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Ablauf der Entscheidungs- prozesse zur Anlage einer perkutanen ...

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7. Gemeinsame Diskussion <strong>der</strong> Teilergebnisse<br />

Vorliegende Arbeit befasst sich mit dem <strong>Entscheidungs</strong>prozess <strong>zur</strong> Einleitung <strong>einer</strong> künstlichen<br />

Ernährungsbehandlung mittels perkutaner endoskopischer Gastrostomie (PEG). Die<br />

Untersuchung glie<strong>der</strong>t sich in drei Teilbereiche. Im ersten Teil wurden an drei großen Kliniken,<br />

je eine <strong>der</strong> Maximal- und Schwerpunktversorgung im Bereich <strong>der</strong> Inneren Medizin sowie<br />

ein geriatrischer Klinikverbund, Krankenakten retrospektiv als auch prospektiv <strong>zur</strong> Frage <strong>der</strong><br />

PEG-<strong>Anlage</strong> analysiert. Im zweiten Teil wurde in 11 Altenpflegeeinrichtungen ebenfalls Akten<br />

von PEG-Trägern retrospektiv ausgewertet. Im dritten Teil wurden sowohl Pflegende <strong>der</strong>selben<br />

Altenpflegeinrichtungen als auch nie<strong>der</strong>gelassene Ärzte mittels Experteninterviews zu<br />

ihrer Perspektive befragt. Fokussiert wurden verschiedene Phasen eines <strong>Entscheidungs</strong>verlaufes,<br />

verschiedene Akteure und verschiedene Institutionen. Dadurch ergibt sich ein vielfältiges<br />

Bild, in dem sich einzelne Teile aneinan<strong>der</strong>fügen lassen.<br />

7.1 Prozessphasen<br />

Der <strong>Entscheidungs</strong>prozess kann in drei Phasen aufgeteilt werden.<br />

In <strong>der</strong> hinführenden Phase wird ein Problem wahrgenommen, bewertet, abgewogen und ein<br />

Meinungsbild erzeugt, das allerdings keineswegs festgelegt sein muss. Eine Entscheidung<br />

wird nicht getroffen. Die hinführende Phase kann wenige Tage dauern, wenn <strong>der</strong> Anlass ein<br />

akutes Ereignis ist (z.B. Apoplex). Sie kann sich aber auch über mehrere Wochen o<strong>der</strong> Monate<br />

erstrecken und dann die verschiedensten Akteure einbeziehen.<br />

Die Entscheidung selbst ist das Ergebnis <strong>der</strong> ersten Phase und führt zu <strong>der</strong> Maßnahme: Anlegen<br />

<strong>einer</strong> PEG o<strong>der</strong> Verzicht auf eine PEG.<br />

Die dritte Phase umfasst die Evaluation <strong>der</strong> Entscheidung mit Beibehaltung o<strong>der</strong> Revision<br />

<strong>der</strong> <strong>Anlage</strong>.<br />

Die erste Phase ist vor allem Gegenstand <strong>der</strong> vorliegenden Untersuchung, da hier <strong>der</strong> Prozess<br />

mit allen Abwägungen und ethischen Dilemmata stattfindet. Die dritte Phase bedürfte<br />

auch intensiverer Bearbeitung, gerade vor dem Hintergrund, dass Entscheidungen evtl. revidiert<br />

werden müssen. Sie ist im vorliegenden Material allerdings nur marginal vertreten.<br />

7.2 Klientel<br />

Das Krankenhaus ist <strong>der</strong> zentrale Ort <strong>der</strong> PEG-<strong>Anlage</strong>. Entscheidungen vor Implantation<br />

<strong>einer</strong> PEG-Sonde werden in allen drei Versorgungsstrukturen zu unterschiedlichen Teilen<br />

<strong>der</strong> dort handelnden Akteure vorbereitet, werden durch eine für die <strong>Anlage</strong> nötige Krankenhausaufnahme<br />

jedoch in <strong>der</strong> Klinik erneut auf ihre Indikation geprüft. Zielaufträge <strong>zur</strong> PEG<br />

als Einweisungsdiagnose aus dem ambulanten häuslichen Bereich und den Altenpflegeheimen<br />

sind selten, das zeigen die Daten <strong>der</strong> Dokumentenanalyse <strong>der</strong> Krankenhausakten und<br />

ist kongruent mit dem Erleben <strong>der</strong> befragten Experten. Das erstaunt, da ein Großteil <strong>der</strong> bereits<br />

vor <strong>der</strong> PEG pflegebedürftigen Krankenhauspatienten in <strong>einer</strong> Pflegeeinrichtung betreut<br />

wurde. In den Altenheimen lag <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> in <strong>einer</strong> Pflegeeinrichtung prästationär versorgten<br />

Menschen mit 75% noch höher.<br />

Der Großteil <strong>der</strong> Menschen, die eine PEG erhalten sind über 80 Jahre alt und aufgrund ihrer<br />

krankheitsbedingten Einschränkungen nicht einwilligungsfähig. Frauen überwiegen. Das entspricht<br />

den Ergebnissen an<strong>der</strong>e Untersuchungen (Becker, Hilbert, 2004). Das Diagnosespektrum<br />

<strong>der</strong> Krankenhauspatienten in Bezug auf eine PEG umfasst im Gegenteil <strong>zur</strong><br />

Bewohnerstruktur <strong>der</strong> Altenheime auch einige jüngere zum Teil tumorerkrankte Menschen,<br />

die in <strong>der</strong> Regel ihre Zustimmung <strong>zur</strong> PEG selbst geben konnten. Trotzdem bilden in beiden<br />

Untersuchungsergebnissen Menschen mit altersneurologischen Erkrankungen das<br />

Hauptklientel für eine PEG. Hier lassen sich akut auftretende Ereignisse mit einem Schwerpunkt<br />

apoplektischer Insulte von chronischen Verläufen mit einem hohen Anteil demenzerkrankter<br />

Menschen unterscheiden. Lei<strong>der</strong> geben die vorliegenden Daten wenig Aufschluss<br />

über den Grad <strong>der</strong> Demenz o<strong>der</strong> die spezifische Indikation, die <strong>der</strong> <strong>Anlage</strong> <strong>der</strong> PEG-Sonde<br />

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