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Archiv für slavische Philologie

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Kleine Mitteilungen.<br />

dem latein. adventus (Ankunft des Heilands) in Parallele zu stellen (Wurzel<br />

korM, asl. KpaKT, der Schritt;. Allein kracun findet sich eben sonst nirgends<br />

als Bezeichnung <strong>für</strong> die Adventzeit verbürgt, sondern nur als Vigilienfaste<br />

am Christabend, resp. als Weihnachten, somit erscheint auch die^e Deutung,<br />

abgesehen von allen sonstigen Schwierigkeiten, keinesfalls annehmbar. Nun<br />

kommen wir auf Schuchardts Besprechung einer Abhtndlung von Osk. Asböth<br />

»Slavisches in der magyarischen christlichen Terminologie«. Diese Besprechung<br />

erschien im J. 1SS6 im Literaturblatt <strong>für</strong> germanische und roma-<br />

nische <strong>Philologie</strong> {VII, S. 152 ff.) und da heißt es: Das merkwürdigste unter<br />

den von Asböth erörterten Wörtern ist unzweifelhaft »karäcson Weihnach-<br />

ten«. Asböth leitet nicht nur dies Wort aus dem Slavischen her. wie man das<br />

immer getan hat, sondern ist auch geneigt, es hier <strong>für</strong> ursprünglich zu halten,<br />

während Miklosich, ohne es deuten zu können, es als unslavisch aufführte.<br />

Recht hat Asböth darin, daß er meint, die etymologische Frage müsse erst<br />

entschieden werden, ehe man russ. ^koiocun WeihnsLchten* mit »korocimTodt<br />

zusammenstellte, wie es Miklosich tut. So viel ich sehe, muß dies Wort ur-<br />

sprünglich rumänisch sein. Die Bezeichnung des Weihnachtsfestes enthält<br />

überall von allem Anfang den Namen Christus, obwohl er dann wegfallen oder<br />

durch ein allgemeineres Wort ersetzt werden kann 'z. B. natalis oder nafalicium<br />

<strong>für</strong> CJiristi natalis, Weihnacht <strong>für</strong> Christnacht). So haben wir engl, christmas,<br />

niederl. hersfecst, neugr. /otffro»5;'£»'j'«, alban. hrsncht, kesendel, kesne?. [Christi<br />

natalis). Wenn man die starke Entstellung der alban. Formen betrachtet, so<br />

wird man es nicht zu befremdlich finden, daß ich mm. cniciim zz= Christ{i je]junium<br />

ansetze. Jvjmiium findet sich im kirchlichen Latein neben jtjunium<br />

vigi/iae <strong>für</strong> vigilia schlechtweg und hat gerade im Rumänischen diese Bedeu-<br />

tung gewahrt: ajun heißt einfach »Vorabend« und so sagt man insbesondere,<br />

mit einem ganz verdunkelten Pleonasmus, ujunul craciunului »Weihnachtsabend«.<br />

Ob nun dieses Wort direkt aus dem Rumänischen in das Magyarische<br />

oder durch Vermittlung des Slavischen übergegangen ist, das wage ich nicht<br />

zu entscheiden ... So Schuchardt! Bezüglich der Behauptung, daß das Wort<br />

craciün (kracun) ursprünglich rumänisch sein müsse, wird man ihm wohl recht<br />

geben müssen, bezüglich der weiteren Erklärung des Wortes jedoch kann<br />

man sich gewisser Bedenken nicht leicht entschlagen. Sollte sich schon durch<br />

eine ziemlich weitgehende Haplologie aus Christi jejjun[iumj ein Christjun<br />

entwickelt haben, dann bliebe uns noch immer schwer begreiflich, wieso ein<br />

betontes reines / in ein klares a und sfj in c (nicht sc) übergegangen sein<br />

sollte. Auf die einfachste Weise mochte man da ein kriscnn erwarten und<br />

nicht einkrT.cün oder kracun. da ja in der angenommenen Verbindung (sei es<br />

schon Christi jejuuiura oder jejunium Christi) jedenfalls der determinierende<br />

Teil vor dem determinierten mehr betont sein müßte. Was aber bei dieser<br />

Erklärung die größte Schwierigkeit bietet, ist wohl die Annahme, man könne<br />

neben der Gleichung >ajun (jejunium) = vigilia« auch noch eine zweite, aber<br />

unverhältnismäßig gewagtere Parallele statuieren, nämlich Christus = Christi<br />

natalis, — oder man könne von der vollständigen Namensform dieses Festes,<br />

nämlich von Christi natalis, nach Belieben bald »Christi« bald »natalis« fort-<br />

lassen. Der Wegfall des determinierenden Teiles im Namen des Christfestes

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