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Archiv für slavische Philologie

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82<br />

A. Schachmatov,<br />

Letten, in Urkunden Lettia (Bielenstein, op. c, S. 150). Die von ver-<br />

schiedenen Forschern vorgeschlagenen Erklärungen dieser Namen aus<br />

den baltischen Sprachen kann man nicht als befriedigend anerkennen; es<br />

ist z. B. nicht denkbar, Letuwä mit letüs, lytüs: Regen zu verbinden.<br />

W. Stokes (zuerst?) hat den Namen Letuwä mitlatUtua: üfer, ui'keltisch<br />

litaviä: Uferland, Küste zusammengestellt^). Wir finden Letavia in einem<br />

mittelalterlichen Denkmal zur Bezeichnung der Bretagne, Armorica<br />

(Meeresufer) 2) : nämlich<br />

bei Caesar und auf Münzen Litavicos, Litauicus,<br />

Litaviccus in der Bedeutung: Ankömmling aus Armorica; cf. im mittel-<br />

ir. LetJia zur Bezeichnung von ganz Frankreich überhaupt (später<br />

Leatha) : altkymr. di Litau (glossa: Latio), Llydaw in der Bedeutung<br />

Bretagne, Armorica, Iledewic aus Letavicus. Ich glaube, daß die Ve-<br />

neder die östliche Küste des Baltischen Meeres Litavia nannten, woraus<br />

dialektisch Letavia, Letau, Als die Balten diese Küste einnahmen (nach<br />

Norden Letten, nach Süden Litauer), benannte man sie nach den Namen<br />

des von ihnen eingenommenen Landes. Daraus erklären sich auch die ver-<br />

schiedenartigen Formen laf- let- let- lii-, die wir im Namen der Litauer-<br />

Letten finden: ein entlehntes Wort, das nicht mit andern verwandten<br />

Wörtern in Verbindung steht, ist immer schnellen Veränderungen ausge-<br />

setzt. Es ist bemerkenswert, dali am Baltischen Meere wie am Atlanti-<br />

schen Ozean neben dem Laude der Veneden das Küstenland gleichmäßig<br />

Litavia hieß.<br />

D. Ergänzende Bemerkungen.<br />

Die Slaven nannten die Germanen von altersher Nemhci. Die<br />

herrschende Etymologie dieses Namens von ncmt der Stumme begegnet<br />

keinen Schwierigkeiten von lautlicher Seite '^); die semasiologische Seite<br />

1) Dieselbe Etymologie bei A.Walde. Lateiuisches etymologisches Wör-<br />

terbuch, 8. V. lUtis. Nach Thurneysen geht *l{tavia, letavia s.n{ *pltcwia zurück,<br />

cf. aind. prthivr. Erde (Holder, 8. v. Litavid. Die letztere Erklärung auch bei<br />

Brugmann. der keltisch-lat. Letavia, altkymr. Litau mit altind. pttfiivi, gr.<br />

IJXaiuifc, W.azuiui vergleicht und <strong>für</strong> die indoeurop. Ursprache *p[ti'ii' voraus-<br />

setzt. H. Pedersen, Vergl. Gramm. I, üo hält an Thurneysens Etymologie fest.<br />

2i Nämlich iu der Vita sancti Mevenni. lu der Vita saucti Cadoci liest<br />

mau: illum (Cadocumj advenisse ad quandam provinciam, quae quoudam Ar-<br />

morica, deinde Letau (Glück, op. c, a. v.).<br />

3) Die russische Betonung lUMnec, statt des zu erwartenden uiumrc (stokav.<br />

nijemac], geht auf den Einfluß des Plurals (und überhaupt der obliquen Casus)<br />

zurück, wo sie gesetzmäßig war.

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