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Archiv für slavische Philologie

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Öernysev, Kichtigkeit u. Reinheit der russ. Sprache, angez. von Jagic. 483<br />

wohl gegen die Orthographie wie auch gegen die Grammatik, die sich nicht<br />

leicht mit der Ausrede der Druckfehler entschuldigen lassen. Ein großer Teil<br />

solcher Unkorrektheiten in gedruckten Texten — wie es in geschriebenen bei<br />

einzelnen Schriftstellern aussehen mag, ist schwer zu sagen — hängt wohl mit<br />

dem lautlichen Charakter der russischen Sprache zusammen, mit einer Menge<br />

rassischer in der Aussprache nicht zur vollen Austönung gelangenden Laute.<br />

Daher die leichte Verwechslung von e und i, von o und a, von Ja und je und<br />

Jti usw. Darum sind in der russischen Schulliteratur die Anweisungen zu<br />

einer orthographisch richtigen Schreibweise seit jeher ein unentbehrliches,<br />

viel begehrtes Hilfsmittel gewesen. Auch die Petersburger Akademie befaßte<br />

sich mit dieser Frage. Ich selbst war während der unvergeßlichen Jahre<br />

1880—1886 in den Sitzungen der russischen Abteilung der Akademie Zeuge<br />

der Entstehung einer solchen orthographisch-grammatischen Anleitung, die<br />

uns der bekannte Akademiker J. K. Grot nach Maßgabe des Fortschreitens<br />

der Arbeit vorlas. Da der Verfasser den in orthographischen Fragen rich-<br />

tigen Grundsatz befolgte quieta non movere und demnach recht konservativ<br />

zu Werke ging, beschränkte sich auch seine Aufgabe wesentlich darauf, nur<br />

bei beobachteten Schwankungen jener Schreibart den Vorzug zu geben und<br />

sie durch die Zustimmung der ganzen akad. Abteilung sanktionieren zu lassen,<br />

die man als die berechtigtere oder allein richtige anerkannt hatte. Seine Dar-<br />

stellung erweckte selten Widerspruch, sie fand in der Regel stillschweigende<br />

Zustimmung aller Mitglieder der Abteilung. Ich erinnere mich nur — man<br />

gestatte mir als dem einzigen noch lebenden Mitglied aus jenen Jahren<br />

diese kleine Indiskretion — , daß<br />

als Grot <strong>für</strong> die Wortsippe jitKapt, .TiKap-<br />

CTBo etc. die Schreibung mit c statt t vorschlug, dieser Vorschlag auf Wider-<br />

spruch stieß, Akad.Byckov erklärte nämlich ganz oflen, er werde auch ferner-<br />

hin bei i bleiben. Das mag auch Grot bestimmt haben, von seinem früheren<br />

Vorhaben nachher abzukommen. Meine Einwendungen gegen die angeblich<br />

»etymologische« Schreibung i;aa^iiiiia statt des üblichen EeTimia drangen bei<br />

Grot nicht durch ; er übersah, daß seine hauptsächliche Beweisführung mit<br />

dem polnischen iveilzic nicht stimmte. Erst in späteren Bearbeitungen gab<br />

er doch insofern nach, als er erklärte, man könne von der »etymologischen«<br />

Schreibweise auch absehen und Eerquiia schreiben! Viel besprochen wurde<br />

nach meiner Erinnerung auch der schwankende Gebrauch des Infinitivs: uätii<br />

oder UTTU. Man gab dem Wunsche Grots nach und sanktionierte urni, ob-<br />

gleich die Begründung nicht gerade sehr überzeugend war. Denn es dürfte<br />

keinem Zweifel unterliegen, daß die Aussprache urni eigentlich vom präsen-<br />

tischen HÄy beeinflußt wurde; htth ist also nur phonetische Schreibweise, die<br />

sonst bekanntlich in der russischen Orthographie gegenüber der etymologi-<br />

schen Ableitung meist den kürzeren zieht. Man vergl. pascinTaxt, ucKyccxBo<br />

oder gar pasccopiiTt usw. Das Büchlein Grots liegt in vielen Auflagen vor,<br />

ich selbst besitze augenblicklich weder die erste noch die neueste Auflage,<br />

um sagen zu können, wie weit er in neueren Auflagen Änderungen vornahm.<br />

Während das Büchlein Grots hauptsächlich orthographische Anleitung<br />

sein will, hat sich das vorliegende Werk Cernysevs höhere Ziele gesteckt. Es<br />

soll nicht bloß zeigen, wie man gegebene Sprachformen richtig zu schreiben<br />

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