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Archiv für slavische Philologie

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—<br />

Iliirion Swiencickij.<br />

Schaft mit denselben erlaubt uns, ohne auf vorhandene Theorien bezüg-<br />

lich der Geschichte der kirchlichen szenischen Mysterien Rücksicht neh-<br />

men zu müssen, sie in Gruppen einzuteilen, was uns die Orientierung in<br />

der literarischen Bearbeitung des Verkündigungsstoffes, sowohl der Form,<br />

als auch dem Inhalte nach, erleichtern wird.<br />

Die älteste Gruppe zeichnet sich durch die einfachste Form aus<br />

und steht, was den Inhalt anbelangt, den kanonischen, das Ereignis be-<br />

handelnden Erzählungen am nächsten. Als ein typisches Beispiel der<br />

Bearbeitung dieser Art kann man den in Noten <strong>für</strong> 2 Stimmen gesetzten<br />

Text des Evangeliums Lucas, — reproduziert nach dem Processional von<br />

Cividale i) in Betracht ziehen. Diese Komposition wurde während der<br />

Prozession rings um die Kirche gesungen. — Auf Grund der an uns ge-<br />

langten Zeugnisse haben wir das Recht zu schließen, daß die Sänger in<br />

Kostüme gekleidet waren 2) und <strong>für</strong> ihr Spiel eine gewisse Belohnung er-<br />

hielten. Diese gewöhnlichen Dialoge, die mit einem Drama, abgesehen<br />

von der äußeren Form der aktiven Personen, nichts Gemeinsames haben,<br />

gab es nach dem Zeugnis von Magnin bereits im XII. Jahrh. ^j. — Der<br />

lateinische Text dieses rein liturgischen Spieles konnte ruhig längere<br />

Zeit unverändert bleiben, denn die frühere kurze Belehrung in Volks-<br />

sprache und die Mimik und Aktion der auftretenden Personen ermög-<br />

lichten es dem Ohr, fremdsprachige Laute richtig zu erfassen.<br />

Parallel mit dem Spiel und gewiß lange früher vor ihm wurde das<br />

Ereignis im Kirchenliede in Volkssprache behandelt.<br />

Wir weisen hier zum Beispiel auf die altfranzösischen Verkündi-<br />

gungshymnen aus dem XIII. Jahrh. hin •*), eine Umarbeitung der lateini-<br />

schen »Prosa«: »Missus Gabriel« ^). Der französische Übersetzer ließ zwei<br />

1) E. de Coussemaker, Drames liturgiques du moyen age. Rennes 1860,<br />

p. 280— 284, raunonciation. Der Herausgeber versetzt den Text in das XV.<br />

Jahrh. M. Sepet (Les prophetes du Christ, Bibl.de l'Ec. des chartes 1877,<br />

p. 'S9b, note 3) aber in das XIV. Jahrh., doch mit dem Vorbehalt, daß der li-<br />

turgische Text älter sein kann.<br />

2; Belege da<strong>für</strong> bei d'Ancona, Origini del teatro italiano. Torino 1891,<br />

I, S. 29, 90—93, 114 II-t; Acta Sanetorum, Antwerpiae 1668, martius t. III.<br />

p. 539; E. K. Chambers, The raediaeval stage. Oxford 1903, II, S. 67; An-<br />

nales archeolog. 1S57, XVII, p. 164—9 (Dranie liturgique — Missa aurea).<br />

3j Journ. gener. de Instruction publ. 1835, sem. 2, p. 478 und Douhet —<br />

Dictionnaire des Mysteres, Par. 1854, col. 379.<br />

*) Siehe in Romania 1875, IV. p. 370.<br />

') Der lateinische Text befindet sich bei Mone: Lateinische Hymnen des

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