Ablauf der Entscheidungs- prozesse zur Anlage einer perkutanen ...
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es ja auch so, durch die PEG-<strong>Anlage</strong>, dass die Leute, wenn <strong>der</strong> Druck dann weg ist, dass die dann<br />
auch wie<strong>der</strong> alleine essen, später“ (Heidrun Stocke - Pflegende),<br />
Druck erleben und sich juristisch absichern wollen<br />
Von allen Beteiligten werden Situationen geschil<strong>der</strong>t, in dem Sie „Druck erleben“. Druck erzeugt<br />
innere Konflikte <strong>der</strong> handelnden Person. Innere Konflikte entstehen, wenn <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung<br />
nach oraler Nahrungszufuhr nicht entsprochen werden kann, wenn die Ressourcen<br />
ausgeschöpft sind und nicht genügend Zeit o<strong>der</strong> qualifiziertes Personal <strong>zur</strong> Verfügung steht.<br />
Innere Konflikte entstehen auch dann, wenn die zu versorgende Person die Nahrung ablehnt<br />
o<strong>der</strong> das Pensum <strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lichen Menge auf Dauer nicht erreicht. Diese Problematik ist<br />
vor allem für die Pflegenden erfahrbar, die unmittelbar Verantwortung für das Essen und<br />
trinken reichen übernehmen Druck wird auch durch For<strong>der</strong>ungen seitens <strong>der</strong> Kontrollbehörden<br />
wie dem MDK o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Heimaufsichtsbehörde erlebt. Die Interviewteilnehmer schil<strong>der</strong>n,<br />
wie sie sich zum Handeln verpflichtet fühlen.<br />
„Aber sobald man natürlich auch ne Kontrolle hat, was solche Sachen angeht, wird es für den Bewohner<br />
natürlich manchmal auch brenzlich, das ist dann halt, denke ich auch so diese Problematik,<br />
dann muss man den Menschen drängen zu diesen, dementsprechende Sollzahl zu essen und die<br />
Sollzahl zu trinken und er kann das dann meistens oft gar nicht mehr in <strong>der</strong> Form leisten und dann<br />
ist man in Druck, muss man alles Mögliche sich ausdenken, wie kann ich jetzt wirklich die Milliliterzahl<br />
am Tag erhöhen, mach ich z. B. einen Wackelpudding, nehme dann Vorsuppen, habe ich<br />
dann die Kalorienzahl, die Nährstoffdichte <strong>der</strong> einzelnen Mahlzeiten, die ich dann erhöhe also dann<br />
muss ich manchmal schon erfin<strong>der</strong>isch sein“ (Verena Meißner - Pflegende)<br />
Zum einen können sie diesen Druck an die Bewohner durch „Drängen“ weitergeben o<strong>der</strong> in<br />
Form <strong>einer</strong> künstlichen Ernährung die Situation entspannen. In allen Interviews ist die Suche<br />
nach <strong>der</strong> richtigen Entscheidung deutlich spürbar. Auch hier wird ein Konflikt geschil<strong>der</strong>t,<br />
nämlich die richtige Entscheidung für den Bewohner zu treffen o<strong>der</strong> sich juristisch unangreifbar<br />
zu verhalten. Die meisten <strong>der</strong> Befragten äußerten Befürchtungen, eine falsche Entscheidung<br />
zu treffen, angeklagt zu werden o<strong>der</strong> die Entscheidung öffentlich verantworten zu müssen.<br />
„Der Druck, <strong>der</strong> äußere Druck, <strong>der</strong> macht einen, <strong>der</strong> lässt einen eher dazu sagen ich stimme, als<br />
ich stimme nicht zu, weil man immer das Gefühl hat, da kommt sofort, es könnte mal eine Anklage<br />
kommen“(Sören Wißling - Arzt).<br />
Die Angst, sich juristisch angreifbar zu machen erhöht die Bereitschaft <strong>einer</strong> PEG zuzustimmen,<br />
denn „<strong>der</strong> bequeme, <strong>der</strong> einfache Weg ist die PEG und <strong>der</strong> schwere und komplizierte<br />
Weg ist die Nicht-PEG.“ (Niklas Seifert - Arzt).<br />
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„ich mein jetzt z. B. einfach so ne Heimaufsicht z. B. o<strong>der</strong> auch eben so beim MDK, ja die gucken,<br />
wieso hat <strong>der</strong> Bewohner hier nur einen BMI nur von 18, sag ich jetzt mal, so, warum ist <strong>der</strong> untergewichtig,<br />
was für Maßnahmen haben sie ergriffen, was hat <strong>der</strong> Arzt gesagt, was hat <strong>der</strong> Betreuer,<br />
wo sind im Grunde genommen die Maßnahmen, die sie ergriffen haben, so das können Sie soweit<br />
machen, aber das ist immer ein wahnsinniger Wust an Arbeit, das ist richtig Arbeit, wenn Sie, Sie<br />
können ja nicht einfach mal eben so im Bewohnerzimmer entscheiden, o.k. ich lass mal heute den<br />
Bewohner in Ruhe, <strong>der</strong> möchte jetzt nicht essen und trinken, verhackstücken Sie das mit den Angehörigen,<br />
verhackstücken Sie das mit, Sie müssen das alles schriftlich nie<strong>der</strong>legen, sie müssen<br />
alles in mehrfacher Art dokumentieren, warum und wieso, welche Versuche und m m m, das ist<br />
natürlich viel viel aufwendiger, als wenn ich sage, ja o.k. <strong>der</strong> hat dementsprechend einen geringen<br />
BMI, <strong>der</strong> will nicht mehr soviel essen, er will nicht so trinken, also zack ins Krankenhaus, ab PEG-<br />
<strong>Anlage</strong>, die kann ich bestücken, kann ich nach Bedarf, ist auch weniger zeitaufwendig, denn gebe<br />
ich so ein bisschen mal was zu essen, ein bisschen was zu trinken, ansonsten hänge ich die Flasche<br />
da dran, hänge ich Flüssigkeit da dran, habe immer die komplette Sollzahl, die ein Mensch so