Ablauf der Entscheidungs- prozesse zur Anlage einer perkutanen ...
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1. Zusammenfassung<br />
Problemstellung<br />
Daten über Prävalenz und Inzidenz von PEG-Sonden beruhen auf unterschiedlichen Schätzungen.<br />
In Deutschland geht man davon aus, dass etwa 140 000 PEG-Sonden jährlich gelegt<br />
werden und dass etwa 65 % <strong>der</strong> PEG-Sonden auf ältere Menschen entfallen. Schätzungsweise<br />
30 bis 50 % dieser Patienten haben psychische o<strong>der</strong> dementielle Erkrankungen.<br />
Insbeson<strong>der</strong>e für diese Patientengruppe wird <strong>der</strong> Nutzen <strong>der</strong> enteralen Ernährung durch eine<br />
Ernährungssonde heute infrage gestellt.<br />
In <strong>der</strong> aktuellen Diskussion um den Umgang mit enteraler Ernährung durch PEG-Sonden<br />
wird gefor<strong>der</strong>t, dass <strong>der</strong> Entscheidung für o<strong>der</strong> gegen das Anlegen <strong>einer</strong> PEG-Sonde ein<br />
Prozess des sorgfältigen Abwägens von Nutzen und Risiken im Einzelfall vorangeht. Über<br />
den praktischen Verlauf des <strong>Entscheidungs</strong><strong>prozesse</strong>s <strong>zur</strong> Einleitung <strong>einer</strong> künstlichen enteralen<br />
Ernährungsbehandlung mithilfe <strong>einer</strong> PEG, liegen bisher sowohl für den akutstationären<br />
Bereich als auch für stationäre Pflegeeinrichtungen in Deutschland kaum systematische<br />
Erkenntnisse vor. Das hier beschriebene Forschungsprojekt ist darauf ausgerichtet, diese<br />
Prozesse näher zu beleuchten.<br />
Das Projekt wurde durch den AOK-Bundesverband geför<strong>der</strong>t und ist in drei Teilbereiche<br />
unterteilt:<br />
� Dokumentationsanalyse im akutstationären Bereich<br />
� Dokumentationsanalyse in Altenpflegeeinrichtungen<br />
� Interviews mit Pflegenden aus Altenpflegeeinrichtungen und nie<strong>der</strong>gelassenen Ärzten.<br />
Der <strong>Entscheidungs</strong>prozess <strong>zur</strong> <strong>Anlage</strong> <strong>einer</strong> PEG-Sonde im Krankenhaus<br />
In drei Krankenhäusern in NRW, einem <strong>der</strong> Maximal-, einem <strong>der</strong> Schwerpunktversorgung<br />
und <strong>einer</strong> Geriatrie, wurden Daten aus den Akten von 277 Patienten erfasst, bei denen eine<br />
PEG gelegt wurde.<br />
Die Mehrzahl <strong>der</strong> PEG-Empfänger (50 - 75%) ist bereits vor <strong>der</strong> Krankenhauseinweisung<br />
hilfeabhängig o<strong>der</strong> pflegebedürftig. Ebenfalls die Mehrzahl <strong>der</strong> PEG-<strong>Anlage</strong>n erfolgt im<br />
Rahmen eines längeren Krankenhausaufenthaltes wegen überwiegend altersneurologischer<br />
o<strong>der</strong> Tumorerkrankungen. An<strong>der</strong>s als nach den Vorbefragungen an den beteiligten Krankenhäusern<br />
zunächst vermutet, spielt die stationäre Einweisung mit dem Zielauftrag <strong>einer</strong> PEG-<br />
<strong>Anlage</strong> eine völlig untergeordnete Rolle, passend hierzu auch die von den Hausärzten angegebenen<br />
Einweisungsgründe. Die konkrete Indikation ist überwiegend eine Dysphagie (> 70<br />
%). Eine vorstationär beobachtete Verschlechterung des Ernährungszustandes o<strong>der</strong> ein aktuell<br />
dokumentierter schlechter Ernährungszustand nehmen eine absolut nachrangige Rolle<br />
ein.<br />
<strong>Entscheidungs</strong>fähige Patienten mit an<strong>der</strong>en als altersneurologischen Erkrankungen finden<br />
sich vor allem in <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> jüngeren, unter 65-jährigen Patienten, bei denen intensivmedizinisch<br />
versorgte Krankheitsbil<strong>der</strong> o<strong>der</strong> Tumorleiden eine wesentliche Rolle spielen.<br />
Dies sind auch überwiegend die Patienten, bei denen PEG-gestützte Ernährungsverfahren<br />
nur vorübergehend o<strong>der</strong> zumindest wahrscheinlich nur vorübergehend <strong>zur</strong> Anwendung<br />
kommen.<br />
Die Rekonstruktion eines komplexen <strong>Entscheidungs</strong><strong>prozesse</strong>s <strong>zur</strong> Einleitung <strong>einer</strong> künstlichen<br />
Ernährungsbehandlung aufgrund retrospektiv erhobener Daten selbst unter ergänzen<strong>der</strong><br />
nachträglich durchgeführter Befragung von Krankenhausmitarbeitern ist problematisch.<br />
Deutlich wird zunächst, dass die formalen Aspekte <strong>der</strong> <strong>Entscheidungs</strong>findung insbeson<strong>der</strong>e<br />
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