eine Reise gegen die Zeit

auf, zeichnen geisterhafte Wesen auf die Felsen.
Im Dunst der Gischt meine ich eine Kontur zu erkennen, hager
zeichnet sich ein Profil, noch verwaschen und undeutlich, die
Gestalt vermittelt eine tiefe Gelassenheit inmitten der tosenden
Wasser. Das sprunghaft überbordende Wasser berührt ihn nicht,
es ist als ob das Wasser nach ihm lechzt, aber nicht erfassen kann,
weil ihn der Fels verfestigt.
„Hey, alter Freund, bist du‘s?“ Keine Antwort. „Schenk mir
noch eine Weile, ich habe dir noch viel zu sagen.“ – keine Reaktion
- „ Du bist so schnell von dannen gegangen, ohne Abschied, da
war doch eben noch dein „Aufbruch am Mekong“ und jetzt einfach
„Abbruch“. Nein, hier an diesem Platz weiss ich, es war dein
Finale, deine Endstation Sehnsucht, die du ahnungsvoll beschrieben
hast:
...„Im Felsen findet der Mekong seinen Meister. Er sprüht
und gurgelt und zischt. Der Strom wütet gegen karstiges
schwarzes Gestein und will in kraftvollem Aufwallen die massiven
Barrieren wegspülen. Vergebens. Mit Gischt und weissen
Wirbeln stürzt das Wasser in die Tiefe. Der Mekong bäumt
sich auf in elementarem Zweikampf. Die Khone-Fälle bieten
ein tosendes Schauspiel und werden zum grossen Finale dieser
Reise. Das Panorama der Kaskaden zieht sich als gigantische
Bühne durch die amphi-bische Landschaft im Süden von Laos;
die grössten Fälle der Region, aber nicht die einzigen, die den
Mekong hier in Rage bringen. Es ist als habe sich der Schöpfer
dieser Erdformation nicht entscheiden können zwischen dem
Festen und dem Flüssigen; beides verschwimmt wie die Farben
eines frischen Aquarells zu Siphadone, zu 4000 Inseln.
Kilometer bevor sich der Mekong auf das Getöse der Khone-
Fälle einlässt, fliesst er weit verzweigt in unerschütterlichem
Gleichmass. Es ist die Ruhe vor dem Sturm“...
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