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„Lobe den Herren“- Schöpfer – ich habe ein neues altes Ziel erreicht,<br />
den Li Jiang.<br />
Schleier um Schleier wird von den Turmkarsthügeln entfernt,<br />
dahinter verstecken sich Bienenkörbe, Kamele, Drachen, Elefanten,<br />
Spitzhüte – <strong>die</strong> Fantasie gibt den Dingen Namen und gerät ins<br />
Stottern, so viele 80, 100, 200 m hohe Hügel reihen sich am Flussufer<br />
und dahinter aneinander. Natürlich nutzen <strong>die</strong> Wasserbüffel<br />
das kühle Wasser für ein Morgenbad.<br />
Ohne Sonnendach und mit <strong>eine</strong>r Last, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Bambusstangen<br />
unter Wasser drücken, schiessen einheimische Flösser an uns<br />
grusslos vorbei, <strong>die</strong> Touriflösse sind wohl in der Mehrheit. Gelegentlich<br />
gibt an Engstellen ein „Riese“ Hornsignale, neben den<br />
Flössen sind für grössere Gruppen und als Fähre zwei- bis dreistöckige<br />
Flösse unterwegs. Ich wundere mich, dass sie so leicht<br />
manövrieren, aber ohne Kiel und mit hochgelegtem Propeller<br />
schaffen sie <strong>die</strong> Untiefen ebenso wie unsere kl<strong>eine</strong>ren Flösse. Das<br />
Grün der Hügel spiegelt sich im Wasser. Die Gruppe ist angenehm<br />
still, der Augenblick vertieft sich. Stunden vergehen. Vor unseren<br />
bequemen Bambus-Liegestühlen spielt sich das Flussleben ab. Ich<br />
weiss nicht, ob <strong>die</strong> Fischer, <strong>die</strong> um <strong>die</strong>se <strong>Zeit</strong> ihre Netze werfen,<br />
nur für <strong>die</strong> Touris arrangiert sind, aber <strong>die</strong> Ernsthaftigkeit, mit<br />
der sie ihrer Beschäftigung nachgehen, lässt vermuten, dass sie<br />
für sich und den Markt arbeiten.<br />
Lin‘s Überraschungen halten an: Nach drei Stunden ist der<br />
Tank leer – geschickt steuern <strong>die</strong> Flösser unter Staken das Ufer an<br />
und wie von Geisterhand bestellt, stehen plötzlich 3 offene Minibusse<br />
da, nehmen wortlos <strong>die</strong> Gruppe auf – das ist nicht das erste<br />
Mal, dass sie <strong>die</strong>sen Job erledigen – und setzen uns 40 Minuten<br />
später nach <strong>eine</strong>r Fahrt über bumpige Feldwege in <strong>eine</strong>n Bus ab,<br />
der uns leztendlich nach weiteren 45 Minuten in Yangshuo auslädt.<br />
Es soll auch Flösse geben, <strong>die</strong> bis YangShuo durchhalten,<br />
aber um Klage zu führen, ist niemand mehr da. In <strong>eine</strong>m „Li-<br />
River-Ticket-Office“ vermute ich nicht zu Unrecht englisch sprechendes<br />
Personal, das mir endlich <strong>die</strong> Schriftzeichen für „New<br />
Century Hotel“ aufzeichnet, aber jetzt brauche ich sie auch nicht<br />
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