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Archiv für slavische Philologie

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232<br />

Kritischer Anzeiger.<br />

meinige (Nc. vysl. S. 99) anerkennen. — Zu den präzisen Abschnitten über<br />

Silbenqualität, Silbengrenze und über den festen oder losen Anschluß der<br />

Konsonanten habe ich nichts zu bemerken, höchstens daß die cechischen<br />

Verhältnisse in der d. A. besser illustriert sind. — Auch die Abteilung Quan-<br />

tität (relativ genommen) bedarf meinerseits keiner Einwendung noch Er-<br />

gänzung.<br />

Dagegen muß ich mich bei dem Akzente (§ 229—245) etwas länger auf-<br />

halten. Verf. hat mit Recht auf die interessanten Experimente der französi-<br />

schen Gelehrten Gauthiot und Vendryes aufmerksam gemacht. Ich kann sehr<br />

gut begreifen, wenn eine solche minutiöse Beobachtung zu dem Resultate<br />

kommt, daß in gewissen Fällen (besonders bei der Kürze der anlautenden<br />

Silben) die Druckwelle über die Grenze der ersten Silbe hinausgreift und auch<br />

über einen Teil der folgenden Silbe sich erstreckt (S. 212). Daß wir aber die<br />

Worte : zelenym, spanilych, potomstvu, hubicku als exspiratorische Paroxytona<br />

aussprechen, kann ich keineswegs glauben. Obzwar ich keine Furcht<br />

vor den Ketzereien fühle, kann ich nicht anders, als mich auf die Seite des<br />

gleichgesinnten Prof. Vondräk stellen, um an unserem »Dogma« weiter fest-<br />

zuhalten, daß nämlich alle cechischen Worteinheiten den Exspirations-<br />

druck auf der ersten Silbe tragen. Diese Überzeugung ist bei mir nicht durch<br />

bloße Tradition, sondern auch durch folgende Gründe unterstützt: erstens<br />

klingt es mir immer falsch und störend, wenn ein Deutscher z.B. den Palacky<br />

eben mit der auch bei Broch (S. 216) als normal bezeichneten Aussprache<br />

pa'lacki zitiert. Dann höre und fühle ich ganz klar den Unterschied zwischen<br />

den oben erwähnten cechischen Worten und ihren polnischen Äquivalenten:<br />

zielonym, wspanialych, potomnosc, — ich muß also anders akzentuieren?<br />

Endlich gibt der Verf. selbst zu (S. 217), daß eben bei diesen Typen (mit<br />

positionslanger zweiter Silbe) auch Variationen vorkommen (>besonders bei<br />

energischer Aussprache« — sagt BroclO, wo ein deutliches Übergewicht in<br />

der ersten Silbe zu beoljachten ist (also 'travicky, 'potomistvu, weiter 'vla-<br />

stenci, modracku!). Dazu kommt noch ein indirektes Zeugnis, nämlich die<br />

Wortintonation, welche im Cechischen nach Broch (S. 230) auf dieser Regel<br />

aufgebaut ist : stärkere Exspiration bedingt allgemein höheren Ton. Nun er-<br />

schien in den ganz analogischen Worten wie Zubaty, koroptve, babicka häu-<br />

figer ein niedrigerer Ton in der zweiten als in der ersten Silbe, die am höchsten<br />

gesprochen wird! (S. 231 . Wenn man allen diesen Tatsachen noch nicht<br />

die Macht zuerkennt, den obenerwähnten Beobachtungen von Gauthiot-Ven-<br />

dryes die Glaubwürdigkeit abzuleugnen, nur deswegen, weil es »objektive«<br />

Experimente sind, so will ich noch folgendes bemerken: es liegt mir ferne,<br />

die Genauigkeit der Apparate aus Vorurteil zu bestreiten; ich gebe ohne<br />

weiteres zu, daß sie alles so registriert haben, wie man es vor ihnen ausgesprochen<br />

hatte. Es können nichtsdestoweniger zweierlei Mißverständnisse<br />

leicht entstehen: entweder aus dem Wortmaterial selbst oder aus der<br />

Interpretation der Kurven resp. Glyphen;, die methodisch mehr oder<br />

weniger passend sein kann. Um konkreter zu sprechen, wenden wir uns zu<br />

unserer Akzentfrage. Die betreffenden Worte machen auf mich den Eindruck,<br />

als ob sie im Zusammenhange des Satzes mit einer Präposition verbunden

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