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Ablauf der Entscheidungs- prozesse zur Anlage einer perkutanen ...

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„Ja, also mein, ein Hauptkriterium für mich wäre die Frage, würde dieser Mensch, wenn er denn<br />

selber über sich entscheiden dürfte, würde er es wollen. Eine ganz zentrale Frage. Die stelle ich<br />

auch den Angehörigen immer, sind sie denn <strong>der</strong> Meinung, dass ihr Großvater, Vater, Tante, Onkel<br />

wenn er jetzt wach wäre, das wirklich wollte. Das ist mein Hauptkriterium, wenn jemand sich nicht<br />

mehr selbst bestimmt entscheiden kann für o<strong>der</strong> gegen etwas, dann versuche ich seinen vermeintlichen<br />

Willen, aber das ist sehr weich, dann sagen, wenn ich dann Angehörige habe und die sagen<br />

mir, das hätte Onkel Fritz aber wirklich nicht gewollt, dann ist für mich die Sache eigentlich klar,<br />

dann will er das halt nicht und dann werde ich auch versuchen trotz BMI o<strong>der</strong> alles, es zu vermeiden<br />

und wenn die sagen, also <strong>der</strong> war immer <strong>der</strong> Meinung Hun<strong>der</strong>tprozent und alles muss und<br />

kann und soll, dann eben doch. Also da würde ich meine persönliche Sicht <strong>der</strong> Dinge dem auf jeden<br />

Fall unterordnen wollen. Also das wäre so ein Kriterium“ (Niklas Seifert - Arzt).<br />

Ist es nicht möglich, den Willen des Betroffenen zu eruieren, geht es um die Erfassung eines<br />

mutmaßlichen Willens und die Entscheidung durch einen Stellvertreter. In erster Linie übernehmen<br />

Angehörige diese Funktion, stehen diese nicht <strong>zur</strong> Verfügung werden Berufsbetreuer<br />

für diese Aufgabe herangezogen (siehe Akteure im <strong>Entscheidungs</strong>prozess).<br />

Aus den Interviews mit den Pflegenden erscheint die <strong>Entscheidungs</strong>findung im Zusammenhang<br />

mit <strong>einer</strong> Demenz als beson<strong>der</strong>s problematisch hinsichtlich <strong>der</strong> Ermittlung des mutmaßlichen<br />

Willens. Die Bedeutung von Mimik und Gestik bei Menschen, <strong>der</strong>en Willen nur<br />

eingeschränkt o<strong>der</strong> gar nicht ermittelbar ist, wird verschiedentlich beurteilt. Zum einen vermuten<br />

einige <strong>der</strong> Befragten, dass hinter <strong>einer</strong> Ablehnung <strong>der</strong> Nahrung, also nicht mehr essen<br />

und trinken wollen (s.o.) und mit dem Leben abschließen wollen ein Zusammenhang besteht.<br />

„gut, ich denke mal wenn jemand, wenn jemand nicht mehr essen möchte und sie haben eigentlich<br />

da doch den Eindruck sie gucken da noch in etwas wachere Augen und <strong>der</strong> Mund wird zugekniffen<br />

und es wird vielleicht auch die Hand die etwas anreicht wegge (unverständlich), ist die Sache<br />

für mich ziemlich eindeutig, da will jemand nicht mehr“ (Sigrid Kreuzer - Ärztin).<br />

Die gleiche Ärztin hält es im Falle <strong>einer</strong> vorliegenden Demenz für schwierig einen Rückschluss<br />

auf den tatsächlichen Willen zu ziehen, „Ist schwierig, kann ich auch jetzt mal nicht<br />

so sagen,“ (Sigrid Kreuzer - Ärztin), da an<strong>der</strong>e Gründe für eine solche Verhaltensweise nicht<br />

auszuschließen sind, z. B. Schmerzen beim Kauen, die Antipathie mit <strong>der</strong> nahrungsanreichenden<br />

Person o<strong>der</strong> eine bloße situative Verstimmung. Eine Pflegende sagt diesbezüglich:<br />

„Lippen zukneifen ist eine Aussage, aber warum, das ist ja die Frage, keine Lust, keinen Appetit,<br />

einfach vergessen“, nicht immer könne man auf ein Nicht-Mehr-Leben-Wollen schließen<br />

(Ines Junkers - Pflegende).<br />

Die Frage nach dem Lebenswillen ist ein zentraler Aspekt im <strong>Entscheidungs</strong>prozess, <strong>der</strong> die<br />

therapeutische Zielorientierung lenkt. Auf die Frage, wie denn dieser Lebenswille herausgefunden<br />

werden kann, wenn die entsprechende Person sich hierzu nicht mehr äußern kann,<br />

sagen die Pflegenden:<br />

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„und ich merke, da glimmt es aber. Also hinter diesem gar nicht wollen, aber doch dieses Stück, ja<br />

ich, ich, ich stabilisiere mich, war sehr schwach <strong>der</strong> Mann und da merke ich, da kommt so ein bisschen,<br />

da kommen die Ressourcen. Da ist Kraft hinter und in dieser Kraft ist auch <strong>der</strong> Lebenswille“<br />

(Karin Kridow - Pflegende)<br />

„Wenn jetzt jemand wirklich nicht mehr möchte, das merken wir schon, dass da überhaupt keine<br />

Kooperationsbereitschaft mehr ist. Wir werden weggedrückt, ich sag mal <strong>der</strong> Mund wird ganz bewusst<br />

zu gemacht und da können Sie auch mit <strong>zur</strong>eden nicht mehr arbeiten. Und dann ist das egal,<br />

ob das die Pflegefachkraft macht o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Angehörige. Da ist so ein Abschalten, <strong>der</strong> Glanz ist aus<br />

den Augen“ (Erika Weiße - Pflegende)

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