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Archiv für slavische Philologie

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Zu den ältesten slavisch-keltiscben Beziehungen. 57<br />

scheinlicli boten sich ihnen einige Wege dar: die einen führten nach Süd-<br />

westen (cf. die spätere Bewegung der Bojer), die andern nach Südosten,<br />

wohin auch die Germanen strebten (so ßnden wir Galater im südlichen<br />

Rußland im Bündnis mit den germanischen Skiren im IL Jahrh. v. Chr.);<br />

endlich stand ihnen auch der Weg nach Nordosten oflfeu, in die Weichsel-<br />

gegend, von wo die Germanen abwanderten: sie zogen auch nach dieser<br />

Richtung und nahmen ursprünglich germanisches Gebiet ein ; cf. die in<br />

späterer Zeit vor sich gegangene Besitzergreifung durch die Slaven der<br />

Länder zwischen Weichsel und Oder, Oder und Elbe, die nach dem Ab-<br />

zug der zu jener Zeit nach dem Süden strebenden Germanen öde lagen.<br />

Zugestanden, daß wirklich im IIL—IL Jahr. v. Chr. Germanen sich aus<br />

der Weichselgegend nach dem Süden bewegten, müssen wir die Möglich-<br />

keit zulassen, daß die Weichselgegend damals von Kelten besetzt wurde;<br />

dies würde uns auch erklären, weshalb die Weichselgegend nicht schon<br />

V. Chr. Besitz der Slaven und Balten wurde, wie dies später nach dem<br />

Abzug der Goten geschah. Dies ist die hauptsächlichste historische<br />

Grundlage , die ich <strong>für</strong> die Anerkennung der Veneder als Kelten bei-<br />

bringen kann. Die Veneder nahmen die Weichselgegend im III.—IL Jahrh.<br />

V. Chr. ein und hielten sieh in ihr bis zum Eindringen der Goten in das<br />

Weichselgebiet (ich sehe keinen Grund, Jordanes' Mitteilung, daß die<br />

Goten von Norden, aus Skandinavien, in die Weichselgegend eingedrungen<br />

seien, zu verwerfen).<br />

Indem ich diese historische Grundlage beibringe und die Hypothese<br />

vom keltischen Herkommen der Veneder aufstelle, muß ich, bevor ich zu<br />

den weiteren Beweisen übergehe, hervorheben, daß uns einerseits der na-<br />

türliche Gang der Dinge , andrerseits die auf uns gelangten historischen<br />

Zeugnisse nötigen, in der Geschichte der Veneder zwei Momente zu unter-<br />

scheiden : 1 . Veneder als Herren der Weichselgegend ; als solche unter-<br />

werfen sie sich, wenigstens in kultureller Beziehung, die nächsten öst-<br />

lichen Nachbarn: Finnen, Balten, Slaven; 2. Veneder teils unterworfen<br />

durch die Goten, teils durch sie verdrängt aus der Weichselgegend, wobei<br />

sie sich nach Osten und Nordosten entfernen an die baltische Küste, wo<br />

sie sich unter Slaven, sich ihnen unterwerfend, niederlassen. Ich habe<br />

von historischen Zeugnissen gesprochen ; ich will erinnern , daß Tacitus<br />

darnach, von den Markomannen gedrängt, siedeln sie teils über die Donau<br />

nach dem Plattensee, teils nach Gallien über. Die oben erwähnten Kotiner<br />

wurden 174 n. Chr. vernichtet (Dio Cassius, 71, 12, b].

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