterstützung hinsichtlich <strong>einer</strong><br />

gesunden und regelmäßigen Nahrungsaufnahme des Patienten/Bewohners im Vorfeld<br />

<strong>einer</strong> Entscheidung. Auch die Versorgung und Integration <strong>einer</strong> PEG in den Alltag nach positivem<br />

Entscheid gehört dazu. Pflegende berichten von engen und häufigen Kontakten zu den<br />

Angehörigen, mit denen sie oft zusammenarbeiten, aber auch von distanzierten Verhältnissen,<br />

wenn Angehörige selten zu Besuch sind.<br />

Die Befragten berichten in diesen Situationen von Angehörigen, die sehr klar wissen, welche<br />

Entscheidung sie treffen wollen. Manche von ihnen seien „mit (Literatur aus) dem Internet<br />

bewaffnet“ (Ingo Klare - Arzt) und for<strong>der</strong>n sehr forsch alles medizinisch Machbare ein. An<strong>der</strong>e,<br />

die sagen:<br />

„man soll die Kirche im Dorf lassen und soll eben das (..) so menschenwürdig wie möglich machen.<br />

Keine Schmerzen, aber eben wenn, wenn sie nicht mehr isst und trinkt, dann ist das halt so, dann<br />

gibt man halt so viel Flüssigkeit wie möglich und nimmt den natürlichen Verlauf in Kauf, was auch<br />

in meinen Augen vernünftig ist.“ (Sören Wißling - Arzt).<br />

Wie<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e sind unsicher, holen sich Rat beim Hausarzt o<strong>der</strong> den Pflegenden, bewegen<br />

die Argumente für und gegen, brauchen viel Zeit für die Entscheidung und bleiben mitunter<br />

unentschlossen.<br />

„das war dann ein schwieriger <strong>Entscheidungs</strong>prozess, weil die, ja auch die Tochter sich immer sich<br />

so richtig, wusste eben auch nicht so richtig, was sie wollte“ (Sigrid Kreuzer - Ärztin).<br />

„und die Angehörigen dann selbst in <strong>der</strong> Situation überfor<strong>der</strong>t sind, und eigentlich den Rat bei uns<br />

suchen, wo eigentlich wir denken, jetzt müsste ich die Angehörigen fragen und hab dann schon<br />

den Wunsch, die wissen, wer die Person ist, was oft nicht <strong>der</strong> Fall ist“ (Meike Saalfeld - Pflegende).<br />

Als Gründe werden außer <strong>der</strong> prekären <strong>Entscheidungs</strong>situation vor allem Angst vor Trennung<br />

und einem Nicht-loslassen-können o<strong>der</strong> <strong>einer</strong> falschen Entscheidung genannt.<br />

Manchmal sind es auch Erfahrungen mit <strong>einer</strong> PEG aus dem direkten Bekanntenkreis, die<br />

eine Entscheidung beeinflussen o<strong>der</strong> Ängste verursachen (Ines Junkers - Pflegende), <strong>einer</strong><br />

Angst, <strong>der</strong> man im Gespräch begegnen müsse (Niklas Seifert - Arzt). Söhne könnten diese<br />

Entscheidung häufig einfacher und weniger emotional beteiligt treffen als Töchter (Steffen<br />

Schmidtmeier - Pflegen<strong>der</strong>).<br />

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