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Archiv für slavische Philologie

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Jirecek, Geschichte der Serben, angez. von Radonic. 283<br />

Bar (Antivari), dessen dunkle Geschichte Jirecek dadurch zu beleuchten<br />

trachtete, daß er auf ähnliche Gründung von Bistümern im byzantinischen<br />

Apulien, in den Orten Bari, Trani, Tarent und Lucera hinwies. Auch die<br />

sonstigen kirchlichen Verhältnisse des Ostens, sowie die Entwicklung der<br />

Bogomilischen Sekte fanden ausreichende Berücksichtigung. Charakteristisch<br />

ist der intensive Einfluß der byzantinischen Kultur in Makedonien, stark aus-<br />

geprägt in einigen Kirchenbauten. Bei der Schilderung der Kulturverhältnisse<br />

dieser Periode verweilt der Verfasser ausdrücklich bei der bekannten<br />

Chronik des Presbyter Diokleas, die zwischen llGd und 1!S() von einem Prie-<br />

ster aus Antivari verfjißt wurde. Er studierte die sprachliche Seite dieser<br />

Chronik und gelangte auf Grund derselben zu den Resultaten, über die er in<br />

einer besonderen Studie in dieser Zeitschrift berichten zu wollen verspricht.<br />

Die Periode der Dioklitischen Könige kam ausführlich und in anziehender<br />

Weise zur Darstellung, wobei dem Verfasser die byzantinischen Schriftsteller<br />

Kedrenos, Kekaumenos und Bryennios als Wegweiser dienten. Die Macht der<br />

serb. Könige Dioklias erstreckte sich auch über Bosnien, wo der König Bodin<br />

einen Fürsten Stephan als Herrscher eingesetzt hatte. Die Kreuzfahrerzüge<br />

durch die serbischen Länder kamen besonders zur Sprache. Seine Darstellung<br />

dieser Beziehungen zwischen den Kreuzfahrern und Balkanländern zeichnet<br />

sich gegenüber den früheren dadurch aus, daß er stärker, als es bisher ge-<br />

schab, die westlichen Quellen heranzog. Wir wollen eine bisher wenig be-<br />

kannte Notiz hervorheben, daß bei dem Engländer Orderich Vitalis ausdrück-<br />

lich »Bodinus Sclavorum rex« erwähnt wird.<br />

Ein besonderes Kapitel ist dem Begründer des mittelalterlichen Staates<br />

der Nemanjiden, dem Stefan Nemanja, gewidmet. Die Charakteristik des<br />

Mannes ist wohl gelungen. Mit großem Fleiße sind alle Angaben über Ne-<br />

manja, seine Beziehungen zu Byzanz, Ungarn und dem Westen, sowie über<br />

sein Mönchsleben gesammelt und so gruppiert, daß das Bild sehr plastisch<br />

aussieht. Interessant sind namentlich die Angaben des byzantinischen Zeit-<br />

genossen Eustathios über Nemanja und sein äußeres Aussehen. Ebenso kräftig<br />

und lebhaft gezeichnet sind die Züge des Sohnes Nemanjas, Sava, des Be-<br />

gründers der serbischen autokephalen Kirche und des ersten serbischen Erz-<br />

bischofs. Für das richtige Verständnis der Persönlichkeit Savas ist besonders<br />

wichtig der Protest des Achrider Erzbischofs Demetrios Chomatianos. Man<br />

ersieht daraus, daß Sava nicht bloß ein Asket, ein die Welt fliehender Mensch<br />

war, wie ihn seine Biographen Domentian und Theodosios schildern, sondern<br />

auch ein Herrschersohn, der die Gastmähler nicht verschmäht, der Rosse zu<br />

tummeln und sich von großem Gefolge begleiten zu lassen liebt. Nur ein sol-<br />

cher Mann, der mehr Politiker als Asket war, vermochte das große Werk der<br />

Verkündigung der serbischen kirchlichen Unabhängigkeit und der kirchlichen<br />

Organisation durchzuführen. Es ist übrigens merkwürdig, daß Jirecek den<br />

Hauptanteil an diesem großen Werke dem Stephan Prvovjencani zuschreibt,<br />

den er wohl mit vollem üeeht zu den begabtesten Nemanjiden zählt. Er be-<br />

trachtet, und wohl mit Recht, die Autokephalie der serbischen Kirche als<br />

eine Folge der Erhebung des serbischen Groß-Zupanentums zum Königtum.<br />

Für die außergewöhnlichen Fähigkeiten des Stephan Prvovjencani spricht

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