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Grün und verliert zeitweise sein Milchgesicht. In der Kühle des<br />
Abends schwärzt er sich ein. Die ersten Sterne leuchten ausgewaschen<br />
am Firmament. Der Mekong verwöhnt uns einmal mehr<br />
mit s<strong>eine</strong>n kraftvollen Bildern.<br />
Ich vermisse <strong>die</strong> Mücken, der Strom fliesst zu schnell, <strong>die</strong> Mücken<br />
sind zu langsam. Dafür begleiten einige gewaltige Insekten,<br />
Heuschrecken, Nachtfalter unser abendliches Dinner, das der laotische<br />
Koch wieder gezaubert hat. Das Gespräch fliesst träge, <strong>die</strong><br />
Gedanken sind ausgetauscht, <strong>die</strong> Pläne geschmiedet. Holger präsentiert<br />
„Bomb Harvest“, ein australisch-deutsches Film-Projekt,<br />
das <strong>die</strong> mühselige und gefährliche Arbeit der Bomben- und Minensucher<br />
mit Galgenhumor versetzt.<br />
Die Wasser schäumen, ein paar Katarakte geben dem Strom<br />
neue Nahrung. Weisse Whirlpools spannen sich quer über den<br />
Fluss, einzelne Felsen ragen hervor, <strong>die</strong> Widerwellen überschlagen<br />
sich. Enger spannt sich das Tal, fasst so wie am Mittelrhein<br />
– es fehlen nur <strong>die</strong> Burgen, Dörfer, Strassen. Hier gibt es k<strong>eine</strong><br />
Flucht, hier geboren sein, heisst bleiben müssen. Der Kulturfilm<br />
hat kein Ende. Deshalb auch haben unsere Serviceboys – Mädchen<br />
sind k<strong>eine</strong> an Bord – ständig ihr Wörterbuch aufgeschlagen<br />
– sie lernen bei der Hand englische Vokabeln, um <strong>eine</strong>s schönen<br />
Tages <strong>die</strong> Flucht zu wagen. Ich bin nicht sicher – zu stark sind <strong>die</strong><br />
Familienbindungen, <strong>die</strong> Verantwortlichkeiten, <strong>die</strong> Sorge um Frau<br />
und Kind. Sie sind in ihrem Dienst privilegiert. Ein Trinkgeld von<br />
20 € springt nach jeder <strong>Reise</strong> allemal heraus.<br />
Die Stromschnellen sind passiert. Ban Kok Hua Kheng Luang<br />
– <strong>die</strong> Gruppe besichtigt das Kamudorf, das auf <strong>eine</strong>r Landzunge<br />
liegt. Ich mag den Menschen nicht gruppenweise in <strong>die</strong> Kochtöpfe<br />
schauen, deshalb bleibe ich zurück. Das Schiff spürt den Wasserdruck,<br />
es schlingert ein wenig durch <strong>die</strong> Strömung, <strong>die</strong> bei der<br />
schmalen Taille des Flusses heftiger auf den Bootskörper einwirkt.<br />
Die Kapitäne haben das gut im Griff, ein wenig Seetrunkenheit<br />
kann ja nicht schaden – <strong>die</strong> Lieder lallen sich dann leichter. Der<br />
ewig gleiche Rytmus will ertragen sein – fünf Tage auf dem Boot,<br />
das reicht dann auch.<br />
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