Archiv für slavische Philologie

Erzengels Marienverkündigung« und das Annuntiationsmysterium. 403
lateinische Wörter am Anfang und einige andere im Text selbst ohne Über-
setzung stehen und schloß den 4-ten Vers der letzten Strophe mit dem
lateinischen »in die novissimo« ab. Auf S. 37 3 finden wir eine noch in-
teressantere Vermischung lateinischer und französischer Worte und zwar
im Liede : » Ave gloriosa |
duce
creature — Mater Salvatoris |
Virgine Marie
. . .« In der Handschrift Nr. 8336 der Bibliotheque de Philips aus dem
Ende des XIV. Jahrh. ^) kommt am Schlüsse der reinfranzösischen Be-
grüßung der Jungfrau ein Vierzeiler vor, dessen Wortlaut ob seiner Selt-
samkeit angeführt zu werden verdient. Wir lesen nämlich: »Sother,
Emanuel, Jesus, Principium |
Jhesu, ne lessez ma alme aver destrucciuu |
enfernal prisun |
Amen«.
Pater,
alpha et w, athanatos, Verbum j
E
ta mere me defende de
Wir haben diesen Teil der Verkündigungsliteratur deshalb berück-
sichtigt, um zwischen dem lateinischen liturgischen Spiele und dem
kirchlichen in der Volkssprache verfaßten Mysterium, das nur im Haupt-
teile den lateinischen Text des Evangeliums beibehalten hat, eine Ver-
bindung herzustellen. Wir führen hier die italienische » Rappresentazio
della Annunziazione« di Feo Belcari (1410— 14S4) an 2), worin die latei-
nische Verkündigung des Engels au Maria, wörtlich dem Evangelium
Lucas entlehnt, nur als ein unbedeutendes Bruchstück des durchwegs in
italienischer Sprache verfaßten Spieles bildet (S. 169— 178).
In der dritten Gruppe des Verkündigungsmysteriums war die Ver-
kündigung mit Ereignissen verbunden, die früher sich abspielten oder
auf deren Erklärung abzielten. Wir meinen hier einerseits Ludi Ma-
riales in der Art von : Mystere
de la Couception, Nativite, Mariage et
Annonciation de la Vierge, ca. 14 85a. (Msc. de Musee Conde - Bibl.
von Chantilly Nr. 657) 3)^ andererseits die Vereinigung des Propheten-
spieles mit jenem der Verkündigung und die Einleitung zu beiden Spie-
len, den sog. Processus paradisii. In diesem Umfange trat das Verkün-
digungsmysterium ziemlich spät auf, was wir unter Rücksichtnahme auf
Mittelalters. Freiburg in Br. 1853—5, II, S. 55— C>. Der Dialog zwischen dem
Engel und Maria in anderen Hymnen (S. 37, 45, 47, 49) stimmt Wort für Wort
mit dem Evangelium überein.
1) Vgl. die Abb. von P. Meyer: Le ms. 8336, in: Romania XIII, S. 510.
-) A. d'Ancona, Sacre rappresentazioni dei secoli XIV—XVI. Firenze
1872, I, S. 178.
3) G.Cohen, Geschichte der luscenisierung des Dramas in Frankreich,
S. 220, Anm. 1
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