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Grün liefern <strong>die</strong> Flüsse zum Lied der Welt, wo nicht geholzt wird.<br />
Warum sind <strong>die</strong> Menschen so süchtig nach Urwald, wenige<br />
lassen sich den Taman Negara entgehen. Ist es <strong>die</strong>se schmeichelnde<br />
immergrüne Urgewalt, <strong>die</strong> Unheimlichkeit des Waldes,<br />
in den Märchen und Legenden voller Kobolde und Trolle, guten<br />
und meist bösen Geistern, der uns mehr verbirgt als preisgibt,<br />
den Unwissenden bedroht und den Wissenden beschützt? 100 km<br />
ohne Haus, ohne Tankstelle – einfach nur Wald und Holz. Ein lichteres<br />
Grün vermittelt sich den Strassenbändern durch <strong>die</strong> Farnbäume,<br />
<strong>die</strong> an der Strasse ihren Lichtbedarf stillen. Endlich der<br />
Abzweig, noch 50 km bis Gua Musang. Ein „Kul“, Mehlkugel mit<br />
fermentierter Soja, und ein heisser Limonentee stärken für <strong>die</strong><br />
restlichen 120 km nach Tanah Rata inmitten der Highlands, <strong>die</strong><br />
nach ihrem britischen Entdecker Cameron benannt wurden. Das<br />
Landschaftsbild ändert sich, steile Berge, schmale Täler, überall<br />
spannen sich Plastikplanen über den Teeplantagen. Hier wird tamilisch<br />
gesprochen und Tandoori gekocht: Inder haben hier unter<br />
der britischen Besatzungs- oder heisst es korrekt Kolonialmacht<br />
- ihre Fertigkeiten im Teeanbau ausgebaut – <strong>eine</strong> ganze Gesellschaft<br />
lebt britisch: <strong>die</strong> Anwandlungen von Tudorhäusern, <strong>die</strong><br />
Nutzung der britischen Schulen und Kindergärten – weiss Gott<br />
wohl nicht für <strong>die</strong> Einheimischen. Selbst mein indischer Besitzer<br />
lässt sich den „Tearoom“ im „Bala Chalet“ mit gelobten Scones<br />
und Erdbeermarmelade – 22 RM - nicht nehmen, aber weiss der<br />
Himmel, er serviert den Tee im Beutel. Welche Gastgebernatur<br />
dahinter steckt, vermittelt mir bereits s<strong>eine</strong> Frau, 160 RM für <strong>die</strong><br />
Nacht, während das Angebot im Internet auf 120 RM lautete, mich<br />
ärgert das ja nicht mehr, aber wundern darf ich mich doch ob der<br />
Profitgier des britisch erzogenen Inders – das ist mir bei m<strong>eine</strong>m<br />
chinesischen Gastgeber in Cherating nicht passiert. Überteuerte<br />
mufflige Zimmer kündigt ja schon der <strong>Reise</strong>führer an, jetzt kommen<br />
auch noch miefige Gastgeber dazu. Das liegt wohl auch an<br />
der Abkühlung – der erste Regen auf der Rundreise.<br />
Ein Spaziergang über <strong>die</strong> Jalan Besar, ein Tandoori Chicken aus<br />
der südindischen Küche des Surialokals – eigentlich sind das auch<br />
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