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e, ade mein Mini. Es regnet, ich sehe wahrscheinlich bedröppelt<br />
aus, aber es zeigt Wirkung. Ein Honda Hilux entpuppt sich als<br />
Touristenkutsche, bei der ich anklopfe – ein japanisches Ehepaar<br />
aus Tokio ist zunächst irritiert, sagt dann aber „ja“, ich steige ein<br />
– und werde auf deutsch begrüsst! Sie ist Übersetzerin und hat gerade<br />
“Tonio Kröger“ von Thomas Mann übersetzt und klagt über<br />
<strong>die</strong> schwierige Satzfolge bei Mann. Ich stimme ihr zu – und erzähle<br />
ihr über Tübingen, wo sie in den 60-er Jahren Germanistik<br />
stu<strong>die</strong>rt hat. Natürlich nehmen sie mich mit gleich bis Wat Phou,<br />
dem renovierungsbeürftigen „Tempel am Berg“.<br />
Ein langer Anlauf zwischen Lingams zeigt <strong>die</strong> hinduistische<br />
Tradition, <strong>die</strong> von buddhistischen Momenten überlagert wird,<br />
ähnlich wie in Angkor Wat. Zwei Klosteranlagen links und rechts<br />
befinden sich in desaströsem Zustand, Frankreich und Italien haben<br />
grosse Schilder platziert, dass sie sich für <strong>die</strong> Restaurierung<br />
verantwortlich fühlen. Doch was mich fasziniert ist, dass selbst in<br />
<strong>die</strong>sem elenden Areal <strong>die</strong> zwei, drei Buddhastatuen bekleidet und<br />
beschmückt sind, unsere laotischen Guides opfern an jedem heiligen<br />
Platz mit innigen Gebeten - ich schliesse mich an und sage<br />
mit drei tiefen Wais „danke“ für <strong>die</strong> glückliche Fügung. 77 Stufen<br />
markieren den Weg zum zentralen Heiligtum Bot auf dem Berg,<br />
von dem sich <strong>die</strong> wunderbare landschaftliche Einbettung zeigt,<br />
im Hintergrund der Mekong.<br />
M<strong>eine</strong> Gastgeber lassen es sich nicht nehmen, mir auch <strong>die</strong><br />
Rückreise anzubieten, dafür lade ich zum Essen ein. In Ban<br />
Muang am Mekong finden wir ein Gruppenrestaurant, bei dem<br />
unsere Fahrer Provision in Form <strong>eine</strong>s Essens kassieren. Ich trinke<br />
Wasser, <strong>die</strong> übrigen Beerlao. Der Rückweg ist wieder ein Glück,<br />
allein wäre ich wahrscheinlich gar nicht mehr über den Mekong<br />
über gesetzt, denn <strong>die</strong> Fähre fährt nicht regelmässig, sondern<br />
nur, wenn sie voll ist, selbst für den Honda und s<strong>eine</strong> sechs Gäste<br />
macht er k<strong>eine</strong> Ausnahme. Wir nehmen <strong>die</strong> „neue Strasse“,<br />
schlingern durch aufgeweichtes Erdreich, <strong>eine</strong> Fahrrinne, links<br />
und rechts Drainagegräben bis zu 1,5 m tief, ich nehme Sicherheitshaltung<br />
ein. In der Spur kommen uns <strong>die</strong> Fahrzeuge entge-<br />
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