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Archiv für slavische Philologie

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G- Schwela,<br />

angespannt und dazu noch dreißig Paar Pferde vorgespannt werden, ehe<br />

er sich in Bewegung setzt (U, 148).<br />

Sechzig Taler gibt der Bursche <strong>für</strong> den Kranz, den er seinem<br />

Mädchen in das Haar drückt und ebensoviel <strong>für</strong> den Ring an ihrem<br />

Finger (1882, 152). Von 80 Trommlern und 90 Reitern sieht sich ein<br />

fliehendes Liebespaar verfolgt (I, 227). In 99 Knoten ist zu abergläu-<br />

bischen Zwecken ein Kater eingeschnürt (Seh. Gebr. 204). 100, 200,<br />

300 Taler verlangt ein Bursche <strong>für</strong> drei tanzende Schweinchen (ebend.<br />

68). Dreihundert Hasen soll ein Knabe weiden, dreihundert Schafe ein<br />

Knecht (Volkst. 25): um 300 Taler kauft sich ein Mann los (ebend. 41);<br />

300 Taler verlangt ein Mädchen Schweigegeld, um einen anscheinend<br />

geflüchteten Krieger nicht zu verraten (I, 70). 300 Taler bietet ein<br />

Freier <strong>für</strong> die Braut, und als der Mutter diese Summe nicht genügt,<br />

werden 600 und dann 900 Taler geboten (1893, 82. — Der Brautkauf<br />

wird als Hochzeitsscherz noch heute bisweilen geübt). Einen goldenen<br />

Becher im Werte von dreihundert Schock steckt der heimtückische Gast-<br />

wirt dem Pilger in den Reisesack (I, 286). 300 Mannen (bei Seh. Gebr.<br />

6: 200) hat der Wendenkönig zu seinem Schutze stets um sich. 400<br />

Ellen mißt die Brücke vor seinem Schloß (V. 11. 13).<br />

Tausend Schmerzen heilt das Lied des Spielmanns (U, 206), tau-<br />

send gute Kacht entbietet der Bursche seiner Maid (187 7, 9), ja er<br />

nennt sie in seiner Herzensfreude: »0 du meine hunderttausend Allerliebste«<br />

(1881, 15)! —<br />

Eine Fülle von typischen Zahlen! T\Iit einzelnen finden Avir eigen-<br />

tümliche Gedanken und Gefühle verbunden. Die Vier trägt einen hellen,<br />

frohen Charakter, ihr Erscheinen bedeutet Freude und Glück, sie ist<br />

gleichsam die Zahl der guten Geister, der Sonne, die die vier Jahreszeiten<br />

und die vier Himmelsrichtungen hervorruft. Demgegenüber ist die Neun<br />

die Zahl der bösen, schädlichen Mächte. Der feierlich ernste Gebrauch<br />

der Drei scheint auf den biblischen Glauben an die Dreieinigkeit Gottes<br />

zurückzugehen. Die Sieben mag der Gottheit des Lebens und der Liebe<br />

eigen gewesen sein. Das ganze Verständnis <strong>für</strong> diese Zahlen wird uns<br />

aber erst dann aufgehen, wenn wir sie in Verbindung mit den anderen<br />

indogermanischen und den an Zahlensystemen so reichen semitischen<br />

Sprachen betrachten können.<br />

Die Freude an den Zahlen und dem Zahlenspiel ist im Volke noch<br />

nicht erstorben. Zum Beweis da<strong>für</strong> sei zum Schluß ein Rätsellied an-

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