18.02.2013 Aufrufe

Archiv für slavische Philologie

Archiv für slavische Philologie

Archiv für slavische Philologie

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

114<br />

V. Jagic,<br />

durchgehen, um die Willkürlichkeiten Marnavic's ins richtige Licht zu<br />

stellen und den Wahn zu beseitigen, als ob es je einen Psalter vom<br />

J. 1222 gegeben hätte. Fangen wir zunächst mit der Orthographie des<br />

Levakovic'schen Frammento an. Der von Karaman aus Levakovi(^'s Ab-<br />

schrift kopierte Text unterscheidet zwischen w als c und als .sc derart,<br />

daß er im letzteren Falle den Buchstaben w oben mit drei Punkten ver-<br />

sieht. Ebenso wird a in der lautlichen Funktion als e mit einem Punkt<br />

versehen. Auch sh und -p, wenn sie als .h und h> auszusprechen sind,<br />

werden mit dem Punkt oder einem Strich bezeichnet. Alles das sind<br />

spätere Neuerungen, die man <strong>für</strong> einen angeblichen Text aus dem J. 1222<br />

als etwas einfach Unmögliches, Unerhörtes ansehen muß. Nun könnte<br />

man allerdings auf den Gedanken kommen, diese diakritischen Zeichen<br />

seien auf Rechnung Karamans zu setzen, und sagen, in der eigen-<br />

händigen Kopie Levakovic's seien diese Unterscheidungen noch nicht<br />

enthalten gewesen. Allein manches spricht da<strong>für</strong>, daß die Kopie Kara-<br />

mans wirklich sehr genau ist. So hat er auf p. 273 seiner Considerazioni<br />

den Anfang des Evangeliariums Assemanis (Hckohh k1v caoko) sehr<br />

genau kopiert, mit Bewahrung aller Abbreviaturen und selbst mit Nach-<br />

ahmung des runden Charakters der Schrift, was sehr zugunsten seiner<br />

Sorgfalt und Genauigkeit spricht. Man vergesse nicht, daß sein AV'erk<br />

<strong>für</strong> den Papst bestimmt war. Also Karaman dürfte die Verantwortung<br />

<strong>für</strong> diesen orthographischen Anachronismus nicht treffen. Wahrschein-<br />

lich auch Levakovic nicht, der <strong>für</strong> den ihm von Marnavic übermittelten<br />

Kodex voll Verehrung war und die benannten diakritischen Unterschei-<br />

dungen wahrscheinlich erst von Marnavic übernommen hat; allerdings<br />

verrät diese seine Verehrung nach unserer heutigen Auffassung einen<br />

hohen Grad mangelnder Einsicht in die Einzelfragen, die dabei in Be-<br />

tracht kommen. So z. B. würde Levakovic, wenn er sich in die Lektüre<br />

alter glagolitischer Texte vertieft hätte, längst schon müssen genau<br />

wissen, daß solche Worte, wie (leorgii, Evangelista, Vigilii in allen gla-<br />

golitischen Texten in der Tat durch \

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!