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Ablauf der Entscheidungs- prozesse zur Anlage einer perkutanen ...

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2. Einleitung<br />

Tina Quasdorf, Claudia Dinand, Julia Müller, Rainer Markgraf, Sabine Bartholomeyczik<br />

Die Ernährung ist ein Grundbedürfnis des Menschen und unverzichtbarer Bestandteil <strong>einer</strong><br />

angemessenen medizinischen und pflegerischen Versorgung. Bis in die jüngste Vergangenheit<br />

war es die vorherrschende Position, mit Ausnahme <strong>der</strong> eigentlichen Sterbephase eine<br />

enterale Ernährungstherapie bei einem Risiko für Mangelernährung auch prognoseunabhängig<br />

als notwendige Behandlung durchzuführen. Ziel <strong>der</strong> künstlichen Ernährung ist, die<br />

Erkrankung des Patienten, <strong>der</strong>en Symptomatik und Verlauf durch die Ernährungstherapie<br />

positiv zu beeinflussen, die Lebensqualität und Funktionalität des Patienten zu erhalten o<strong>der</strong><br />

zu verbessern, Leiden zu lin<strong>der</strong>n und die Morbidität sowie Mortalität zu reduzieren (Volkert et<br />

al., 2004).<br />

Bei Patienten, bei welchen eine orale Nahrungszufuhr (vorübergehend o<strong>der</strong> dauerhaft) nicht<br />

in ausreichendem Maße möglich ist, ist stets die enterale <strong>der</strong> parenteralen Ernährung vorzuziehen,<br />

falls die vorliegende Erkrankung dies zulässt (Braunschweig et al., 2001; Woodcock<br />

et al., 2001). Dies wird mit Hilfe von Ernährungssonden seit über 400 Jahren praktiziert<br />

(Kirby et al., 1995). Bei kurzzeitiger künstlicher enteraler Ernährung steht als Hilfsmittel eine<br />

nasogastrale Sonde <strong>zur</strong> Verfügung. Bei langfristiger <strong>Anlage</strong> ist eine Gastrostomie vorzuziehen,<br />

bei akuten neurologischen Erkrankungen mit Dysphagie wird sie bereits bei <strong>einer</strong> erwarteten<br />

Dauer <strong>der</strong> künstlichen Ernährung von über 14 Tagen empfohlen (Broadley et al.,<br />

2003).<br />

Das zugrunde liegende Erkrankungsspektrum ist sehr weit und umfasst Tumoren des oberen<br />

Gastrointestinaltraktes, neurologische Krankheitsbil<strong>der</strong> wie amyotrophe Lateralsklerose,<br />

Apoplex und an<strong>der</strong>e cerebrovaskuläre Erkrankungen sowie Krankheitsbil<strong>der</strong> <strong>der</strong> Geriatrie,<br />

hier insbeson<strong>der</strong>e die Demenz (Hauser et al., 2004).<br />

Bereits Mitte des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts wurden erste Versuche unternommen, Patienten, denen<br />

eine ausreichende orale Nahrungsaufnahme nicht möglich ist, die Nahrungsaufnahme durch<br />

<strong>Anlage</strong> <strong>einer</strong> Gastrostomie zu ermöglichen. In den folgenden Jahrzehnten fanden zahlreiche<br />

Modifikationen <strong>der</strong> chirurgischen Technik statt, die jedoch ausnahmslos vielfältige Risiken für<br />

den Patienten mit sich brachten (Gau<strong>der</strong>er et al., 1980; Tealey, 1994). Erst im Jahr 1980<br />

entwickelten Gau<strong>der</strong>er, Ponsky und Izant eine Methode <strong>zur</strong> <strong>Anlage</strong> <strong>einer</strong> solchen<br />

Gastrostomie, die ohne die Durchführung <strong>einer</strong> Laparotomie umzusetzen ist, die sogenannte<br />

perkutane endoskopische Gastrostomie (PEG) (Gau<strong>der</strong>er et al., 1980). Diese Methode <strong>der</strong><br />

Gastrostomie etablierte sich in den folgenden Jahren als Methode <strong>der</strong> Wahl <strong>zur</strong> Sicherstellung<br />

von enteraler Ernährung über lange Zeiträume. Gründe hierfür waren unter an<strong>der</strong>em die<br />

im Vergleich einfache Durchführung sowie die vergleichsweise niedrige Komplikationsrate im<br />

Zusammenhang mit <strong>der</strong> Prozedur (Gau<strong>der</strong>er, 1999; Rabeneck et al., 1996).<br />

Heute werden in Deutschland schätzungsweise 140000 PEG-Sonden jährlich gelegt (Eibach<br />

& Zwirner, 2002; Wirth et al., 2007). Ein großer Teil <strong>der</strong> PEG-Sonden wird bei älteren Menschen<br />

eingesetzt (Angus & Burakoff, 2003; Brotherton & Lyons, 2006; Callahan et al., 2000).<br />

In Deutschland geht man davon aus, dass etwa 65 Prozent <strong>der</strong> PEG-Sonden auf ältere<br />

Menschen entfallen; an<strong>der</strong>e Schätzungen geben an, dass 70 Prozent bei Heimbewohnern zu<br />

finden sind (Strätling et al., 2005; Wirth et al., 2007). Schätzungsweise 30 bis 50 Prozent<br />

dieser Patienten haben psychische o<strong>der</strong> dementielle Erkrankungen (Cervo et al., 2006;<br />

Dharmarajan et al., 2001; Eibach & Zwirner, 2002; Finucane et al., 2007; Synofzik, 2007).<br />

Während Risiken und Komplikationen, die in direktem Zusammenhang mit <strong>der</strong> <strong>Anlage</strong> <strong>einer</strong><br />

PEG-Sonde stehen, umfassend untersucht und beschrieben wurden, sind Langzeitfolgen<br />

ebenso wie <strong>der</strong> Nachweis des erwarteten Nutzens zum Teil nur un<strong>zur</strong>eichend beschrieben<br />

(Rabeneck et al., 1996).<br />

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