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Archiv für slavische Philologie

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Ilarion Swiencickij,<br />

Weit mehr gemeinsame Merkmale mit unserem Dialog weisen manche<br />

Vevkündigungshomilien rücksichtlich der Weiterentwicklung des literari-<br />

schen Sujets auf. Wir meinen darunter das apokrjphische Element, wel-<br />

ches sowohl im Dialog, wie auch in der Predigt an zahlreichen Stellen<br />

nachweisbar ist. Nach dem Protoevangelium gab es zwei Verkündigungen<br />

— die eine am Brunnen, die andere im Wohnhause. Anläßlich der Schil-<br />

derung der Engelsbotschaft erzählt Maria ihrem Bräutigam, wie sie beim<br />

Wasserschöpfen am Brunnen einen sonderbaren Gruß vernahm und in<br />

ihrer Kammer einen Jüngling sah, welcher ihr den Willen Gottes ver-<br />

kündet hat. Davon erzählt in seiner Predigt auch Jakob der Mönch ^j<br />

(XI. Jahrb.). Der Genannte ist außerdem über die Vorgänge im Himmel<br />

unterrichtet, denn er schildert, wie Gott-Vater den Erzengel Gabriel be-<br />

auftragt, sich mit der frohen Botschaft zu Maria nach Nazareth zu be-<br />

geben. Die letzte Episode seiner Predigt (Baller. 246— 251) erinnert<br />

sehr an die früher besprochene von Johannes Chrysostomos: IJäXiv<br />

'/uQäg evayyskiag. Der weitere Teil der Homilie ist wiederum ein Dialog<br />

vom deskriptiv- dogmatischen Typus des Werkchens von Sophronios<br />

(f 63 S, Baller. II, 6o flf.). Interessant ist die gedachte Predigt noch aus<br />

dem Grunde, weil sie, ganz ähnlich wie bei Germanos, mit einem Gebete<br />

an die Mutter Gottes abschließt. Die Furcht Mariens, als Opfer des Be-<br />

truges zu fallen, wie es mit der Urmutter Eva geschah, wird im Dialog<br />

von Germanos mit einigen Phrasen abgetan, während bei Sophronios das<br />

ganze XXVI. Kap. (Baller. 71<br />

—<br />

T/,) der Beweisführung des Engels, er<br />

sei nicht Eva's Verführer und habe auch nicht das Unglück des Menschen-<br />

geschlechtes verschuldet, gewidmet erscheint. Interessant ist auch der<br />

Umstand, daß der Engel im weiteren Gespräche seinem ehrerbietigen<br />

Verhalten gegenüber Maria fast mit den Worten des Engels aus dem<br />

Dialog von Germanos Ausdruck verleiht (Baller., S. 7S— SO und Daniel:<br />

Thesaur. hymnolog., HL Bd., S. 20—22).<br />

Auf Grund alles dessen können wir jedoch nichts anderes behaup-<br />

ten, als daß es sich hier nur um gewöhnliche, durch ein gemeinsames<br />

Sujet bedingte Übereinstimmungen handelt. In diesen gemeinsamen<br />

Merkmalen auch die Homogenität der Form erblicken, d. i. die Homilie<br />

des Patriarchen Germanos in ihrer Totalität <strong>für</strong> ein gewöhnliches pane-<br />

gyrisch-dogmatisches Erzeugnis der Kirchenpredigt ansehen zu wollen,<br />

dies ist, unserer Meinung nach, wohl nicht begründet. Wir haben <strong>für</strong><br />

1) Vgl. Ballerini, op. cit., t. II, S. 253.

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