eine Reise gegen die Zeit

geliehen sein, die Wasserbüffel tragen mühelos ihren Part wie die
Fischer ihre Netze und Kormorane. Die „Ohs“ und „Ahs“ sowie der
Applaus häufen sich. Ein Fest der Sinne, das keine Kamera vermitteln
kann: China kann Massen führen.
Verblichener Zauber
S a m s t a g, 11.09.2010
Wenn ich um sieben mein Nest verlasse, schlägt mir die feuchte
Wärme ins Gesicht. Schon das mindert die Freude am Frühstück,
aber gemach, meine Hoffnung trog, auch das chinesische
Frühstück ist lieblos hingeknallt, wie die Frage der Concierge
„Room Number?“, kein „Guten Morgen“ – und dann sind um 0700
die Dumplings, die Nudeln die angemachten Rühreier ebenso kalt
wie um 0900, einzig schmackhaft: gekühlter Zitronensaft.
Um es vorweg zu nehmen, ich habe heute keinen Unfall, wenn
ich davon absehe, dass eine Libelle gegen meine Brille geflogen
ist – haben die denn kein Radar, oder zumindest GPS ? Zwei-,
dreimal schicken mich die Burschen in die falsche Richtung, aber
zum Schluss ist immer ein Dorf, eine Brücke, ein Strassenschild,
an dem ich mich orientieren kann. Und ich habe sie wirklich alle
gepackt, den „Ancient Totem Path“, die „Butterfly Cave“, die „Water
Cave“ „really no fake!“, den grossen Banyan Baum – als ob es
einen grösseren Banyan Baum als den auf Kauai/Hawaii gäbe. An
der „Drachen Cave“ fahre ich vorbei zum „Moon Hill“ – und hier
wird die ganze vermaledeite Touristenfilosofie sichtbar: Da ist ein
Loch in den Fels geblasen – und schon eine Attraktion. Dabei ist
die Landschaft als solche das Geheimnisvolle, wenn sie dann so
unter dir liegt. So nah sind die Hügel, so vielfälig die Formen, dass
die Fantasie nicht ausreicht, sich alles vorzustellen. In Liu Sanjie
schaue ich mir die Inspiration des gestrigen Abends noch mal bei
Tageslicht an, der Zauber des Lichts ist dahin, im grellen Mittagslicht
sind die Hügel gesichtslos.
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