eine Reise gegen die Zeit

Gelbmützenorden religiöse und weltliche Macht in den Dalai und
Pantschen Lama zu Beginn des 15. Jahrhunderts mit der Gründung
des Klosters Ganden 1406 vereint hatte. Drepung, 1416 gegründet,
zeigt uns Tsongkhapa als Graffiti am Fels und mit den anderen
Lamas im Dukhang, der grossen Versammlungshalle. Für meine
kleine Jade kein Aufhebens wert – in die offenen Kapellen dürfen
nur Männer eintreten. Mein „Buddhismus ist eine Männerangelegenheit“
kontert sie „es gibt auch Frauenklöster“ – in Worten eins.
Überhaupt habe ich meinen Gefallen an ihrem Wissen um Buddhismus
im Allgemeinen, dem tibetischen im Besonderen. Gelegentlich
machen uns die unterschiedlichen Namen Beschwer, uns
auf eine Version zu einigen. So benutze ich den indischen Pali-
Namen der Mutter Buddha‘s „Maya“, sie verwendet den mythologischen
„Vijaya“, den Platz der Erleuchtung platziere ich unter
den Boddhi-Tree nach Bodh-Goya in Indien, was ihr ebensowenig
sagt wie Sarnath, dem Ort, an dem er seine ersten fünf Schüler
versammelt. Bezeichnend das geringe Parallelwissen in der Ausbildung,
das Kenntnis anderer Länder bedingte.
Auf der Rückfahrt erwartet uns der Sommerpalast des 14. und
heutigen Dalai Lama, einer Inkarnation des Boddhissattva‘s Avalokiteshvara,
den er sich 1956 errichten liess, ehe er anlässlich
der Unruhen im März 1959 das Land verliess. Der Norbulinghka
ist ein Edelstein in der Parkkultur Lhasa‘s, des um Wohn- und
Industrieparks vergrösserten Dorfs. Ein Tronsitz ist vorgerichtet,
ebenso wie ein Schlaf- und Audienzzimmer, mit Lacktapeten verziert,
auf denen Geschichten aus dem Leben des 14. Dalai Lamas,
Buddhas und Tsongkhapas erzählt werden. Selbst die Mutter des
Dalai hatte einen Raum im Haus, den sie allerdings am Abend
wieder verlassen musste. Wenn meine Idee Früchte trägt, lassen
die Chinesen dem Dalai Lama und den Tibetern wieder Haus und
Herrschaft, wenn dafür Tibet auf eine territoriale Ausgrenzung
verzichtet. Denn die Idolwirkung dieses hochverehrten Menschen
ist unschätzbar für die Einheit dieses Volkes; ich spüre sie,
wenn auf Stühlen und Tischen die Geldscheine sich häufen und
zwischen all den tastbaren Gegenständen die Tibeter ihre Gebete
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