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Ablauf der Entscheidungs- prozesse zur Anlage einer perkutanen ...

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ent einwilligungsfähig und hat sein Grundleiden einen irreversiblen tödlichen Verlauf angenommen,<br />

so müssen lebenserhaltende o<strong>der</strong> –verlängernde Maßnahmen unterbleiben, wenn<br />

dies seinem zuvor – etwa in Form <strong>einer</strong> Patientenverfügung – geäußerten Willen entspricht.“)<br />

(Bundesgerichtshof 2003). Auch die zum 01.09.2009 in Kraft getretene Än<strong>der</strong>ung des<br />

Gesetzes <strong>zur</strong> Patientenverfügung (www.bmj.bund.de/files/-/3741/Gesetzesbeschluss<br />

Patientenverfuegung_Betreuungsrecht.pdf) sowie das aktuelle BGH-Urteil vom 25.06.2010<br />

(juris.bundesgerichtshof.de/cgi-bin/rechtsprechung/ list.py?Gericht=bgh&am p;Art=en&sid=<br />

fb073753be9a42c93028885525e49a4b)<br />

bestätigen erneut das Bestreben <strong>zur</strong> Stärkung<br />

<strong>der</strong> Patientenautonomie. Dies verdeutlicht die Notwendigkeit, vor <strong>der</strong> geplanten<br />

Einleitung <strong>einer</strong> künstlichen Ernährung den mutmaßlichen Willen des Patienten zu eruieren<br />

und eventuell betreuungsrechtliche Fragen zu klären.<br />

3.2 Kommunikation und Information<br />

Kommunikation zwischen den an <strong>der</strong> Entscheidung beteiligten Personen sowie eine umfassende<br />

Information <strong>der</strong> Patienten und ihrer Angehörigen werden als wichtige Bestandteile des<br />

<strong>Entscheidungs</strong><strong>prozesse</strong>s angesehen (Brotherton & Carter, 2007). Dennoch lassen Ergebnisse<br />

aus Studien vermuten, dass insbeson<strong>der</strong>e die Information <strong>der</strong> <strong>Entscheidungs</strong>träger<br />

häufig nur unzulänglich stattfindet. Patienten und Angehörige bemängeln unter an<strong>der</strong>em<br />

inadäquate Informationen bezüglich <strong>der</strong> Methode, <strong>der</strong> potenziellen Komplikationen, <strong>der</strong><br />

Prognose, <strong>einer</strong> möglichen zeitlichen Begrenzung <strong>der</strong> enteralen Ernährung sowie bezüglich<br />

alternativer Maßnahmen <strong>zur</strong> Sicherstellung <strong>der</strong> Ernährung (Golan et al., 2007; Ladas et al.,<br />

2002; Shega et al., 2003; Todd et al., 2005; Van Rosendaal et al., 1999; Van Rosendaal et<br />

al., 1997).<br />

Auch ein zu enger zeitlicher Rahmen für Informationsgespräche wird beanstandet. Insbeson<strong>der</strong>e<br />

für Rückfragen und für Gespräche innerhalb <strong>der</strong> Familie sei vor <strong>der</strong> Entscheidung<br />

häufig keine Zeit (Todd et al., 2005).<br />

Ebenso wird von wi<strong>der</strong>sprüchlichen Informationen <strong>zur</strong> Prognose durch verschiedene Mitglie<strong>der</strong><br />

des therapeutischen Teams sowie von Informationsgesprächen in für den Patienten und<br />

die Angehörigen nicht verständlicher Fachsprache berichtet (Todd et al., 2005; Van Rosendaal<br />

et al., 1999).<br />

Die aufgeführten Ergebnisse werden weiterhin durch eine Studie von Brett und Rosenberg<br />

(2001) unterstützt, die eine Aktenanalyse <strong>zur</strong> Qualität des Informed Consent bei PEG-<strong>Anlage</strong>n<br />

durchführten. Sie bezeichnen die Qualität des Informed Consent auf Grundlage <strong>der</strong> von<br />

ihnen analysierten Akten als nicht angemessen. Zwar sei in allen Fällen ein Standardformular<br />

vorhanden gewesen, jedoch sei lediglich in einem von 154 Fällen eine individuelle Dokumentation<br />

des Informations<strong>prozesse</strong>s erfolgt. In 34 Fällen erfolgte die Zustimmung durch<br />

stellvertretende <strong>Entscheidungs</strong>träger ausschließlich telefonisch.<br />

Anhand <strong>der</strong> Literatur zum Thema kann folglich geschlossen werden, dass die Kommunikation<br />

zwischen den <strong>Entscheidungs</strong>trägern sowie die ausführliche Information <strong>der</strong> Patienten<br />

und ihrer Angehörigen zwar gefor<strong>der</strong>t werden, jedoch in <strong>der</strong> Praxis vielfach nicht o<strong>der</strong> nur<br />

unzulänglich umgesetzt werden.<br />

3.3 Rollenverteilung im <strong>Entscheidungs</strong>prozess<br />

In <strong>der</strong> Literatur werden diverse Personengruppen angeführt, die am <strong>Entscheidungs</strong>prozess<br />

im Vorfeld <strong>einer</strong> PEG-<strong>Anlage</strong> beteiligt sind. Hierzu gehören neben Patienten, Angehörigen<br />

und gesetzlichen Vertretern unterschiedlichste Berufsgruppen des Gesundheitswesens. Es<br />

scheint einvernehmlich anerkannt zu sein, dass die Entscheidung für o<strong>der</strong> gegen die <strong>Anlage</strong><br />

<strong>einer</strong> PEG-Sonde im multidisziplinären Setting stattfinden sollte (Callahan et al., 1999;<br />

Hasan et al., 1995; Todd et al., 2005).<br />

Dennoch werden die behandelnden Ärzte am häufigsten als Initiatoren und <strong>Entscheidungs</strong>träger<br />

genannt. Ebenso wird ihnen die Hauptverantwortung für die Information <strong>der</strong> Patienten<br />

und ihrer Stellvertreter zu gesprochen (Callahan et al., 1999; Todd et al., 2005; Van Rosendaal<br />

et al., 1999).<br />

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