Ablauf der Entscheidungs- prozesse zur Anlage einer perkutanen ...
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chend aussagekräftig und kann lediglich erste Hinweise auf eine mangelhafte Ernährungssituation<br />
liefern. Insbeson<strong>der</strong>e bei alten Menschen kann er irreführend sein, als ein hoher<br />
BMI durchaus mit <strong>einer</strong> Mangelernährung verbunden sein kann, z.B. bei Ödemen, ein niedriger<br />
BMI <strong>zur</strong> Geschichte <strong>der</strong> Person ohne Anzeichen von Mangelernährung gehören kann. In<br />
jedem Fall sollte <strong>zur</strong> weiteren Abklärung ein umfassendes Ernährungsassessment erfolgen<br />
(Gemeinsamer Bundesausschuss 2005; ASPEN, 2002). Im Rahmen des vorliegenden<br />
Projektes wurde dennoch <strong>der</strong> BMI <strong>der</strong> einzelnen Teilnehmer <strong>zur</strong> Beurteilung des Ernährungszustandes<br />
erhoben, da davon auszugehen war, dass sich hierzu am ehesten vergleichbare<br />
Informationen in den einzelnen Bewohnerdokumentationen finden würden. Die<br />
Auswertung <strong>der</strong> Daten zeigt, dass zum Zeitpunkt <strong>der</strong> <strong>Anlage</strong> <strong>der</strong> PEG-Sonde <strong>der</strong> größte Teil<br />
<strong>der</strong> Bewohner einen BMI-Wert aufwies, <strong>der</strong> entsprechend <strong>der</strong> oben genannten Definition als<br />
normal zu bezeichnen ist. Dies spricht dafür, dass dem Problem <strong>einer</strong> Mangelernährung bereits<br />
zu einem frühen Zeitpunkt begegnet wird. Allerdings ist zu bedenken, dass hierbei nur<br />
<strong>der</strong> Gewichtsverlust, bzw. eine Abnahme an Körpermasse berücksichtigt wird. An<strong>der</strong>e Folgen<br />
<strong>einer</strong> Fehl- o<strong>der</strong> Mangelernährung werden nicht erfasst, sodass im Rahmen <strong>der</strong> vorliegenden<br />
Ergebnisse keine Aussagen hierzu getroffen werden können.<br />
Die Maßnahme <strong>einer</strong> enteralen Ernährung mithilfe <strong>einer</strong> PEG-Sonde wird in erster Linie <strong>zur</strong><br />
Überbrückung von krankheitsbedingten Phasen empfohlen, in denen eine ausreichende Ernährung<br />
durch orale Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme nicht sichergestellt werden kann.<br />
In jedem Fall muss in regelmäßigen Abständen eine erneute Prüfung <strong>der</strong> Indikation und <strong>der</strong><br />
Notwendigkeit <strong>einer</strong> enteralen Ernährung erfolgen. Es wird des Weiteren gefor<strong>der</strong>t, dass eine<br />
kontinuierliche Durchführung von Maßnahmen erfolgt, die eine Rückführung zu oraler Nahrungsaufnahme<br />
unterstützen. Die für dieses Forschungsprojekt erhobenen Daten legen<br />
nahe, dass diesen For<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Praxis nur selten nachgekommen wird. Nur in einem<br />
Fall war die PEG-Sonde zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Erhebung wie<strong>der</strong> entfernt worden. Allerdings<br />
fand in etwa 70 Prozent <strong>der</strong> Fälle in Ergänzung <strong>zur</strong> Sondennahrung auch ein orales Nahrungsangebot<br />
statt. Anhand <strong>der</strong> Datenlage bleibt deshalb offen, ob die dauerhafte Nutzung<br />
<strong>der</strong> PEG-Sonde auf die beson<strong>der</strong>en Charakteristika <strong>der</strong> zugrunde liegenden Population <strong>zur</strong>ückzuführen<br />
ist, o<strong>der</strong> ob hier die Option <strong>einer</strong> Entfernung <strong>der</strong> PEG-Sonde nicht hinreichend<br />
berücksichtigt wird. Die Tendenz zu <strong>einer</strong> langfristigen Applikation von Sondenernährung bei<br />
hochaltrigen Personen wird jedoch auch durch an<strong>der</strong>e Studien bestätigt (Becker & Hilbert,<br />
2004; Bucher & Hufnagel, 2004).<br />
Der Erhalt, bzw. die Verbesserung <strong>der</strong> Lebensqualität sollte sicherlich als primäres Ziel <strong>einer</strong><br />
enteralen Ernährung gelten. Es ist deshalb auch zu berücksichtigen, welche Komplikationen<br />
und nachteiligen Auswirkungen die <strong>Anlage</strong> <strong>einer</strong> PEG-Sonde mit sich bringen kann. Obwohl<br />
die <strong>Anlage</strong> <strong>einer</strong> PEG-Sonde als sichere Methode <strong>zur</strong> Ermöglichung <strong>einer</strong> enteralen Ernährung<br />
gilt (Cervo et al., 2006; Wirth et al., 2007), werden in <strong>der</strong> Literatur Komplikationsraten<br />
zwischen 8 und 30 Prozent angeführt, wobei schwerwiegende Ereignisse in 1 bis 4 Prozent<br />
<strong>der</strong> Fälle auftreten. Die am häufigsten beschriebene Komplikation stellt hierbei die lokale<br />
Wundinfektion <strong>der</strong> Einstichstelle dar (Löser et al., 2005). Dies trifft auch auf die Stichprobe<br />
des hier beschriebenen Forschungsprojektes zu. Ebenso traten in vereinzelten Fällen Diarrhöen,<br />
Dislokationen und das Buried-Bumper-Syndrom auf. Es ist außerdem zu bedenken,<br />
dass mittels <strong>der</strong> angewandten Methodik <strong>der</strong> Datenerhebung mit großer Wahrscheinlichkeit<br />
nicht alle durch die PEG-Sonde bedingten Komplikationen erfasst werden konnten. Insbeson<strong>der</strong>e<br />
in <strong>der</strong> Literatur beschriebene Auswirkungen wie Aspirationspneumonien, eine Zunahme<br />
von Fixierungen bei Personen mit Demenz und Auswirkungen auf psychische und<br />
soziale Faktoren waren anhand <strong>der</strong> verwendeten Methodik nicht in Beziehung <strong>zur</strong> enteralen<br />
Ernährung zu setzen (Finucane et al., 1999; Gillick, 2000). Dennoch unterstützt die hohe<br />
Rate an Komplikationen bei den Teilnehmern <strong>der</strong> hier beschriebenen Studie, die For<strong>der</strong>ung<br />
nach einem sorgfältigen Abwägen des Nutzens <strong>einer</strong> PEG-Sonde.<br />
<strong>Ablauf</strong> des <strong>Entscheidungs</strong><strong>prozesse</strong>s<br />
Neben <strong>der</strong> Beschreibung <strong>der</strong> gesundheitlichen und ernährungsspezifischen Situation lag <strong>der</strong><br />
Fokus des Forschungsprojektes vor allem auf <strong>der</strong> Beschreibung des praktischen <strong>Ablauf</strong>es<br />
des <strong>Entscheidungs</strong><strong>prozesse</strong>s im Vorfeld <strong>der</strong> <strong>Anlage</strong> <strong>einer</strong> PEG-Sonde. Ausgegangen wurde<br />
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