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Archiv für slavische Philologie

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Kroatische Volkslieder heraiieg. von N. Andric, aagez. von HorAk. 269<br />

daß die Prahlerei völlig grundlos war nud erklärt, sie werde sich rächen.<br />

Wirklich tötet sie auch den Prahler und seine neun Brüder. Als es der Zar.<br />

dessen Brüder die Ermordeten waren, erfährt, verzeiht er dem Mädchen. Über<br />

ein ähnliches französiches Motiv aus der Bretagne berichtet Köhler Kl. Schriften<br />

III, 238: Ein Mädchen tötet im Kampfe um seine Ehre 18 Edelleute; dann<br />

geht sie nach Paris, wo sie der König befreit.<br />

Schon diese, leider unvollständige Inhaltsangabe beweist klar die Wich-<br />

tigkeit dieser reichhaltigen Sammlung. Allein Kefer. sieht die große Bedeu-<br />

tung des Sammelwerkes, welches uns Herr Dr. Andric vorlegt, auch darin,<br />

daß es eben kroatische Volkslieder sind. Denn durch kroatische Vermittlung<br />

können ja süd<strong>slavische</strong> Stoife teils zu den Slovenen, teils zu den Slovaken<br />

gelangen i).<br />

Glücklicherweise besitzen wir eine Sammlung, an der wir diese slova-<br />

kisch-kroatischen Beziehungen studieren können. Es ist die unverdient ver-<br />

gessene Sammlung von Fr. Kurelac »Jacke«, — Lieder, welche der eifrige<br />

Verehrer der kroatischen Sprache unter den ungarischen Kroaten aus der<br />

Umgebung von üdenburg, Eisenburg und Wieselburg gesammelt hatte. Ich<br />

führe einige Lieder an, deren slovakischer Ursprung außer Zweifel steht.<br />

Kurelac, S. 4(J, Nr. '20!):<br />

Janko stoji na potoki,<br />

Krvave si ruke pere.<br />

Ca si, Janko, ti ucinil,<br />

Da si ruke okrvavil? usw.<br />

Vei'gleichen wir damit ein slovakisches Lied aus der Sammlung Sloven-<br />

ske Spevy I, 113 (307)2):<br />

Chodi Janko po potoce,<br />

hoja hoj!<br />

Chodi Janko po potoce,<br />

nmyva si z krve rnce, Boze niöj<br />

Cos', Jaiiicko, cos' urobil,<br />

hoja hoj!<br />

Cos', Janicko, cos' urobil,<br />

ked sis' ruce zakrvavil,<br />

Boze möj<br />

Die Lieder gehören offenbar zusammen. Nun ist aber diese Ballade auf<br />

dem ganzen Gebiete der west<strong>slavische</strong>n und kleinrussischen Poesie stark ver-<br />

', Was die Slovaken betrifft, so war noch ein anderer Weg möglich:<br />

Süd<strong>slavische</strong> Stoffe konnten von den Serben und Bulgaren zu den Kleinrussen<br />

gelangen und durch deren Vermittlung zu den Slovaken.<br />

2) Im weiteren gebrauche ich die Abkürzung Sl.Sp. und gebe überall die<br />

Seite an ; die eingeklammerte Zahl bedeutet die Nummer des Liedes. Es ist<br />

dies nötig, um Mißverständnisse zu verhüten, weil in den älteren Sammlungen<br />

die Numerierung der Lieder nicht einheitlich ist. Vgl. bei Kurelac die Lieder<br />

auf S. 30'J ff.<br />

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