23.11.2013 Aufrufe

eine Reise gegen die Zeit

eine Reise gegen die Zeit

eine Reise gegen die Zeit

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

kann, an einigen Stellen werden Aufräumarbeiten sichtbar. Ist es<br />

trocken, fallen dann <strong>die</strong> Steinbrocken, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Strasse schmücken.<br />

Zwischen denen windet sich <strong>die</strong> Strasse an den steilen Hängen<br />

der Berge unter <strong>die</strong> Wolkendecke, fällt mit 10 bis 15 % jählings<br />

ab und verlangt volle Aufmerksamkeit: in fünf Stunden 250 km<br />

Serpentinenfahrt, gelegentlich unterbrochen an <strong>eine</strong>m selbst gewählten<br />

Aussichtspunkt, abrupt gestoppt vor den in den Asfalt<br />

eingezogenen bis zu 10 cm tiefen Wasserablaufgräben, mein rechtes<br />

Hinterrad blockiert bei Volleinsatz der Bremsen – und rutscht<br />

dann geradewegs hinein – rums. Mit dem 1. Gang ziehe ich mich<br />

wieder raus. Die Schlaglöcher lassen m<strong>eine</strong>n Ranger schwimmen,<br />

er schwänzelt und tänzelt mit s<strong>eine</strong>n steifen Hüften – Jahrgang<br />

2006: es gibt immer noch nur <strong>eine</strong> mechanische Federung, <strong>die</strong><br />

natürlich bis auf <strong>die</strong> Achsen durchschlägt. Wie der Wagen das<br />

150000 km über <strong>die</strong> Jahre ausgehalten hat, wahrscheinlich hatte<br />

er bessere Fahrer. Wenn dann das stärkere Vierrad an der selben<br />

Stelle beim Überholen auf enger Bergstrasse auch zu tänzeln und<br />

zu schwänzeln anfängt, wird es eng. Die Strasse ist so eingegrünt,<br />

dass du den dahinter liegenden Abhang nicht sehen kannst. Das<br />

Grün vermittelt <strong>eine</strong> Behaglichkeit, an <strong>die</strong> du dich verführerisch<br />

anlehnen möchtest. So koste ich <strong>die</strong> kühle Höhenluft, gelegentlich<br />

hustet mein Ranger s<strong>eine</strong>n Russ dem Hintermann ins Gesicht. Ich<br />

sehe in <strong>die</strong> herben, von Entbehrung gezeichneten, hageren Gesichter<br />

der Berglaoten, <strong>die</strong> sich auf Stelzen und Pfählen in ihren<br />

Bambus geflochtenen und Blätter gedeckten Häuser an <strong>die</strong> Strasse<br />

beugen. N 13 – ökonomische und politische Lebensader.<br />

Je weiter ich mich vom Fluss entferne, desto ärmlicher <strong>die</strong><br />

Gegend. Die schmalen Rücken, Nasen und Sättel im Gebirge, auf<br />

denen sich <strong>die</strong> Menschen niedergelassen haben, geben ausser<br />

der Strasse k<strong>eine</strong>n Lebensraum. Ab und zu steigt Rauch im Wald<br />

auf, dann wird wieder ein Stück abgebrannt für <strong>eine</strong>n Flecken<br />

unverbrauchter Erde, auf den sie Bananenstauden oder Trockenreis<br />

anbauen. Der Rytmus der Brandrodung hat sich auf zwei bis<br />

drei Jahre verkürzt, <strong>die</strong> Erde vermag sich in <strong>die</strong>ser <strong>Zeit</strong> nicht genügend<br />

zu erholen. Manche tragen noch <strong>die</strong> bleich gewaschenen<br />

122

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!