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Archiv für slavische Philologie

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0. Schrader, Die Indogermanen, angez. von Rcepkin. '^{){)<br />

sondern bisweilen auch auf die Binnenseen und sogar das Gebirge. Niemand<br />

bestreitet die historische Tatsache, daß die Skythen, welche gegenwärtig <strong>für</strong><br />

einen Zweig der Iranier gehalten werden, in den südrussischen Steppen, jedoch<br />

ursprünglich ostwärts vom Don, ihre Ursitze besessen haben. Doch<br />

nimmt auch hier 0. Schrader selbst an, daß die Strecke längs den Ufern vom<br />

Schwarzen Meere in (<strong>für</strong> Mittel- und Nord-Europa) vorhistorischen Zeiten nicht<br />

von den Skythen, sondern von den (möglicherweise) ural-altaischen; Kim-<br />

meriern besetzt war. Der Zerfall des Urvolkes in eine fast ausschließlich die<br />

Viehzucht pflegende (Arier, wenn schon das Säen im Tocharischen wieder-<br />

kehrt: sa-scr-ju = gesät habend; und eine daneben auch den Ackerbau stärker<br />

betonende Hälfte (Europäer) spiegelt <strong>für</strong> 0. Schrader den Gegensatz von Steppe<br />

und Waldland im Norden und Nord-Westen des Schwarzen Meeres ab. Ja,<br />

wenn 0. Schrader auch die bewaldete Strecke von Schwarzerde (Cernozem)<br />

nördlicher gegen Kiev und nordwestlicher gegen dieKarpathen mit zu den südrussischen<br />

Steppen rechnet, dann entspricht der von ihm aufgestellte Gegen-<br />

satz den vorhistorischen Ursitzen der Skythen und der Slaveu. Sonst dürfte<br />

<strong>für</strong> diesen Gegensatz auch jede andere Gegend passen, wo Berge und Täler,<br />

Gebirgsabhäuge undEbenen an ihrem Fuße sich aneinanderreihen. Endlich hat<br />

der Lachs, der nun als »laks — Fisch« im Tocharischen aufgetaucht ist, dem<br />

0. Schrader wieder einmal die ganze Suppe verdorben. Entweder muß er<br />

diesmal einräumen, daß man die linguistische Paläontologie, als eine Wissen-<br />

schaft mit allgemein gültigen Ergebnissen, gar nicht treiben kann, wenn sogar<br />

bei einer rein konkreten Reihe wie »Lachs— lahs — lösos— lasziszä— laks«<br />

keineswegs mit Sicherheit zu entscheiden möglich ist, ob man von der Bedeutung<br />

»Fisch« oder »Lachs« auszugehen hat. Oder 0. Schrader muß von<br />

den Strömen Südrußlands <strong>für</strong> immer Abschied nehmen, da der Lachs tat-<br />

sächlich nur in den nordwärts sich ergießenden Strömen zu Hause zu sein<br />

scheint. Noch eine Konzession ist 0. Schrader gegenwärtig bereit, seinen<br />

Kritikern und den neuen Entdeckungen in Ostturkestan zu gönnen: die Ur-<br />

heimat in den südrussischen Steppen darf ihretwegen als ein letzter Rastort<br />

kurz vor der Trennung des Urvolkes aufgefaßt werden: »Ob es vor dieser<br />

Urheimat vielleicht anderswo noch eine zweite gegeben hat, diese Frage soll<br />

hier nicht präjudiziert werden.« (S. 160.)<br />

Alles, was B. Schrader schreibt und druckt, ist <strong>für</strong> die Männer der<br />

Wissenschaft immer im höchsten Grade belehrend, wenn sie auch vielleicht,<br />

wie öfters die Historiker, in den Fragen der Sprachenvergleichung über ein<br />

selbständiges Urteil keineswegs verfügen. Wir haben indessen etwas länger<br />

bei der Frage nach der Urheimat der Indoeuropäer verweilt, weil hier die Verwechslung<br />

und Vermischung von Prähistorischem und Linguistisch-paläonto-<br />

logischem, also von Allgemein-Anerkanntem und Subjektiv-Zulässigem, bei<br />

0. Schrader besonders schroff auffällt. Einen Geschichtsforscher dürfte dieser<br />

Mangel an Absonderung und Perspektive in bezug auf die Allgeraeingültig-<br />

keit des Stoffes und Urteils in den großen Werken Schraders wohl nicht<br />

verführen können, wohl aber den »größeren Kreis von Lesern«, <strong>für</strong> welchen<br />

das vorliegende Büchlein bestimmt ist. Eugen Scepkin.

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