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Archiv für slavische Philologie

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Kritischer Anzeiger.<br />

bloß die Zahl zwei, während sie <strong>für</strong> die Preußen bis über fünfzig heraufsteigt<br />

(S. 97— 104).<br />

Aber auch daraus kann man wohl keinen bindenden Rückschluß auf die<br />

Nationalität der Untertanen Bevölkerung der betreffenden Ortschaften ziehen.<br />

Das ist ja auch erklärlich <strong>für</strong> eine Zeit, wo man das Menschenmaterial haupt-<br />

sächlich von ökonomischem Standpunkte behandelte, wo die nationale Idee<br />

gegenüber der Idee des christlichen Universalismns noch so ziemlich schlum-<br />

merte — ein Umstand, den sich auch der Verf. nicht verhehlt (S. 39).<br />

Der Verf. eifert gegen die wissenschaftlichen Bestrebungen, aus appel-<br />

lativen Ortsnamen zu weite Rückschlüsse auf die Nationalitätsverhältnisse der<br />

relativ ursprünglichen Bevölkerung einer Landschaft zu ziehen. Das mag ja<br />

auch zum Teil richtig sein, und grundsätzlich könnte man hier der Ansicht<br />

des Prof. A. Brückner beipflichten, welche der Verf. wiedergibt, nämlich:<br />

»Slavische Ortsnamen besagen, daßSlaven einmal irgendwelche Veranlassung<br />

gefunden haben, den Ort zu benennen, nicht daß sie ihn auch bewohnt oder<br />

bebaut haben müssen . . .« (S. 105). Diese Ansicht leidet scheinbar an einem<br />

Widerspruch, sie läßt sich jedoch vielleicht aufrecht erhalten, wenn man ihr<br />

eine rationale Erklärung unterschiebt. Freilich müssen nicht jeden slavisch<br />

benannten Ort ursprünglich auch Slaven bewohnt resp. bebaut haben, aber<br />

dieser Ort muß doch, sozusagen, einmal zum Revier der Slaven gehört haben,<br />

sonst hätten sie keine Veranlassung gefunden, ihn zu benennen; er kann dann<br />

später einmal auch von Nichtslaven besiedelt worden sein, aber es muß doch<br />

mindestens in einer gewissen Nähe von Slaven geschehen sein^).<br />

Zum Schluß mögen noch einige Bemerkungen allgemeinen Charakters<br />

über die Arbeit ihre Stelle finden. Der Verf. unterzog sich umfangreichen<br />

archivalischen Nachforschungen (im Königsberger Staatsarchiv), zog auch die<br />

einschlägige Literatur erschöpfend heran. Wiewohl in dem Werke eine ge-<br />

wisse nationale Voreingenommenheit nicht zu verkennen ist (Vorwort, S. 13,<br />

14, 89, 111), ist doch überall in seinen Ausführungen die entsprechende Vor-<br />

sicht und Gewissenhaftigkeit zu bemerken, welche den wissenschaftlichen<br />

Charakter der Arbeit genügend verbürgen.<br />

Als eine Leistung in ihrer Art ist die beigegebenc Karte zu betrachten,<br />

wo mit einfachen Mitteln alle Ergebnisse der Arbeit anschaulich dargestellt<br />

werden. Auf zwei Punkte muß man jedoch den Leser aufmerksam machen<br />

Es werden auf der Karte Ortschaften genannt, »die vom Kulmerlande« (33 an<br />

Zahl), und solche, >die von Pomesanien aus« (0 an Zahl) besiedelt wurden.<br />

Das bedeutet, dem Texte zufolge, nicht etwa Ortschaften, deren sämtliche<br />

Kolonisten aus dem Kulmerlande resp. aus Pomesanien kamen — darüber<br />

wissen wir nichts — sondern nur, daß die mit den betreffenden Ortschaften<br />

zuerst beliehenen Personen aller Wahrscheinlichkeit nach ihre Herkunft aus<br />

den beiden genannten Landschaften herleiten. Und. zweitens, mag auch nicht<br />

1) Man denke heutzutage an Gegenden mit relativ primitiven Verhältnissen,<br />

wo das Volk in einem gewissen Umkreise Wälder, Hügel usw. mit<br />

recht charakteristischen Namen zu belegen weiß — Bodengestaltungen, die<br />

wahrscheinlich noch gar nicht von Menschen bewohnt waren.<br />

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