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eine Reise gegen die Zeit

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Orangensaft, ein kl<strong>eine</strong>s Baguette, lieblos mit Plastikbutter und<br />

Marmelade ausstaffiert, ein dünner grüner Tee, ein lieblos mutziger<br />

Service von Kindern, <strong>eine</strong> freche kupierte Katze, <strong>die</strong> sich an<br />

mir festsetzt und mich kratzt, als sie kein Stück vom Brosamen<br />

erhält. Ich bin m<strong>eine</strong>r eigenen Sicherheitsfilosofie untreu geworden<br />

– und habe vorab gezahlt, aber ehrlich gesagt, ich bin auch<br />

noch nie enttäuscht worden, also kann das Wagnis nur gelingen:<br />

Quittung für 200.000 Kip Boot nach Nakasang, Jeep zu den Wasserfällen<br />

Khone Pha Phang, 8 US $ für <strong>die</strong> 09 30 Busfahrt nach<br />

Stung Treng/Cambodia. „Mai Päng“ - möchte ich rufen, aber ich<br />

habe gelernt, als Einzelreisender zahle ich immer das ganze Boot,<br />

den ganzen Bus, so auch hier.<br />

Das Langboot kreuzt um 0740 auf, richtet <strong>die</strong> Schnauze in den<br />

Strom und tuckert gemächlich 30 Minuten zurück nach Norden,<br />

wo in Nakasang <strong>die</strong> Hächer schon unterwegs sind, mein Bootsführer<br />

winkt ab, ich habe m<strong>eine</strong> Ruh‘ und folge ihm, der m<strong>eine</strong>n<br />

20 kg <strong>Reise</strong>koffer trägt.<br />

Am Ende des Dorfes nehme ich für <strong>eine</strong>n Augenblick Platz,<br />

5.000 Kip, ein Trinkgeld für <strong>die</strong> flotte Fahrt, dann taucht ein superneuer<br />

Hilux auf, packt mich ein und nach 6 km kurz vor den<br />

Wasserfällen wieder aus - 20.000 Kip. Schon auf dem 5-minütigen<br />

Hinweg dröhnen <strong>die</strong> Wasser. Der erste Blick auf den 15 m<br />

tiefen Graben, den <strong>die</strong> Wassermassen hinunter stürzen, überwältigend.<br />

Nicht dass Niagara- und Victoria- und Iguacufälle nicht<br />

höher sind, aber <strong>die</strong> Wassermassen treiben hier ein orgiastisch<br />

wirbelndes Fest: Kampf der Elemente – Wasser und Land. Kampf<br />

zweier Titanen, <strong>die</strong> einander in nichts nachstehen. So etwa muss<br />

es ausgesehen haben als in der Schöpfungsgeschichte Gott am<br />

dritten Tag Wasser und Land teilt. Das ist nicht „Wassermusik“,<br />

das ist Beethoven‘s vertonter elysischer Trunk, das ist Wagner‘s<br />

„Götterdämmerung“ zugleich. Ich bin allein an <strong>die</strong>sem Morgen<br />

im Angesicht der kämpfenden Gewalten, suche mir ein Plätzchen<br />

und stiere in <strong>die</strong> Wasser, <strong>die</strong> sich hier auf <strong>eine</strong>r Breite von 1 km<br />

tummeln, <strong>die</strong> Widerwellen werfen springende Schatten, <strong>die</strong> Illusion<br />

ruft <strong>die</strong> Irrawadi Delfine ins Bild. Wasserschwaden steigen<br />

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