18.02.2013 Aufrufe

Archiv für slavische Philologie

Archiv für slavische Philologie

Archiv für slavische Philologie

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Uccelini, La divina coramedia, kroat. Übersetzung, angez. von Perkovic. 541<br />

phosen«, und von neuen Dichern den >Pan Tadeusz« von Mickiewicz. Zu erwähnen<br />

ist noch in der serbischen Hälfte unserer Literatur die Übersetzung<br />

Ariostos von Dragisa Stanojevic.<br />

Vor kurzer Zeit bereicherte Bischof Uccellini die kroatische Literatur<br />

mit einer Übersetzung des grüßten italienischen Meisterwerkes, der »gött-<br />

lichen Komödie« von Dante. Bisher hatten wir davon keine vollständige<br />

Übersetzung, denn vom verstorbenen Stj. Buzolic stammt bloß eine Über-<br />

setzung der j'Hölle«, einige Gesänge hat Dr. Tresic'-Pavicic ins Kroatische<br />

übertragen, zwei sogar P. Preradovic und ich erinnere mich, daß auch Prof.<br />

J. Cabric etwas übersetzt hat. Unter den Editionen der »Matica Hrvatska«<br />

vom J. 1909 befindet sich endlich auch eine Übersetzung der >Hölle« in Prosa<br />

von Prof. Is. Krsnjavi, wovon weiter unten die Rede sein wird.<br />

Übersetzungen sind im allgemeinen keine leichte Arbeit, schon gar nicht,<br />

wenn es sich um Dichterwerke in gebundener Form handelt. Und was soll<br />

man erst von der Übersetzung einer Dichtung sagen, die aus genau 100 Gesängen<br />

mit je 130— 140 Versen besteht, alles in vollendeten, stilgerechten<br />

Terzinen, mit unzähligen Figuren und Tropen geschmückt; von einem im<br />

mystischen, allegorischen Ton gehaltenen grandiosen Meisterwerk, in welchem<br />

die gesamte damalige Kunst und Wissenschaft zusammengefaßt ist und wo<br />

man unausgesetzt von lichten, sonnigen Höhen heidnischer Mythologie zu<br />

unergründlichen Tiefen scholastischer und theologischer Philosophie herabzu-<br />

steigen hat? Was soll über die Mühe und Ausdauer, die zu einer solchen<br />

Übersetzung nötig sind, gesagt werden? Und Bischof Uccellini hat dies in<br />

jahrelanger, aufopfernder Arbeit zuwege gebracht, der ein um so größeres<br />

Verdienst gebührt, als ja diese Übersetzung unter ganz außergewöhnlich<br />

schwierigen Verhältnissen zustande kam. Die serbo-kroatische Sprache besitzt<br />

zwar einen unerschöpflichen Wortschatz und lexikalen Reichtum, sie kann<br />

aber bloß auf eine ganz junge wissenschaftliche Literatur zurückblicken und<br />

verfügt daher noch nicht <strong>für</strong> alle Fälle über eine genügend festgelegte und allgemein<br />

anerkannte wissenschaftliche Terminologie, besonders philosophische<br />

und theologische, die bei einer Übersetzung des Dantischen Dichterwerkes<br />

unerläßlich ist.<br />

Soviel über die Mühe des Übersetzers. Und hat sie sich gelohnt? Ist<br />

die Übersetzung eine Errungenschaft <strong>für</strong> die kroatische Literatur? Man kann<br />

diese Frage schon jetzt mit aller Entschiedenheit bejahen.<br />

Die Übersetzung zeichnet sich durch eine solche Schönheit und Leichtig-<br />

keit aus, daß <strong>für</strong> den ersten Augenblick der Zweifel aufkommen kann, ob dies<br />

nicht durch eine allzufreie und allzuweite Entfernung von dem Sinne des<br />

Originals zustande kam. Ein Vergleich mit dem Originale zerstreut jedoch<br />

alsbald den aufgetauchten Zweifel, denn die Übersetzung Uccellinis zeichnet<br />

sich nebst schöner, fließender Form, auch durch treue Wiedergabe des Origi-<br />

nals aus. Der verdienstvolle Bischof von Kattaro hat sich als ein dichterisch<br />

begabter Meister der Übersetzungskunst erwiesen; viele seiner Strophen sind<br />

wie aus Stein gemeißelt und erinnern lebhaft an die unsterblichen Verse eines<br />

Mazuranic und Njegos. Er ist ein genauer Kenner der heutigen Sprache,

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!