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Archiv für slavische Philologie

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Bemerkungen zur »Slav. Phonetik« von Olaf Broch, von Schultheiss. 235<br />

den zwei herkömmlichen Hanptteilen, der Lautbildung und der Kombinations-<br />

lehre, unterzuordnen. Die einzelnen Slavinen werden vorwiegend nachein-<br />

ander abgehandelt, und die Hauptarbeit des Vergleiches und des damit anhebenden<br />

Kampfes der Auffassungen bleibt eigentlich noch zu tun übrig; vor<br />

allem <strong>für</strong> die Akzentlehre, deren wissenschaftlicher Wert meines Erachtens<br />

allein in einer möglichst aufs allgemein Physiologische gerichteten Problem-<br />

stellungsweise liegt.<br />

Anmerknngen, die sich auf »persönliche Beobachtungen« (Einleitung<br />

S. 1, Z. 10 v.u.) gründen, müssen bei der Unerschöpflichkeit des Gegenstandes<br />

um so erwünschter sein, als sich bis jetzt in bezug auf Wichtiges oder Un-<br />

wichtiges noch kein sicheres Kriterium gewinnen läßt.<br />

Zu § 21 erhebt sich die Frage, ob nicht der Übergang von palatalen d, t<br />

in palatale g, k allgemein im Slavischen (und darüber hinaus z. B. im Neu-<br />

griechischen: dLoadxioi' zuweilen fast = domal-' ion) als Vorstufe zu den pala-<br />

talen Zischlauten dz, c aufzufassen ist; ein junger kleinrussischer Slavist, der<br />

mich auf die Häufigkeit dieses Übergangs in verschiedenen ruthenischen Dialekten<br />

[Kilo <strong>für</strong> nmjo, gewissermaßen Verbindungsglied zu ciaio) aufmerksam<br />

machte, sprach davon als von einer bereits feststehenden Tatsache.<br />

Sollte § 29 die Deutung in sich schließen, daß der Verfasser prinzipielle<br />

akustische Unterschiede zwischen dem großrussischen i nicht zugibt, so wäre<br />

mit der kaukasischen fast interdentalen Aussprache das / eine Ausnahme zu<br />

machen, die eine oft deutlich wahrnehmbare spirantische Färbung nach neugr.<br />

h zu ergibt (analog dem albanischen harten / nach Pekmezi's Grammatik), die<br />

dem rein georgischen / abgeht.<br />

Zu § 55. Die Neigung zu velaren Gleitvokalen von den Lippenlauten<br />

zum folgenden Vokal läßt sich auch im Französischen sporadisch beobachten<br />

[la mer in der Aussprache von Lyon nahezu wie moer mit o wie in moi); dort<br />

fällt sie allerdings vor den hohen (wir würden sagen hellen) Vokalen auf, und<br />

verlangt daher zu ihrem Verständnis nicht die <strong>für</strong> das Russische geltende<br />

Voraussetzung eines ausnahmsweise besonders tiefen Eigentons der Labiale<br />

in diesen Stellungen, da ja der Labial an sich tiefer ist als a, e, i. Den Unter-<br />

schied zwischen dieser französischen und <strong>slavische</strong>n Erscheinung möge aus<br />

dem Rumänischen, das sie ebenfalls kennt, das Wort mih- [maliim »Apfel«)<br />

gegenüber dem frz. me?- erläutern: das m von m"^r (nach Brochs Transskrip-<br />

tion; das aufgesetzte n bedeutet den tiefsten >Eigenton< des ?;0 klingt wirklich<br />

auffallend tiefer als das Durchschnitts-m (etwa = ni) des Rumänischen<br />

oder anderer Sprachen, während in in"{-r der vom mittleren wi nicht stark nach<br />

unten abweichende Laut durch seinen bloßen Kontrast mit dem folgenden<br />

höheren Vokal mit physiologischer Notwendigkeit einen Gleitlaut erfordert<br />

(denn sonst würde das m dem Eigenton des folgenden e angeglichen sein, also<br />

7her). Der hier festgelegte Unterschied zwischen velaren Gleitlauten infolge<br />

Assimilation (an den tiefen) und durch Kontrast (mit dem hohen folgenden<br />

Vokal) verliert freilich dadurch an Schärfe, daß auch im zweiten Fall der Labial<br />

hörbar unter der Durchschnittshöhe stehen muß. Und es ist wohl im<br />

Grunde auch dieselbe Erscheinung einer Labialisierung, d. h. wahrnehmbaren<br />

Vertiefung des konsonantischen Eigentons im Gegensatz zum folgenden

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