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Archiv für slavische Philologie

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0. Schrader, Die Indogermanen, angez. von Scepkin. 507<br />

das Eecht, einige pia desideria des Historikers gegenüber den Werken<br />

0. Schrader's laut werden zu lassen. Sobald 0. Schrader sein Forschungs-<br />

gebiet als >Urgeschichte« und »Altertumskunde« auffaßt, übersteigt eine<br />

Aufgabe, wie er sie sich z. B. in dem »Reallexikon« gesetzt hatte, die Res-<br />

sourcen eines Linguisten, vielleicht überhaupt die Kräfte eines einzelnen<br />

Forschers; sie fordert schon eher, als Mitarbeiter, eine ganze Reihe von ver-<br />

schiedenen Fachmännern. Erst dann, auf Grund eines solchen kollektiven<br />

Werkes, dürfte man getrost ganz sichere, objektive Ergebnisse der Forschung<br />

in einem populären Büchlein auch einem größeren Kreise von Lesern bieten.<br />

Vorläufig läuft jeder Versuch der Art oft Gefahr, statt Wissenschaft und Bildung<br />

»einen Irrgarten von Hypothesen« zu pflanzen.<br />

Kehren wir zur Frage der Urheimat der Indoeuropäer zurück. »Als<br />

die ältest erreichbare Verbreitungszone der Indogermanen ergibt sich ein bald<br />

schmälerer, bald breiterer Länderstreifen, der sich vom Rhein bis zum Hindu-<br />

kiisch erstreckt. In dieser Anschauung stimmen, kann man wohl sagen, alle<br />

Sprachforscher und Historiker im wesentlichen überein.« Ja, diese Zeilen fallen<br />

wirklich mit der ruhigen Beurteilung K. Brugmann's zusammen, mit jener<br />

Forderung eines ausgedehnten Gebietes, welche P. Kretschmer als eine Vorbedingung<br />

<strong>für</strong> die Entwickelung des mannigfaltigen urindoeuropäischen<br />

Sprach- und Kulturkomplexes aufgestellt hat. So haben z. B. Niederle und<br />

K. Jirecek die Ursitze der Slaven, d'Arbois de Jubainville die Ursitze der<br />

Kelten, M. Much wohl die Ursitze der Germanen (nicht aber die gemeinsame<br />

Urheimat!) auf Grund prähistorischer Hilfswissenschaften in allgemeinen Zügen<br />

bestimmt. Für die Geschichtsforscher ist dies alles bereits »das Vorgeschichtliche«,<br />

denn das »geschichtlich Wahrnehmbare« fängt <strong>für</strong> uns erst mit den<br />

Wanderungen der Kelten seit dem IV. Jahrh. v. Chr., der Germanen seit dem<br />

II. v. Chr., der Slaven seit dem VI. n. Chr. außerhalb ihrer Ursitze an, wie<br />

diese Wanderungen durch lateinische und griechisch-byzantinische Schrift-<br />

steller bezeugt und geschildert werden. 0. Schrader will sich auch jetzt noch<br />

nicht mit diesen prähistorischen Fragen über die Ursitze der einzelnen indo-<br />

europäischen Völker begnügen oder mit jener Urheimat der Indoeuropäer, wie<br />

sie sich durch die Summierung dieser Ursitze zu einer langgezogenen Strecke<br />

ergibt. Er sucht noch immer eine frühere Heimat in den südrussischen Steppen<br />

zu erraten, aus der die Indoeuropäer in das Gebiet zwischen Rhein und Hindu-<br />

kusch eingewandert wären. Über eine solche Wanderung besitzen wir indes-<br />

sen überhaupt keine historischen, weder geschichtliche, noch vorgeschichtliche,<br />

das will sagen archäologische, historisch-geographische u. dgl. mehr<br />

Zeugnisse. 0. Schrader macht hier somit einen Sprung aus dem Fache der<br />

Prähistoriker in rein linguistische Paläontologie, wo die vergleichende Sprachforschung<br />

ganz allein nur aus sich selbst, wie eine Spinne, die Hypothesen<br />

abwickelt. Als Historiker dürfen wir überhaupt ihm nicht in diese Retortenkammer<br />

nachfolgen. Aber auch unter den Linguisten ist gegenwärtig<br />

0. Schrader beinahe der einzige, welcher noch gewisse Fragen aus dem Kul-<br />

turleben der Indoeuropäer in ihrer Urheimat mit linguistischen Mitteln allein<br />

zu beantworten <strong>für</strong> möglich hält, wenn auch die Prüfung durch Archäologie,<br />

speziell die Töpferei, durch die Erforschung der geographischen Namen, der

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