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eine Reise gegen die Zeit

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gehörigen Wut im Bauch schaue ich den Militärs ins Gesicht, ihre<br />

Augen verstecken sich hinter dunklen Sonnenbrillen – der Killereffekt<br />

wirkt.<br />

Verwundert registriert <strong>die</strong> kl<strong>eine</strong> tibetische Fee m<strong>eine</strong>n<br />

Wunsch nach Buttertee – der wird in dem Touristenlokal, wo<br />

gerade <strong>eine</strong> Studiosus-Gruppe abgefertigt wird, zu Mittag nicht<br />

angeboten, dann eben grünen Tee aus der Flasche zu Gingernudeln<br />

30 Y. Mit 10 Y reicht das Taxi bis zum Ramoche Tempel in der<br />

Altstadt, der zweitälteste Tempel nach dem Jokhang. Ich nutze <strong>die</strong><br />

„freie Verfügung“-zu kurzen Begegnungen, <strong>die</strong> mir kl<strong>eine</strong> Jade<br />

abgenommen hatte. Das Eintrittsticket 20 Y lässt ein freundliches<br />

Gespräch mit dem Mönch zu, der mich in den Versammlungsraum<br />

einlädt, wo ich m<strong>eine</strong>n Rundgang unter Opfergaben mache.<br />

Draussen vor der Tür – es ist ein ganz gewöhnlicher Dienstagnachmittag<br />

– sammeln <strong>die</strong> Menschen Karmapunkte mit unablässigem<br />

Niederfallen und Anbetung unter Gemurmel. Auf dem mittleren<br />

Pilgerweg strömt es regelrecht, Frauen haben ihre Kinder mit<br />

Schnüren auf den Rücken gebunden, rote Backen zeichnen <strong>die</strong><br />

braunen Gesichter, <strong>die</strong> Nasen sind in aller Regel spitzer als <strong>die</strong> der<br />

Chinesen. In <strong>eine</strong>r atemlosen Eile rennen <strong>die</strong> Pilger mehrfach um<br />

den Tempel, jeder Gang zählt, jede Umdrehung der Trommel oder<br />

Orgel erhöht <strong>die</strong> „Lebensenergie“ – ich habe mich noch nie so tief<br />

in <strong>eine</strong> andere Kultur fallen lassen. Und sie hat mich nicht abgewehrt<br />

oder ausgespuckt, sondern mich mit genommen, im doppelten<br />

Sinn des Wortes: Ich sitze mit ihnen auf der Steinbank am<br />

Tempel nach m<strong>eine</strong>m Rundgang, plötzlich streichelt <strong>eine</strong> faltige<br />

Hand m<strong>eine</strong>n Arm, nimmt m<strong>eine</strong> Hand, um s<strong>eine</strong> Hand in m<strong>eine</strong><br />

zu legen. Wir schauen uns an – wozu noch Worte: Es ist – doch nur<br />

ein Traum: LHASA - „free Tibet now“.<br />

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