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Archiv für slavische Philologie

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Tomko Marnavic als Fälscher des im J. 1222 geschr. glagolit. Psalters. ] 15<br />

Schaft seines Machwerks mit irgend einem kyrillischen Psalter werden<br />

wir noch sehen. Oder wenn Levakovic erst aus dem Marnavic'schen<br />

Exemplar erlernen mußte, daß man in MAU, nOH, iihh, ;1,c>h^h den<br />

Laut j nicht durch m, sondern durch s zu schreiben hat, so beweist das<br />

wieder nur die Oberflächlichkeit seiner Kenntnisse. Soll er schon im<br />

Marnavic'schen Exemplar h als^' von ii durch das Zeichen ^ auseinander-<br />

gehalten vorgefunden haben, so spricht auch das abermals <strong>für</strong> die fäl-<br />

schende Klügelei Marnavic's, der nur in späten kyrillischen Handschriften<br />

einen Anhaltspunkt <strong>für</strong> diese Unterscheidung zu finden vermochte, mag<br />

er sie auch hundertmal dem unschuldigen Clericus Nicolaus Arbensis in<br />

die Schuhe geschoben haben. Die Fälschung Marnavic's verrät sich noch<br />

durch einen weiteren orthographischen, den echten kroatisch-glagoliti-<br />

schen Sprachdenkmälern ganz unbekannten Charakterzug. Marnavic ent-<br />

schloß sich nämlich, den Unterschied zwischen ^ (^) und ä (s oder ?) in<br />

der Art der alt- und mittelbulgarischen Texte auch in seinem Psalter<br />

durchzuführen. Während alle echten kroatisch-glagolitischen Texte, also<br />

auch solche des XIII. Jahrh., kein ^ als Buchstaben, sondern nur 0b<br />

kennen, schrieb Marnavic in seinem gefälschten Psaltertext: S'-pääs (da<br />

auf A kein Punkt steht, so sieht man, daß er das Wort in russischer<br />

Weise als knjazi ausgesprochen wissen wollte), M-pi^s (einige Male),<br />

3 e^A, ^''+ e&A, vb+as (einmal mit (\,); einmal (ps. 6, v. 11) steht <strong>für</strong><br />

vehementer statt des vollen Wortes vA.Sh% voll aus-<br />

geschrieben (in dem Paralleltext auf linker Seite oder Kolumne dagegen<br />

steht öjAÄa).<br />

Auch sonst begegnen in der Orthographie dieser Marnavic'schen<br />

Fälschung allerlei Inkonsequenzen, die es einem schwer fällt dem Karaman<br />

zuzuschreiben, zumal der daneben parallel in der linken Kolumne<br />

geschriebene Text der »slavo-griechischen«, wie es heißt, auf der Sep-<br />

tuaginta beruhenden Redaktion, d.h. die übliche glagolitische Redaktion,<br />

ähnliche Inkonsequenzen in viel geringerem Maße aufweist. So lesen wir<br />

ps. 1.3 cJibsvi [ch'ivo), was <strong>für</strong> einen Text des XIII. Jahrh. sehr un-<br />

wahrscheinlich wäre ; Marnavic aber war ein Ikavac. In dem Parallel-<br />

text steht das minder auffallende

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