Ablauf der Entscheidungs- prozesse zur Anlage einer perkutanen ...
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Eine Pflegende berichtet, wie sie vorsichtig versucht hat <strong>einer</strong> Bewohnerin Nahrung anzubieten,<br />
um zu testen, ob diese überhaupt die Fähigkeit besitzt die nötigen Mundbewegungen<br />
zu machen:<br />
„ja, ich habe sie heute gefragt, ob sie Schmerzen hat , nein, hätte se nicht, ob sie Hunger hat, ob<br />
sie mal was essen möchte, hat se ja gesagt und dann habe ich mal probiert, ob sie einen Joghurt,<br />
nicht essen kann, also das nicht, also ich habe nur mal den Löffel mal in den Joghurt gehalten,<br />
das <strong>der</strong> die Löffelflächen mal mit Joghurt benetzt waren, ich hab ihr das mal so in den Mund gegeben,<br />
den Löffel in den Mund gehalten, also sie kann nichts vom Löffel nehmen“ (Martina Reger -<br />
Pflegende).<br />
Eine Ärztin bestärkt dies und zeigt Grenzen auf, die durch die Krankheit selbst bedingt sind:<br />
„wenn die Grundkrankheit da ist, nach dem Apoplex hm.., ist das schwierig. Ist es unmöglich, wenn<br />
Schluckstörungen, wo wirklich das, Speichel aus dem Mund läuft, da kann man ja nichts sinnvolles<br />
an<strong>der</strong>es machen, ansonsten kann man ja wirklich nur versuchen hochkalorisch oral zu ernähren<br />
und wir haben es ein o<strong>der</strong> zweimal auch versucht, mit Schlucktraining über Schlucktherapeuten<br />
und so, das ist aber dann nicht wirklich von Erfolg gekrönt gewesen. Es war mehr so eine Verzweiflungstat,<br />
hat alles an<strong>der</strong>e ausreizen wollte. Sonst ja Zeit und Zuwendung, ja natürlich, aber es<br />
hilft halt auch nicht immer. Es ist nicht nur ein Zeitproblem“ (Sabine Murnau - Ärztin).<br />
„da haben wir schon drei vier Leute gehabt, die wir mit PEG versorgt haben, weil es nicht an<strong>der</strong>s<br />
ging,(...) nicht, weil wir zu faul waren (Bernhard Beinbühl - Arzt)“<br />
Ein Pflegen<strong>der</strong> gibt zu bedenken, dass sinnvolles Nahrungsanreichen sich dann erschöpft,<br />
wenn man damit Schaden verursacht.<br />
„und letztendlich zum Schluss, es kam zu massiven Hustenanfällen und immer wie<strong>der</strong> hat sie aspiriert,<br />
so und da verbinde ich eben so diese Nahrungsaufnahme o<strong>der</strong> Nahrungsgabe mit Schaden,<br />
sich Schaden zufügen o<strong>der</strong> (jemandem) Schaden zufügen o<strong>der</strong> schaden, <strong>der</strong> Gesundheit schaden“<br />
(Max Toschik - Pflegen<strong>der</strong>).<br />
An<strong>der</strong>s ist es, wenn die Nahrungsaufnahme abgelehnt wird. Jemandem das Essen anbieten<br />
müssen, <strong>der</strong> dies vehement ablehnt wird als Quälerei für beide Seiten o<strong>der</strong> gar als „Vergewaltigung“<br />
(Gudrun Kohlmann - Pflegende) angesehen. Vor allem die Pflegenden geraten<br />
hier unter Druck, dem eigenen professionellen Anspruch nicht gerecht werden zu können<br />
o<strong>der</strong> zu versagen. Dies verursacht Gefühle <strong>der</strong> Ohnmacht, nicht zu wissen, wie man weiter<br />
agieren soll. Die PEG scheint hier <strong>zur</strong> sinnvollen Lösung beitragen zu können.<br />
„Also ich erlebe auch Menschen, die einfach dann wirklich an die Grenze kommen, wo es immer<br />
schwieriger wird, immer schwieriger. (..) genau. Trinken o<strong>der</strong> Essen immer wie<strong>der</strong> verweigern und<br />
<strong>der</strong> mir mit allen zu s<strong>einer</strong> Macht stehenden Mitteln signalisiert, ich will nicht mehr. Also er () zeigt<br />
mir, Kopfschütteln, Augen zu, Mund zu, die Lippen zusammen pressen. Manchmal sogar noch <strong>der</strong><br />
Gesichtsausdruck, angewi<strong>der</strong>t, ne. Wobei, das auch wie<strong>der</strong> auf den Zeitpunkt ankommt. Also es<br />
kann natürlich sein, dass <strong>der</strong> in <strong>einer</strong> halben Stunde später, dieser Mensch zugänglich ist o<strong>der</strong><br />
vielleicht Hunger-, Durstgefühle lässt dann ja auch oft nach. Das, das Angebot machen wir ja immer<br />
wie<strong>der</strong>. Aber ich merke so innerlich, das ich an meine Grenze stoße, wenn ich sehe, (.) <strong>der</strong> will<br />
nicht (Karin Kridow - Pflegende)<br />
Hier erleben die Befragten professionelle und persönliche Grenzen. Eine Pflegende schil<strong>der</strong>t<br />
die Situation aus <strong>der</strong> Perspektive <strong>der</strong> Betroffenen und hofft, dass die PEG eine Entlastung<br />
für alle Beteiligten ist.<br />
„dieser Druck, jetzt muss ich essen, jetzt muss ich trinken, jetzt steht die Schwester da mit dem<br />
Teller, läuft mit <strong>der</strong> Tasse hinter mir her, und oft, wenn dieser Druck ist, ich muss, und <strong>der</strong> Bewohner<br />
hat mit Sicherheit das Gefühl alle quälen mich, (..) ich muss essen, ja die gucken ja auch ganz<br />
gequält, machen den Mund auch zu, an <strong>der</strong> Gestik, Mimik sieht man das ja auch“ (…) „Und oft ist<br />
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