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Ablauf der Entscheidungs- prozesse zur Anlage einer perkutanen ...

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und lösen initial einen <strong>Entscheidungs</strong>prozess aus, sehen sich sonst jedoch eher als<br />

Koordinatoren und im Hintergrund <strong>der</strong> Entscheidung Tätige. Übrig bleibt die Entscheidung<br />

zum Wohle des Patienten anhand <strong>der</strong> medizinischen Indikation durch die behandelnden<br />

Ärzte. Ihnen verbleibt nicht nur formal die Rolle <strong>der</strong> Aufklärungsverantwortung, son<strong>der</strong>n<br />

aufgrund mangeln<strong>der</strong> Kenntnis, Fähigkeit, o<strong>der</strong> Zeit formaler <strong>Entscheidungs</strong>träger, die sich<br />

auf den Rat und die medizinische Empfehlung verlassen, die <strong>Entscheidungs</strong>verantwortung.<br />

Instrumente <strong>zur</strong> <strong>Entscheidungs</strong>findung wie Fallbesprechungen o<strong>der</strong> <strong>Entscheidungs</strong>hilfen<br />

spielen aktuell eine marginale Rolle und werden kritisch diskutiert. Patientenverfügungen<br />

sind wichtig, liegen in <strong>der</strong> Realität jedoch nicht vor o<strong>der</strong> sind nicht aktuell o<strong>der</strong> explizit genug.<br />

Sichtbare Mangelernährung und dokumentierte o<strong>der</strong> messbare Ernährungsdefizite erhöhen<br />

den Druck auf die Handelnden. Prüfungen durch den MDK, <strong>der</strong> Heimaufsicht und eine Angst<br />

sich juristisch angreifbar zu machen, also eine Fehlentscheidung zu treffen, in Verbindung<br />

mit <strong>einer</strong> schlechten Versorgungsstruktur, wirken als Verstärker. Sie unterstützen den als<br />

bequemer und einfacher wahrgenommenen Weg, eine PEG-<strong>Anlage</strong> zu befürworten. Als<br />

schwerer und komplizierter wird die Entscheidung gegen eine PEG-<strong>Anlage</strong> gesehen.<br />

Essen zu reichen entgegen dem Willen <strong>der</strong> Bewohner o<strong>der</strong> ein Verschlucken zu provozieren<br />

bedeutet Schaden zuzufügen und eine „Quälerei“. Attribute, die helfen<strong>der</strong> Tätigkeit prinzipiell<br />

entgegenstehen. Kein Essen zu reichen bedeutet über kurz o<strong>der</strong> lang den Tod. Maßnahmen<br />

<strong>zur</strong> Vermeidung <strong>einer</strong> PEG bieten keine wirkliche Alternative. Wenn zudem ein klarer Nutzen<br />

<strong>der</strong> PEG nicht beschrieben werden kann und nicht auszuschließen ist, dass die PEG Leiden<br />

verlängert und Siechtum för<strong>der</strong>t, geraten die Beteiligten in eine Zwickmühle <strong>der</strong> Entscheidung.<br />

Ein klassisches Dilemma zeichnet sich ab, nämlich die Wahl zwischen zwei o<strong>der</strong> mehreren<br />

schlechten Alternativen. Unterstützt wird dies wie<strong>der</strong>um durch mangelnde argumentative<br />

Kraft die Entscheidung zu <strong>einer</strong> einmal gelegten PEG ohne Zustandsbesserung wie<strong>der</strong><br />

rückgängig machen zu können.<br />

Schlussfolgerungen<br />

Ein grundsätzliches Problem <strong>der</strong> Aktenanalysen stellt die Patienten-/Bewohnerselektion dar,<br />

weil ausschließlich Personen erfasst wurden, bei denen eine PEG-<strong>Anlage</strong> erfolgte, nicht hingegen<br />

jene Patienten, bei denen diese Maßnahme erwogen, letztendlich dann aber nicht<br />

durchgeführt wurde. Außerdem handelt es sich um überschaubare Gelegenheitsstichproben.<br />

Auch die Experteninterviews wurden bei <strong>einer</strong> Gelegenheitsstichprobe Interessierter durchgeführt.<br />

Dennoch kann die aus mehreren Perspektiven in einem Methodenmix durchgeführte Studie<br />

ein ziemlich stimmiges Bild zeichnen.<br />

Die Ergebnisse des Projektes bestätigen, dass es sich bei <strong>der</strong> untersuchten Population um<br />

eine Gruppe von Menschen handelt, bei denen ein sorgfältiger und individueller <strong>Entscheidungs</strong>prozess<br />

hinsichtlich <strong>der</strong> <strong>Anlage</strong> <strong>einer</strong> PEG-Sonde obligat ist. Insbeson<strong>der</strong>e das vorwiegend<br />

hohe Alter <strong>der</strong> Teilnehmer und die damit häufig einhergehende Multimorbidität sowie<br />

ein in vielen Fällen vorliegendes Betreuungsverhältnis, das offensichtlich mit kognitiven<br />

Einschränkungen <strong>der</strong> betroffenen Personen zu begründen ist, sind in diesem Zusammenhang<br />

hervorzuheben. Eine lückenlose Darstellung des <strong>Entscheidungs</strong><strong>prozesse</strong>s war anhand<br />

<strong>der</strong> Aktenanalyse nicht zu erwarten. Dennoch unterstützt die aufgezeigte geringe Transparenz<br />

und eine auf formale Aspekte beschränkte <strong>Entscheidungs</strong>findung die Notwendigkeit<br />

strukturieren<strong>der</strong> Hilfen. Gerade für problematische <strong>Entscheidungs</strong>situationen erscheint eine<br />

Handlungsorientierung sinnvoll und wird von den befragten Personen als auch von öffentlicher<br />

Seite befürwortet. Hier scheint ein „Gesamtpaket“ unterschiedlicher Maßnahmen angebracht.<br />

Es ist zu empfehlen, Fallkonferenzen in Krankenhäusern und Altenheimen sowohl innerhalb<br />

<strong>der</strong> professionellen Teams als auch mit allen Beteiligten - Patienten/Bewohnern, Angehöri-<br />

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