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Archiv für slavische Philologie

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Kritischer Anzeiger.<br />

schöpft aber auch fleißig aus dem Wortschatz eines Gundulic und Palmotic<br />

und aus dem unversiegbaren Born der lebenden Volkssprache.<br />

Damit soll nicht gesagt sein, daß die Übersetzung Uccellinis durch und<br />

durch, auch in jeder Einzelheit etwas Mustergültiges sei. So etwas ließe sich<br />

ja überhaupt nicht zustande bringen, denn eine Dichtung verliert beim Über-<br />

setzen, auch wenn diese noch so vollendet ist, viel von ihrer ursprünglichen<br />

Schönheit und ihrem Eeiz, weil schon alle Vorzüge, welche aus der Eigenheit<br />

der Sprache entspringen, in Übersetzung nicht wiederzugeben sind und ver-<br />

loren gehen.<br />

Alles was wir von einer Übersetzung fordern können, ist also, daß der<br />

Sinn des Originals in einer einwandfreien Form und Sprache möglichst treu<br />

wiedergegeben wird.<br />

Was aber die Treue der Uccellinisehen Übersetzung anbetrifft, glaube<br />

ich, daß ihr auch der genaueste Kenner Dantes nichts wird anhaben können<br />

die Form und Sprache haben im ganzen auch eine gestrenge Kritik nicht<br />

zu scheuen, obwohl nicht zu leugnen ist, daß man manche Strophen hie<br />

und da auch vollendeter und besser hätte gestalten können.<br />

Es ist zu staunen, mit welch' spielender Leichtigkeit der Übersetzer den<br />

Reim handhabt. Daß unter den vielen Tausenden von Reimen, und in einer<br />

Übersetzung dazu, auch manche unechte und nicht reine Reime untergelaufen<br />

sind, darf wohl niemand wundernehmen. Diese Leichtigkeit des Reimens ge-<br />

reicht zwar dem Übersetzer zu Ehren, nicht minder aber auch der serbo-<br />

kroatischen Sprache, <strong>für</strong> die es ein glänzendes Zeugnis ihres Reichtums bildet.<br />

Einen besonders melodiösen Anstrich erhalten die Verse durch die Laut-<br />

figuren, die Assonanz und Alliteration, von welchen die Übersetzung förmlich<br />

wimmelt.<br />

Einen beim Lesen der Übersetzung erhaltenen Eindruck möchte ich<br />

nicht unerwähnt lassen: die Intonation der Diktion und der Stil der ganzen<br />

Übersetzung verrät einen hohen Geist, ein starkes Talent, eine schöne Kennt-<br />

nis unserer Klassiker und des reichen Schatzes der Volkspoesie, gepaart mit<br />

einer sinn- und geschmackvollen Anwendungsgabe dessen, worüber der Geist<br />

verfügt. Icli weiß zwar nicht, ob Bischof üccelliui jemals selbst gedichtet hat,<br />

aber aus seiner schönen Übersetzung spricht eine edle, gottbegnadete Dichter-<br />

seele, denn nur eine solche kann ein Dichterwerk fühlen und es in echter,<br />

dichterischer Form übersetzen.<br />

Der Übersetzer hat statt des hendekasyllabischen Versmaßes des Origi-<br />

nals das unserer Volksdichtung eigene zehnsilbige Versmaß gewählt, weil<br />

dadurch der Akzent, der ja heute die Grundlage der Metrik ist, nicht zu leiden<br />

hat. So machte es auch Buzolic in seiner Übersetzung der »Hölle«, während<br />

Dr. Tresic-Pavicic in seinen bereits erwähnten Übersetzungsfragmenten die<br />

Metrik des Originals beibehielt. Hätte Bischof Uccellini das Original nach-<br />

geahmt, so wäre er vor die mühevolleAufgabe gestellt gewesen, nach einsilbigen<br />

Versanfängen zu fahnden ,<br />

oder doch zumindest nach zweisilbigen Wörtern,<br />

bei welchen der Akzent auf die zweite Silbe fällt. Doch auch unser Dekasyl-<br />

labus läßt sich nicht so ohne weiteres zähmen; das haben alle jene empfunden,<br />

die ihn in ihren Dichtungen nachahmen wollten. So hinkt auch mancher Vers,<br />

;

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