Ablauf der Entscheidungs- prozesse zur Anlage einer perkutanen ...
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Eine engere Zusammenarbeit <strong>der</strong> Akteure wurde von den meisten Befragten als sinnvoll und<br />
erstrebenswert erachtet. Ein Arzt betonte beson<strong>der</strong>s die Kooperation <strong>der</strong> Ärzte untereinan<strong>der</strong>,<br />
auch eine frühzeitigere <strong>Anlage</strong> <strong>einer</strong> PEG sei zu überdenken:<br />
"mein Votum, das wichtigste: PEG ja, bei einem speziellen Patientenklientel, dass diese Indikation<br />
hat, dann aber bitte ein bisschen früher als bisher, solange er noch bewusst profitieren kann“. (Ingo<br />
Klare - Arzt)<br />
Eine Pflegekraft wünscht sich eine weniger betriebswirtschaftliche Ausrichtung <strong>der</strong> Pflegekultur,<br />
son<strong>der</strong>n eine Versorgungsstruktur, die stärker alltagsbezogen, an sinnvoller Beschäftigung<br />
und menschlicher Wärme für die alten Menschen orientiert ist (Gudrun Kohlmann -<br />
Pflegende). Vor allem für Menschen mit Demenz, die oftmals das Essen nur vergessen<br />
müsse man alternative Betreuungskonzepte einführen und auf ungewöhnliche Esskulturen,<br />
wie z. B. Fingerfood <strong>zur</strong>ückgreifen (Sandra Kutschke - Pflegende).<br />
Für alle befragten Ärzte und Pflegende ist Individualität das zentrale Kriterium <strong>der</strong> Entscheidung,<br />
die von Person zu Person getroffen werden müsse und für die ein standardisiertes<br />
Vorgehen nur bedingt von Nutzen wäre. Es bliebe „schwierig“ und sei auch weiterhin eine<br />
Einzelfallentscheidung, mit o<strong>der</strong> ohne <strong>Entscheidungs</strong>hilfe, die immer nur aktuell getroffen<br />
werden kann.<br />
„nein, dass, was jetzt zählt, ist akut entscheidend nicht was vor paar Jahren mal entschieden worden<br />
ist ne? weil noch <strong>der</strong> Betroffene än<strong>der</strong>t auch seine Ansichten, weil er vor Jahren als er dieser<br />
Entscheidungen getroffen hat konnte er sich gar nicht vorstellen, wie ist das wenn man unterernährt<br />
ist wie ist das wenn man so geschwächt ist dass man dem Tod sehr nahe ist, die Entscheidung<br />
kann k<strong>einer</strong> für sich im Vorfeld definitiv treffend, ich kann nur mir vorstellen als m<strong>einer</strong> jetzigen<br />
gesunden Situation möchte ich das nicht“ (Jörg Demmler - Pflegen<strong>der</strong>).<br />
„also ich denke, dass man diese <strong>Entscheidungs</strong><strong>prozesse</strong>, dass die immer schwer bleiben werden,<br />
egal was kommt, o<strong>der</strong> welche Hilfsmittel man auch hat, weil da spielen immer Emotionen mit, und<br />
<strong>der</strong>, <strong>der</strong> die Entscheidung treffen muss, <strong>der</strong> Betreuer, <strong>der</strong> Angehörige, (...) entscheidet immer aus<br />
<strong>der</strong> Emotion heraus, in <strong>der</strong> er sich gerade befindet, ich weiß nicht, ob ich für mich eine Patientenverfügung<br />
machen werde, weil ich jetzt sage, das möcht ich nicht, ich will keine lebensverlängernden<br />
Maßnahmen, ich weiß aber nicht, was ich will, wenn ich jetzt in dieser Situation bin“ (Martina<br />
Reger - Pflegende)<br />
Ein Arzt fasst seine Empfehlungen folgen<strong>der</strong>maßen zusammen:<br />
„die PEG früh genug einzusetzen, das in einem vernünftigen Kreis <strong>der</strong> Verantwortlichen mit zu diskutieren,<br />
wozu die Familie, die Pflegedienste und die Krankenhäuser gehören und auch die Idee<br />
abzubauen, dass die PEG etwas ist, was <strong>der</strong> Willensverfügung eines Patienten nicht entgegensteht,<br />
mit k<strong>einer</strong> PEG verlängern Sie das Leben, sie verbessern nur die Lebensqualität o<strong>der</strong> sie ist<br />
sinnlos. Ich bin überzeugt dass von den spät implantierten PEGs 70% unsinnig sind, ich gehe davon<br />
aus, dass 50% eine PEG, die davon profitieren könnten nicht kriegen“ (Ingo Klare - Arzt)<br />
6.3 Zusammenfassung<br />
<strong>Entscheidungs</strong><strong>prozesse</strong><br />
<strong>Entscheidungs</strong><strong>prozesse</strong> durchlaufen einen Regelkreis. Im Sinne eines Phasenmodells lassen<br />
sich drei wesentliche Einheiten unterscheiden. Die Phase vor <strong>der</strong> Entscheidung, in <strong>der</strong><br />
beobachtend und meinungsbildend gearbeitet wird, die Phase des Entscheids mit <strong>der</strong> Konsequenz<br />
<strong>einer</strong> Handlung o<strong>der</strong> einem Handlungsverzicht und die Phase nach getroffener Entscheidung,<br />
in <strong>der</strong> die Entscheidung überprüft, bewertet und ggf. revidiert wird.<br />
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