Archiv für slavische Philologie

Micaglia und sein Wörterbuch. 471
und Grammatik) enthaltenen Texte und Satze nicht im geringsten ab-
weicht. Ganz sicher ist es aber, daß wir von diesem Gesamtwerke nur
eine und nicht zwei Ausgaben haben, wie das Ljubic [Dizio'n. hiogr.
209) — und nach ihm V. Adamovic [Gragja I, 76) — behauptet, der
von einer Ausgabe von Loreto aus dem J. 1619 und einer zweiten von
Rom aus dem J. 1651 spricht; letzterer Irrtum, den übrigens Ljubic in
seinem Oghdalo^ Bd. II, S. 447, nicht mehr begeht, wurde zum Teil
dadurch veranlaßt, daß — wie schon von Dobrovsky ganz richtig be-
merkt wurde — auf dem Titelblatte des Wörterbuches der Druckvermerk
steht: »Laureti, Apud Paulum, & Jo. Baptistam Seraphinum, 1649.«
steht, während auf der letzten Seite 863 wiederum als Druckvermerk
>In Ancona, Per Ottavjo Beltrano, 1651.« erscheint; mit dem Titel-
blatte des Wörterbuches stimmt in dieser Beziehung auch dasjenige der
Grammatik, auf welchem zu lesen ist: »U LORETV, Po Paulu, i Ivanu
Batifti Serafinu. m.dc.xlix. « Selbstverständlich lassen diese verschie-
denen Druckvermerke keine andere Deutung zu, als die, daß der Druck
des ganzen Werkes in Loreto bei P. und G. B. Serafino im J. 1649 be-
gonnen und in Ancona bei 0. Beltrano im J. 1651 beendigt wurde; da-
bei ist es aber auffallend, daß — wie mir auch von fachmännischer Seite
bestätigt wurde — Papier und Typen vom Anfang bis zum Ende vollkommen
gleich sind, so daß man sagen muß, daß entweder beide Bnch-
druckereien dasselbe Papier und dieselben Typen hatten, oder, was wohl
wahrscheinlicher ist, daß die Buchdruckerei der Brüder Serafini in den
Besitz des 0. Beltrano überging, der in Ancona an dem in Loreto be-
gonnenen Werke weiter arbeitete i). Ich glaube sogar, daß man sagen
kann, bis wohin die eine und von wo angefangen die andere Druckerei
gearbeitet hat; bis zur Seite 706 incl., d. i. bis zum Ende des Druck-
bogens Xx, ist der Druck sehr schlecht, während er von Seite 707 an bis
zum Schlüsse ziemlich rein und scharf ist ; dies hängt damit zusammen,
1) Wie man mir aus der Marciana freundlichst mitteilt, ergibt es sich nach
G. Fumagallis >Dictionnaire geographique d'Italie pour servir ä Thistoire de
limprimerie dans cepays«,daß die Buchdruckerei der Brüder Serafini in Loreto
im J. 1637 gegründet wurde und — mit Ausnahme der Jahre 1641 — 1646 —
dort wenigstens bis zum Jahre 1665 im Betriebe stand, während diejenige des
0. Beltrano in Ancona zum ersten Male im J. 1651 erwähnt wird; es ist also
doch wahrscheinlich, daß Micaglia, mit der Leistung der Buchdruckerei von
Loreto unzufrieden, den letzten Teil seines Wörterbuches in der in Ancona
neu errichteten Offizin drucken ließ.