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Ablauf der Entscheidungs- prozesse zur Anlage einer perkutanen ...

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Ein Arzt möchte sich auf die Interpretation nonverbaler Äußerungen nicht einlassen, wenn er<br />

sagt:<br />

„also jetzt erstmal <strong>zur</strong> Demenz, Demenz ist ja ne Frage, wenn ich eine Abwehrung eines Dementen<br />

als Willensäußerung werte, kriege ich persönliche Schwierigkeiten,(...) ganz einfach aus dem<br />

Grunde, weil primär bei jedem Dementen erstmal eine Abwehrreaktion auf alles, was an<strong>der</strong>s als<br />

das, was er im Umfeld hat, ja den können Sie nicht motivieren, können nicht klarmachen, dass eine<br />

sinnvolle Therapie vor ihm steht, (Ingo Klare - Arzt)<br />

Offensiv versus Defensiv<br />

Weitere Einflussfaktoren, die sich auf die <strong>Anlage</strong> <strong>einer</strong> PEG auswirken beziehen sich auf den<br />

Zeitpunkt <strong>der</strong> <strong>Anlage</strong> und <strong>einer</strong> dahinterstehenden offensiven und eine defensiveren Haltung<br />

<strong>zur</strong> Vorgehensweise. Einige <strong>der</strong> Befragten bemängeln, dass die PEG mit zu vielen negativen<br />

Assoziationen behaftet sei und oftmals viel zu spät eingesetzt würde.<br />

„was mich bedrückt, ist, dass die meisten Patienten das zu spät angeboten bekommen“ (Ingo Klare<br />

- Arzt)<br />

Gefor<strong>der</strong>t wird sowohl ein Abbau <strong>der</strong> Ängste und Vorurteile als auch ein offensiverer Umgang<br />

mit <strong>der</strong> <strong>Anlage</strong> <strong>einer</strong> PEG als hilfreiche und unterstützende Methode <strong>zur</strong> Nahrungsergänzung.<br />

Eine Nichtanlage wird als „Versäumnis“ (Sigrid Kreuzer - Ärztin) interpretiert, zu<br />

dem man kein Recht hätte und dem Patienten Schaden zufügen könne. Ein Umdenken sei<br />

vor allem in präventiven, onkologischen Zusammenhängen dringend erfor<strong>der</strong>lich, um Schaden<br />

vom Patienten durch die voraussehbaren Folgen <strong>einer</strong> Chemotherapie o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />

invasiven Maßnahmen, wie Operationen im Vorhinein abwenden zu können und wie<strong>der</strong>holte<br />

Arztbesuche und stationäre Einweisungen unnötig zu machen.<br />

Gründe für eine Zurückhaltung <strong>einer</strong> Indikationsstellung lägen vor allem darin, dass alle noch<br />

die Idee hätten, die PEG sei etwas Furchtbares und könne in <strong>der</strong> terminalen Lebensphase<br />

vielleicht hilfreich sein, wenn man nicht mehr schlucken und essen könne. Das sei jedoch<br />

etwas ganz an<strong>der</strong>es (Ingo Klare - Arzt).<br />

Ein an<strong>der</strong>er Arzt sieht das Problem für einen zögerlichen Umgang mit <strong>der</strong> PEG in <strong>der</strong> Zusammenarbeit<br />

ärztlicher Kollegen an<strong>der</strong>er Fachdisziplinen und führt die Ablehnung auf ein<br />

Nichtwissen und eine gewollte Verlagerung <strong>der</strong> Arbeit <strong>zur</strong>ück. Er sagt:<br />

„es gibt in <strong>der</strong> Onkologie eindeutige Indikationen zu PEG, die lei<strong>der</strong> von den Leuten, die sie kennen<br />

müssten, nicht gesehen werden, insbeson<strong>der</strong>e den Chirurgen, o<strong>der</strong> den diagnostizierenden Internisten,<br />

also ein Ösöphagus-Ca sollte vor Behandlung grundsätzlich mit ner PEG versorgt werden,<br />

passiert vielleicht in zehn Prozent er Fälle, weil man sagt, dem geht´s ja noch gut, und <strong>der</strong> Gewichtsverlust,<br />

<strong>der</strong> war ja gar nicht so schlimm und das ist ja gar nicht so schlimm und das wird<br />

schon gehen, und dann ist <strong>der</strong> ja woan<strong>der</strong>s und dann sollen die sich da mal drum kümmern.“<br />

(Bernhard Beinbühl - Arzt).<br />

Auch eine Pflegekraft wünscht sich eine <strong>Anlage</strong> „bei Zeiten“ damit Folgeschäden vermieden<br />

werden können (Irmgard Buschmühler - Pflegende). Eine an<strong>der</strong>e Pflegekraft betont: „wenn<br />

es nach mir ginge wären es mehr Bewohner mit <strong>einer</strong> PEG-<strong>Anlage</strong>, aber ich entscheide<br />

nicht“ (Ines Junkers - Pflegende).<br />

Ein Arzt warnt jedoch vor <strong>einer</strong> unkritischen frühzeitigen PEG-<strong>Anlage</strong> und merkt kritisch an:<br />

„was heißt früh legen, wenn ich jetzt anfange mit einem BMI von einundzwanzig, dann haben<br />

ich ja eine halbe Bundesrepublik hinterher mit <strong>der</strong> PEG da rumflitzen, das ist doch quatsch“.<br />

(Niklas Seifert – Arzt)<br />

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